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Mit einem Exploit gegen Rotweiss Wettingen haben die Oltnerinnen Selbstvertrauen getankt für den weiteren Verlauf der Saison. «Das Team ist jung, der Spassfaktor hoch. Sie treten unbeschwert auf und wollen mit allen Mitteln den Kampf annehmen», sagt Trainer Marcus Ventar.
Es war ein geradezu historischer Sieg, den der HCO am Sonntag feiern konnte. Die Oltnerinnen rangen den Rekordmeister Rotweiss Wettingen auf dem heimischen Kleinholz nieder.
Die Aargauerinnen holten in den vergangenen zwanzig Jahren nicht weniger als 17 Mal den Schweizer Meistertitel. Seit über viereinhalb Jahren hatte Rotweiss kein Qualifikationsspiel mehr verloren. Die letzte Niederlage fing sich Wettingen am 4. September 2016 ein – im Penaltyschiessen gegen den HCO. Am Ende der Saison 2016/17 ging der Titel trotzdem an Rotweiss, während Qualifikationssieger Olten noch auf Platz drei abrutschte.
Wie beim letzten HCO-Sieg im 2016 fielen auch am Sonntag keine Tore. Im Penaltyschiessen liess Oltens Captain Stephanie Weber das Netz dann aber schon mit dem ersten Schuss zum ersten Mal zappeln. Und auch zum letzten Mal. Die weiteren Oltnerinnen scheiterten zwar, doch sie konnten sich jetzt auf ihren Goalie verlassen. Hanna Studer wehrte alle Penaltys der Wettingerinnen ab und sicherte ihrem Team den so lange ersehnten Sieg.
«Ich war viele Jahre bei Wettingen. Deshalb war es erst recht eine Herausforderung, endlich mal mit Olten gegen sie zu gewinnen», sagt HCO-Trainer Marcus Ventar. Beide Teams müssen im Moment auf Leistungsträgerinnen verzichten, die wegen des Risikos einer Ansteckung mit Corona nicht spielen. Es fehle viel Erfahrung auf dem Feld. Er müsse umplanen, sagt Ventar: «Einige Spielerinnen wurden deshalb etwas ins kalte Wasser geschmissen. 16-Jährige wollen und dürfen für uns in der NLA spielen.»
Und sie spielen sehr gut: Seit der Wiederaufnahme der Meisterschaft Mitte April gewannen sie zweimal gegen Luzern, jetzt gegen Rotweiss und eroberten den zweiten Platz in der Tabelle hinter den bereits enteilten Wettingerinnen. Neun Punkte liegt Olten zurück – Wettingen hat zudem noch einen Match in der Hinterhand.
Im Hinblick auf die Halbfinals und den Final im Juni war der Sieg am Sonntag indes ein Ausrufezeichen. «Das Team ist jung, der Spassfaktor hoch. Sie treten unbeschwert auf und wollen mit allen Mitteln den Kampf annehmen», sagt Trainer Ventar über seine Equipe.
Umplanen bedeutete für ihn auch, «eine ganz neue Taktik» im Aufbau zu versuchen. «Bis jetzt hat es gut geklappt. Wir stehen hinten wahnsinnig gut und sind stark auf Konter mit unseren schnellen Spielerinnen», so Ventar. Nur einen Gegentreffer kassierte das Team in den vergangenen drei Spielen. «Wenn wir unseren Plan umsetzen können, spielt es gar keine Rolle, wer der Gegner ist», sagt er. Da kann wie am Sonntag auch Rotweiss kommen.
«Wettingen hat im Nachwuchsbereich nicht mehr die Kapazität, die wir in Olten haben», vergleicht der Trainer, der seit gut zwei Jahren beim HCO ist. Und sich wohl fühlt beim Klub: «Gute Infrastruktur, gutes Team und guter Nachwuchs – es macht Spass.»
Vier Spiele stehen für den HCO in der Qualifikation noch aus: zwei gegen Black Boys Genf und je eines gegen Luzern sowie Rotweiss. «Der zweite Platz ist insgeheim schon unser Ziel», verrät Ventar, lacht und fügt hinzu: «Bis jetzt geht es ganz gut auf. Wir sollten vielleicht versuchen, die Penaltyschiessen zu vermeiden und die Sache vorher schon zu klären.»
Die Halbfinal-Quali hat sein Team wie die anderen drei auf sicher. Wie stehen die Chancen für den Final und den Titel? Ventar lacht erneut und sagt: «Fürs Finale – dafür bin ich da. Es muss immer nach vorne gehen. Und natürlich versuchen wir, immer zu gewinnen. Schweizer Meister werden, im Europacup spielen – das sind die grossen Ziele, die wir mit dem HC Olten erreichen wollen.»
2010 wurden die Oltnerinnen zum ersten und bislang einzigen Mal Schweizer Meister. Trotz des Erfolgs vom Sonntag sei Rotweiss Wettingen in dieser Saison zu weit weg, kommentiert Oltens Medienverantwortlicher René Buri das Rennen um den Titel.
«Unser Ziel muss es sein, den zweiten Platz zu halten – das wäre wichtig.» So könnte der HCO im Halbfinal Rotweiss aus dem Weg gehen. «So wie es im Moment aussieht, würde der zweite Platz für die Europacup-Qualifikation reichen. Das muss ein Ziel und auch Motivation für die Spielerinnen sein.»
Und wie ordnet er den historischen Sieg vom Sonntag ein? «Ich kenne die Spielerinnen seit vier, fünf Jahren und habe immer gesagt, irgendwann schlägt es durch.» Der Sieg sei ein Anfang und verleihe den Spielerinnen Selbstvertrauen. Da einige Stammkräfte fehlten, habe man im Vorfeld damit rechnen müssen, gegen Rotweiss wieder einmal unterzugehen.
«Doch unsere Frauen haben nicht nur dagegengehalten, sondern sehr gut mitgespielt und umso länger das Spiel dauerte, desto mehr gemerkt, dass es möglich ist.» Rotweiss Wettingen habe zwar phasenweise mehr Druck gemacht und insgesamt mehr Spielanteile besessen. «Wir hatten aber die besseren Torchancen. Wir spielten frech auf. Und haben auch nach vorne etwas versucht. Man merkt den Spielerinnen die gute technische Grundausbildung an», freut sich René Buri über die Leistungen des Fanionteams.
Und auch über die rosigen Zukunftsaussichten des Klubs: Von den 15 Spielerinnen im aktuellen Kader sind 10 noch im U18-Alter. «Und einige junge Spielerinnen sind noch in der Warteschlaufe», sagt Buri. «Marcus hat ein riesiges Reservoir an Spielerinnen. Es sieht vielversprechend aus für die nächsten Jahre. Sie sind auch erfolgsverwöhnt, weil sie in den vergangenen Jahren bei den Juniorinnen alles weggeputzt haben», sagt Buri. «Mit Marcus Ventar haben sie einen Trainer, der sie taktisch sehr gut einstellt.»
Der muss jetzt dafür sorgen, dass sein Team nach dem Exploit vom Sonntag und vor dem Auswärtsspiel gegen Black Boys Genf am kommenden Wochenende nicht abheben. Die Genferinnen sind zwar Vierte, nach Verlustpunkten aber gleichauf mit dem HCO. «Selbstvertrauen ist gut, aber wir müssen jetzt bodenständig und realistisch bleiben», sagt Ventar. «Gegen Ende lief bei uns am Sonntag nicht mehr alles so toll. Wir waren nicht mehr so diszipliniert. Die jungen Wilden – das merkt man dann halt. Sie wollen immer Gas geben und vergessen dabei manchmal etwas ihre Aufgaben. Diesmal ist es trotzdem gut gegangen.»