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Sport (SZ, GT, OT)
In zwei Monaten wird die Horriwilerin Martina Strähl in London ihren ersten WM-Marathon bestreiten. Dabei erlitt sie erst vor kurzer Zeit einen Rückschlag, als bei ihr starkes Leistungsasthma diagnostiziert wurde.
Der 6. August ist der grosse Tag von Martina Strähl. Dann steht die 30-Jährige aus Horriwil beim WM-Marathon in London an der Startlinie. «Das wird mein bisher grösstes Rennen sein. Natürlich habe ich im Berglauf schon mehrere WM-Läufe bestritten und auch schon WM-Gold gewonnen, aber die Leichtathletik hat im Vergleich dazu halt einen viel höheren Stellenwert», so Strähl.
Die definitive Selektion für die WM hat sich die Läuferin des LV Langenthal Anfang April in Berlin gesichert. Beim Halbmarathon in der deutschen Hauptstadt hat sie die erforderliche Zeit um mehr als drei Minuten unterboten.
Dies nachdem sie bereits im letzten Herbst die Limite über die volle Marathondistanz von 42,195 Kilometern dank einer persönlichen Bestzeit von 2 Stunden 30 Minuten und 58 Sekunden geknackt hatte. Und das bei ihrem erst vierten Marathonstart.
Dass sich Martina Strähl vor zwei Monaten beim Halbmarathon in Berlin das definitive WM-Ticket sichern konnte, war alles andere als selbstverständlich. Denn nur eine Woche davor erlitt sie bei der Schweizer Meisterschaft über zehn Kilometer einen herben Rückschlag.
Bereits nach einem Kilometer geriet sie in akute Atemnot. «Ich kriegte keine Luft mehr und musste aufgeben. Und das ausgerechnet bei meinem Heimrennen, wo ich viele Leute kannte. Ich war in Tränen aufgelöst und extrem enttäuscht. Das war kein schönes Erlebnis», blickt Strähl zurück.
Direkt nach dem Rennen liess sie sich vom Arzt untersuchen. Sie wollte wissen, weshalb sie bereits nach einem Kilometer in Atemnot geraten war. Etwas, das ihr zuvor in ihrer Karriere als Spitzenläuferin noch nie passiert war.
Die Tests förderten eine klare Diagnose zutage: starkes Leistungsasthma. «Als ich das gehört habe, ist für mich eine kleine Welt zusammengebrochen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich an Leistungsasthma leiden sollte», beschreibt Strähl ihre erste Reaktion.
Nach dem ersten Schock folgte dann aber die Entwarnung. «Das Leistungsasthma lässt sich gut behandeln, sodass ich mein Trainingspensum ohne Einschränkungen absolvieren kann und auch bei den Wettkämpfen nicht behindert werde», so Strähl, die jetzt zweimal täglich einen Asthmaspray benutzen muss, um die Symptome zu unterdrücken.
Ihre Teilnahme am WM-Marathon in London ist wegen des Leistungsasthmas aber nicht in Gefahr. Im Gegenteil. Martina Strähls Form stimmt. «Von mir aus könnte der WM-Marathon auch in zwei Wochen stattfinden. Ich bin bereit», sagt sie lachend.
Bis es so weit ist, wird Martina Strähl wie gewohnt weitertrainieren. Rund 120 Kilometer läuft sie pro Woche. Die meisten davon auf dem Laufband jeweils morgens zwischen sechs und sieben Uhr, bevor sie zur Arbeit geht.
Seit zwei Jahren bestreitet sie ein 35-Prozent-Pensum als Heilpädagogin in Oberdorf, wo sie Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Primarstufe unterrichtet. «Diese Arbeit ist für mich der ideale Ausgleich, zumal ich allein vom Sport auch nicht leben könnte», sagt Strähl, die sich die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio zum Ziel gesetzt hat.
Auf dem Weg dahin sind die Weltmeisterschaften in London ein wichtiges Etappenziel. «An der WM kann ich wichtige Erfahrungen bei grossen Rennen sammeln. Gerade wenn es darum geht, taktisch zu laufen und Teil einer Gruppe zu sein, ohne dabei stets die Führungsarbeit zu verrichten, kann ich noch viel lernen», blickt Strähl auf ihre WM-Premiere voraus.