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Der Chrüzberg und Lars Forster, diese Kombination passt. Mit einem Soloritt über sieben Runden entschied der 24-Jährige aus Jona das Eliterennen beim 42. und letzten Internationalen Radquer in Dagmersellen zu seinen Gunsten.
Nach Gold bei den Schweizer Meisterschaften im Januar 2016 und dem Sieg im letzten Jahr vollendete Forster damit seinen Hattrick am Dagmerseller Hausberg. «Es war ein super Tag», freute sich Forster über seinen jüngsten Streich, der für ihn eher überraschend zustande kam: «Ich wusste bis vor kurzem nicht, wie fit meine Beine sind.
Im Rennen habe ich aber schnell gefühlt, dass heute etwas Gutes möglich ist.» So liess Lars Forster bereits am Ende der fünften Runde mit Andri Frischknecht, Lukas Flückiger und Braam Merlier (Be) die letzten verbliebenen Konkurrenten stehen und drehte danach einsam seine Runden an der Spitze.
«Ich wollte nicht so früh wegfahren, aber es entstand ein Loch und ich merkte, dass ich der stärkste Fahrer bin», erklärte Forster. Weil sich die Verfolger nicht auf eine erfolgversprechende Taktik einigen konnten, vergrösserte der Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele 2016 seinen Vorsprung kontinuierlich. Im Ziel betrug die Differenz auf Merlier, der sich im Sprint gegen Frischknecht durchsetzte und wie im Vorjahr Zweiter wurde, 1:18 Minuten. «Mit meinem dritten Sieg in Serie bin ich auch ein bisschen in den Dagmerseller Geschichtsbüchern vertreten. Das freut mich sehr», sagte Forster.
Geschichtsträchtig ist auch die Beziehung von Lukas Flückiger und dem Quer am Chrüzberg. Zum 20. Mal war der Wyniger gestern dabei, sechsmal fuhr er seit 1998 aufs Podest. Sein persönliches Jubiläum verkam aber nicht zum Freudenfest. Flückiger tat viel fürs Rennen, wechselte sich zu Beginn mit BMC-Racing-Team-Kollege Forster mit der Führungsarbeit ab. Gegen Ende mutierte er aber zum Pechvogel. In der zehnten Runde stürzte Merlier nach einem Manöver seines Betreuers in der Wechselzone vor Flückiger, der so ausgebremst wurde. «Im letzten Umgang erwischte ich vor der Abfahrt eine falsche Spur, kam zu Fall und ein Schaltkabel riss aus. Dumm gelaufen», bilanzierte Flückiger, der sich mit Platz 4 begnügen musste. «Trotzdem werde ich gerne an die Rennen in Dagmersellen zurückdenken, die für mich zu Weihnachten irgendwie dazugehörten.»
Letzteres bestätigt Lukas Winterberg, der in Roggliswil aufgewachsen ist und gestern 15. wurde. «Der Event am Chrüzberg war immer mein absolutes Lieblingsrennen», so der 29-jährige Elitefahrer. So war es für ihn «Ehrensache», zu starten, obwohl er ein Jahr Pause vom Spitzensport einlegt. Sein Rennteam wurde kurz vor Saisonbeginn aufgelöst und Winterberg hätte materialtechnisch und finanziell einen Kraftakt unternehmen müssen, hätte er nationale Rennen bestreiten wollen. Eine Rückkehr in den Radquer-Zirkus schliesst er nicht aus: «Lukrativ wäre dies vor allem, sollte die WM 2020 in der Schweiz stattfinden.» Zudem merkte der Luzerner gestern, wie sehr er die Rennen vermisst. Nach sechs Runden fand er «einen guten Rhythmus».
Als er im letzten Umgang auf Top-15-Kurs war, gönnte er sich vor der Schnüriger-Höchi, wo sein «Fanclub» wartete, eine kurze Pause und stiess mit Bekannten an, ehe er die letzte Abfahrt in Angriff nahm und im Ziel bilanzierte: «Ich habe die Derniere genossen.»
Bei den Frauen setzte sich Sina Frei durch. Ihr Name tauchte indes erst am Dienstag auf der Startliste auf. Hat sich die Mountainbike-U23-Weltmeisterin aus Uetikon am See also beim Weihnachtenfeiern entschieden, in Dagmersellen zu starten? «Genau, ich habe spontan beschlossen, herzukommen.» Der Ausflug am Stephanstag machte sich für die 20-Jährige bezahlt. Sie beendete das Rennen nach gut 44 Minuten als Siegerin mit einem Vorsprung von 54 Sekunden auf die Vorjahresgewinnern Jasmin Egger-Achermann und vor der Italienerin Rebecca Gariboldi.
So einfach, wie es aussah, war es aber nicht für Sina Frei: «Die Bedingungen waren durch das tiefe Terrain hart, ich litt von Anfang an.» In der ersten von sieben Runden sei sie vom Tempo überrascht gewesen, welches das Feld anschlug. «Ich musste mir dann eine gute Ausgangslage für die weiteren Umgänge erkämpfen», so die Zürcherin, die den Wettstreit am Chrüzberg als rennmässiges Training nahm und sich einen Impuls im Hinblick auf die kommende Mountainbike-Saison erhoffte.
Dass ihr die coupierte Strecke liegt, hatte sie 2016 bewiesen, als sie in Dagmersellen den Radquer-Schweizer-Meister-Titel holte und 2013, als sie erstmals triumphierte. Gestern fand Sina Frei im Laufe der zweiten Runde ihren Rhythmus und fuhr danach ihr eigenes Rennen. Ihr Vorsprung wuchs und die Konkurrenz vermochte nicht mehr aufzuschliessen.
Geschlagen geben musste sich auch Jasmin Egger-Achermann, die den vierten Sieg in Dagmersellen anstrebte. Die Gunzwilerin hat, seit sie zweifache Mutter ist, ihren Trainingsaufwand auf sechs Stunden pro Woche reduziert. «Dass ich trotzdem mit der Spitze mithalten kann, freut mich», so die siebenfache Schweizer Quer-Meisterin.
Die Ziellinie überquerte die 28-Jährige, ohne gross zu jubeln. Nicht, weil sie ob des verpassten Sieges enttäuscht gewesen sei, «aber ich war total k. o., die Beine schmerzten.» Zufrieden sei sie auch, weil ihr Trainer befand, sie sei schön gefahren. «Das passiert selten.»