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Wiler-Ersigens Philipp Fankhauser tritt nach dem Superfinal mit nur 27 Jahren vom Leistungssport zurück – am liebsten mit dem 9. Titel.
Wenn heute die Entscheidung um die Meisterschaft im Schweizer Männer-Unihockey fällt, ist dies für einen Protagonisten eine ganz spezielle Partie: Philipp Fankhauser beendet mit dem Superfinal zwischen Wiler-Ersigen und Alligator Malans seine langjährige Karriere.
«Das ist definitiv mein Rückzug vom Leistungssport», äussert sich Philipp Fankhauser dezidiert auf die Frage nach der Endgültigkeit seines Entscheides am Ende der laufenden Spielzeit den Stock zur Seite zu legen. Nach elf Saisons Spitzenunihockey beim SV Wiler-Ersigen in der Nationalliga A will der 27-Jährige seinen Schwerpunkt im Leben fortan anders legen. In Zukunft wird seine Profession vorgehen.
Zumindest bis Samstag ist aber noch Unihockey Trumpf. Denn in seiner 11. Saison auf Spitzenniveau könnte Fankhauser mit den Farben des SV Wiler-Ersigen nochmals – es wäre für ihn der neunte an der Zahl – den Titel des Schweizer Meisters gewinnen.
Im heutigen Superfinal, der in dieser Form zum dritten Mal ausgetragen wird, kommt es zu einer Neuauflage der Paarung vor zwei Jahren, als in Kloten die Superfinal-Premiere über die Bühne ging. Schon damals hiessen die Widersacher SVWE und Alligator Malans.
Es siegte der Branchenkrösus aus dem unteren Emmental in einem epischen Finalspiel mit 6:5. «Wir erwarten erneut einen Gegner auf Augenhöhe», blickt Fankhauser voraus. Während Wiler die Qualifikation einmal mehr als souveräner Leader abgeschlossen hatte, bekundete Alligator mit Rang vier etwas mehr Probleme.
In den Playoffs siegte man in einer hart umkämpften Viertelfinalserie gegen Kantonsrivale Chur erst in Spiel sieben. Der SVWE seinerseits zog nach der Auftaktniederlage gegen die Kloten-Bülach Jets standesgemäss in den Halbfinal ein, wo die beiden Widersacher von heute Samstag jeweils mit einem glatten 4:0-Erfolg diskussionslos in den Final avancierten.
Lebten die Alligatoren in den vergangenen Jahren immer von herausragenden Verstärkungen aus dem Ausland, so scheinen sie sich in der Zwischenzeit von dieser Abhängigkeit emanzipiert zu haben. Heute stellen mit Kevin Berry, Tim Braillard, Remo Buchli, Christoph Camenisch, Dan Hartmann und Claudio Laely wieder echte Bündner Jungs die Leistungsträger dar, was sich auch im Nationalteam, wo die Alligatoren den Löwenanteil ausmachen, niederschlägt.
An der Bande hingegen vertrauen sie dem Finnen Esa Jussila, der nach etlichen Jahren sowohl bei Malans als auch beim SVWE sowie der derzeitigen Aufgabe als Assistenztrainer der Nati als «eingeschweizert» gelten dürfte. Beim SVWE stehen neben der goldenen Generation um die Hofbauer-Brüder (wobei Matthias heuer ohne den verletzten Christoph auskommen muss) und Zimmermann sowie dem ebenfalls sehr erfahrenen Patrick Mendelin zunehmend die jungen, nachrückenden Kräfte im Fokus, welche die beste Zeit noch vor sich haben.
Nicht zu vergessen sind die finnischen Top-Verstärkungen: Abwehrminister Tatu Väänänen sowie Überflieger Ville Lastikka, der mit Jahrgang 96 und 24 Skorerpunkten in den Playoffs für Aufsehen sorgte. So oder so scheint es schwierig, einen Favoriten zu benennen. Die Vorteile dürften trotzdem bei Wiler-Ersigen liegen, denen ein höheres Mass an offensiver Durchschlagskraft zuzurechnen ist.
Einer, der bei Wiler-Ersigen über all die Jahre den Kampfgeist in Person darstellte, ist Philipp Fankhauser. «Ich hatte nie besonders viel Talent. Ich musste mir alle Erfolge stets hart erarbeiten», erzählt er weiter.
«Ich hatte nie besonders viel Talent. Ich musste mir alle Erfolge stets hart erarbeiten.»
Diese Aufgabe erfüllte er mit Bravour: Nach seinem Debüt im Fanionteam mit 16 Jahren reihte der Utzenstorfer ganz elf Spielzeiten in der NLA aneinander und sammelte dabei zahlreiche Titel- und Nationalmannschaftsehren (8 Schweizer-Meister-Titel, 1 Cupsieg, 2 WM-Teilnahmen). Der grosse Skorer sei er nie gewesen, berichtet die Nummer 23. Abseits der nackten Zahlen machte er sich einen Namen als Vorbild in Sachen Kampf und Leidenschaft und avancierte so zu einer SVWE-Identifikationsfigur.
Doch warum soll nun mit 27 Jahren Schluss sein? Mehrere Faktoren hätten zu diesem Schluss geführt, meint Fankhauser: «Mir war immer klar, dass ich eines Tages den familieneigenen Bauernbetrieb übernehmen möchte. Einen Schritt in diese Richtung werde ich ab diesem Sommer vollziehen und daneben hat es für Spitzenunihockey wenig Platz. Zudem werde ich immer wieder von gesundheitlichen Problemen geplagt.»
Neben wiederkehrenden Rückenbeschwerden und mehrerer erlittener Gehirnerschütterungen sei er zudem nach dem Pfeifferschen Drüsenfieber, woran er vor zwei Jahren erkrankt sei, nie mehr ganz auf sein sportliches Toplevel zurückgekehrt. «Ich habe in all den Jahren meinem Körper nicht immer Sorge getragen, gerade aufgrund meines kämpferischen Spielstils. Eine gewisse Abnutzung macht sich nun bemerkbar», blickt er auf eine Karriere zurück, die ihn angesichts seiner Erfolge und Erlebnisse mit Stolz und grosser Zufriedenheit erfülle.
Zu guter Letzt sei auch der Erfolgshunger nach über 20 Jahren Unihockey nicht mehr gleich gross, was ihm, der nach dem Motto «Alles oder Nichts» lebt, Fingerzeig genug sei, dass es Zeit ist, das Augenmerk zu verlagern. Doch heute will er es nochmals wissen und sich mit einem neunten Schweizer-Meister-Titel den Abgang vergolden – was gibt es Besseres?