Die Schweizer Spitäler kämpfen bereits mit finanziellen Schwierigkeiten. Wegen der Coronakrise mussten viele Betriebe Betten freihalten und Behandlungen verschieben – die Folge davon waren tiefere Einnahmen. Die Kantone helfen den Spitälern darum mit zusätzlichem Geld aus der Patsche.
Die Krankenhäuser sehen sich mit einem weiteren finanziellen Problem konfrontiert, über das in der Öffentlichkeit bisher niemand gesprochen hat. Betroffen sind zwölf grosse Betriebe, unter ihnen die fünf Schweizer Universitätsspitäler. Sie alle wurden im Frühling 2019 von einer Nachricht des Softwareunternehmens Microsoft aufgeschreckt.
Bisher erhielten die Spitäler Ermässigungen – gleich wie die Universitäten
Bis jetzt war es so: Microsoft gewährte den grossen Spitälern Rabatte auf die Lizenzgebühren. Die Betriebe wurden gleich behandelt wie Schweizer Universitäten und andere Ausbildungsinstitute. Für den Gebrauch von Office, Excel, Powerpoint, Outlook und anderer Microsoft-Produkte bezahlten die Spitäler relativ wenig.
Damit soll nach dem Willen des Techgiganten aber Schluss sein. Die Spitäler müssten ein Mehrfaches für die Lizenzen aufwenden. In einem Betrieb ist von einer achtmal höheren Summe die Rede. Konkrete Zahlen waren nicht in Erfahrung zu bringen. Die Spitäler sagen nicht, wie viel sie bisher an Microsoft bezahlten und wie viel nun von ihnen verlangt wird.
Tobias Steger, der Mediensprecher von Microsoft in der Schweiz, bestätigt auf Anfrage die Gebührenerhöhung. «Im April 2019 haben wir ein Preismodell für Universitätsspitäler angekündigt, das die Gleichbehandlung mit anderen Spitälern in der Schweiz sicherstellen soll», sagt Steger.
Nach seinen Angaben sollen die Konditionen «sukzessive über einen Zeitraum von fünf Jahren an das neue Modell angepasst» werden. «Die Anpassung soll nicht in einem Schritt erfolgen, um den Spitälern die Budgetierung und Planung zu erleichtern und um ihnen die Möglichkeit zu bieten, strategisch zu entscheiden, welche neuen Technologien zukünftig in ihrem Betrieb zum Einsatz kommen sollen.» In der Entwicklung neuer Technologien, zum Beispiel beim Einsatz künstlicher Intelligenz im Operationssaal, arbeite Microsoft eng mit den Spitälern zusammen.
Die Wettbewerbskommission könnte involviert werden
Die grossen Spitäler führen nun einen Abwehrkampf. Sie versuchen Microsoft in Verhandlungen davon zu überzeugen, dass die Forderungen übertrieben sind. Die Spitäler äussern sich dazu nur in allgemeiner Form. Nicolas Drechsler, Sprecher des Universitätsspitals Basel, sagt: «Der Kostenfaktor in einem Spital ist selbstredend neben der Qualität von grosser Relevanz. Wir äussern uns jedoch nicht zu allfälligen Vertragsverhandlungen.»
In einzelnen Betrieben prüft man offenbar eine Beschwerde an die Wettbewerbskommission. Der Vorwurf würde lauten, dass Microsoft mit der starken Gebührenerhöhung eine marktbeherrschende Stellung ausnütze.