Turnen
Personalnot im Solothurner Turnverband

Die Solothurner Turner haben ein Problem: Dem Turnverband fehlen neue Behördenmitglieder – dabei wäre die Arbeit durchaus attraktiv.

Gregory Mathys
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Solothurner Zeitung

Nach neun Jahren tritt der Projektchef des Solothurner Turnverbands (SOTV), Fritz Flury, von seiner Position zurück. Eigentlich ein ganz gewöhnlicher Vorgang, nur ist diesmal alles etwas anders. Die 11.Delegiertenversammlung des SOTV wird von Personalvakanzen überschattet und die Rekrutierung neuer Behördenmitglieder steht daher im Zentrum.

Neben Flury konnten auch Sponsoringchef Kurt Minder, Nicole Lüthi vom Sekretariat und der Präsident der Region Olten-Gösgen, Ueli Kissling, noch nicht ersetzt werden.

Die Demissionen an sich sind für den Präsidenten Rolf Kristandl normal, unbekannt sei aber die Schwierigkeit, neue Leute zu finden. Auch Flury ist von der Situation überrascht. «Ich wollte eigentlich den Jungen Platz machen und habe fest damit gerechnet, dass es kein Problem wäre, Ersatz zu finden.»

Keine Zeit mehr

Die Gründe für den Notstand sind schnell gefunden. Ueli Kissling ortet vor allem ein gesellschaftliches Problem: «Es sind nicht mehr viele Leute bereit, ihre Zeit für freiwillige Arbeit zu opfern.» Dies glaubt auch Kurt Minder, er sieht aber zudem fehlenden Mut als Ursache für das Vakuum. «Es ist nicht jedermanns Sache, vor vielen Menschen aufzutreten und wichtige Entscheidungen zu treffen.»

Der Präsident denkt, dass ein viel zu grosser Respekt vor den Aufgaben dieser Stellen bestünde. Dabei gäbe es unter den 21000 Mitgliedern sicher einige, die mehr als ausreichend dafür qualifiziert wären.

Job nimmt nicht viel Zeit in Anspruch

Flury ist sogar der Meinung, dass im Prinzip jeder seinen Aufgabenbereich ausfüllen könnte. «Dieser Job ist keine Riesensache und zudem ein perfekter Einstieg in den Vorstand.» Schlussendlich behauptet Kristandl, «dass viele Mitglieder nicht richtig wissen, was der SOTV alles leistet». Dies führe dazu, dass man eher bereit sei, sich im eigenen Verein statt auf kantonaler Ebene zu engagieren.

Der Verband bleibt aber nicht untätig und versucht, auf die Situation zu reagieren. «Wir gehen mehr an die Basis, zeigen, wer wir sind und was für Aufgaben wir haben», sagt Kristandl. Zudem mache man die Vereine sowie die Regionen auf den Notstand aufmerksam.

Stellenabbau?

Sollten die Massnahmen nicht fruchten, hätte dies diverse Konsequenzen. «Wir müssten sicher die Administration verkleinern. Es ist ja zum Beispiel fragwürdig, ob wirklich jede der vier Regionen einen eigenen Finanzchef braucht», meint der Präsident. Ein Leistungsabbau beträfe vor allem die Delegationen. Dies bedeutet, dass etwa Geburtstagbesuche stark reduziert oder an Betreuungspersonen abgegeben würden.

Die Zurücktretenden sind frustriert, dass niemand ihre Posten übernimmt. Dabei könnte eigentlich grosser persönlicher Profit erzielt werden. Neben der guten Kameradschaft sei vor allem der Netzwerkaufbau bis in die Politik hinein ein positiver Aspekt der Position, meinen die Betroffenen unisono. Es ist dem SOTV, Flury, Minder, Kissling und Lüthi zu wünschen, dass sich neue Mitglieder der Aufgaben annehmen. Anreize gäbe es definitiv genug.