Editorial
Nutzen wir die Chance!

Heute nimmt die Swiss League und der EHC Olten den Meisterschaftsbetrieb wieder auf. In dieser Saison wird so manches anders sein als in den vergangenen Jahren.

Silvan Hartmann
Silvan Hartmann
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Im Stadion, hier beim Testspiel des EHC Olten gegen Ambri-Piotta, gilt Maskentragepflicht.

Im Stadion, hier beim Testspiel des EHC Olten gegen Ambri-Piotta, gilt Maskentragepflicht.

Marc Schumacher / Freshfocus (22. September 2020

2:3, 1:8, 4:3 n.V., 9:1, 4:3 n.V., 1:4, 1:2 – die Saisonvorbereitung des EHC Olten gegen durchwegs starke Gegner lässt sich sehen. Dass man sich mit diesen Testresultaten nichts kaufen kann und sie deshalb mit Vorsicht zu geniessen sind, ist jedem bewusst. Und sowieso: Was sind Siege und Niederlagen schon wert, angesichts der unsicheren (Corona-)Zeiten, in denen wir leben?

Schliesslich müssen wir froh sein, dass die Eishockey-Saison hierzulande mit drei Wochen Verspätung doch noch ihren Auftakt erlebt. Lange Zeit war alles andere als sicher, ob und wie es mit den Grossveranstaltungen weiter geht. Die Sportlobby bemerkte fast zu spät, dass eine Meisterschaftsabsage aufgrund der Zuschauerbegrenzung viel realistischer erscheint, als viele denken würden. Es wurde fieberhaft nach idealen Schutzkonzepten gesucht – und man wurde fündig: Nur Sitzplätze, Schutzmasken, kontrollierte Personenflüsse, Hände waschen. Mit der Einhaltung strikter Regeln sollte es den Klubs sogar gelingen, dass die Zuschauer in den Stadien besser geschützt sind vor dem Virus, als etwa in einem proppenvollen Pendlerzug von Zürich nach Olten.

Dass hierzulande in den Eishockey-Stadien mit einer Auslastung von zwei Dritteln der Sitzplatz-­Kapazität der Puck eingeworfen wird, ist also nicht selbstverständlich. So hätte es auch mit einer Lösung wie in der schwedischen Heimat von EHCO-Trainer ­Fredrik Söder­ström enden ­können: 50 Zuschauer im Stadion, vielleicht im Verlauf der Saison auch mal 500 Fans als Höchstes der Gefühle. Die aufstrebende britische Liga hat ihre Meisterschaft sogar komplett abgesagt. Für viele Klubs wären solche Bedingungen existenzgefährdend.

Auch deshalb ist klar und darf nicht genug betont werden: Gerade die Fans haben es mit dem strikten Befolgen der Schutzmassnahmen in der Hand, dass auch in den nächsten Monaten der Eishockeysport im Stadion bestaunt werden darf. Nur, wer diesbezüglich die Hausaufgaben erledigt, wird an das Sportliche denken dürfen. Und dieses Sportliche ist in der Swiss League bekanntlich so attraktiv wie schon lange nicht mehr: Es lockt ein vereinfachter Aufstieg, ohne dass dabei ein Gegner aus der National League besiegt werden muss.

Der EHC Olten dürfte als Herausforderer hinter Kloten und Ajoie ins Meisterschaftsrennen einsteigen, eine Ausgangslage, die den Powermäusen behagen könnte. Aber doch viel wichtiger, als sich schon jetzt über Siege zu freuen oder über Punktverluste zu lamentieren, ist derzeit vor allem etwas: Nutzen wir die wohl einmalige Chance in dieser ungewissen Corona-Saison, dass wir im Kleinholz wieder attraktives Eishockey sehen dürfen – und halten uns an alle Regeln.