Eishockey
Fernsehabend statt Eishockeyspiel

Ex-EHCO-Trainer Scott Beattie verbrachte den Samstagabend mit der Familie zu Hause vor dem Fernseher anstatt seine Mannschaft beim Auswärtsspiel gegen den EHC Olten zu coachen.

Michael Forster
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Keine Lust, als Coach ins Kleinholz zurückzukehren: Scott Beattie.

Keine Lust, als Coach ins Kleinholz zurückzukehren: Scott Beattie.

Keystone

«Aus privaten Gründen»: Diese drei Worte sorgten vor dem samstäglichen Heimspiel des EHC Olten gegen Visp für Gesprächsstoff. Denn mit dem Gast aus Visp wurde nicht nur der letztjährige Playoff-Viertelfinalgegner zum vierten Duell in dieser Saison erwartet, sondern auch die Rückkehr von Scott Beattie an seine alte Wirkungsstätte. Dorthin also, wo er vor rund 14 Monaten aus einem laufenden 5-Jahresvertrag entlassen wurde und sich, so die Meinung direkt Involvierter, lange Zeit nicht allzu intensiv um eine neue Anstellung, und damit eine Entlastung der Lohnliste der Oltner, bemüht hatte.

Stumme Visper Führung

Ein allzu warmer Empfang wäre dem 47-jährigen Kanadier deshalb im Kleinholz kaum bereitet worden, obwohl die Ansichten über sein Engagement beim EHC Olten bei den Fans stark auseinandergehen. Immerhin führte er die Powermäuse erstmals seit dem Abstieg aus der NLA vor gut 20 Jahren wieder in einen Playoff-Final, und er holte in seiner zweiten Saison souverän den Qualifikationssieg. Dass ihm nach dem anschliessenden frühen Playoff-Out gegen La Chaux-de-Fonds und einer ungenügenden Vorbereitung das Team aus den Händen glitt, ist die andere Seite seines Oltner Auftritts.

Nicht zuletzt deshalb ist also (vorerst) kein weiterer Akt über Beattie und das Kleinholz geschrieben worden. Aus den erwähnt «privaten Gründen» blieb der Neo-Visp-Coach am Samstagabend der Partie gegen Olten fern. Niemand aus der Visper Führungsriege konnte oder wollte an diesem Abend Stellung beziehen. Und auch am Tag danach hiess es einzig, man wolle sich zu diesem Thema zurückhalten, nicht zusätzlich Öl ins Feuer giessen. Beattie selber sprach, relativ kurz angebunden, von «einer alten Sache zwischen ihm und Olten», weshalb er dieses Spiel nicht gecoacht habe.

Beatties gemütlicher TV-Abend

Allein, zwischen ihm und Olten gibt es diese alte Sache nicht (mehr). Der Arbeitsvertrag ist seit Oktober 2015 aufgelöst, die zwei Parteien gehen also getrennte Wege. Er sei erstaunt, dass Beattie nicht ins Kleinholz gereist sei und überdies so argumentiere, meinte Benvenuto Savoldelli gestern Sonntag. «Nach der Vertragsauflösung haben wir zwar ein Hausverbot für Scott Beattie verhängt», so der VR-Präsident des EHC Olten. Beattie verpflichtete sich also, keine Heimspiele der Oltner mehr zu besuchen. «Viele Leute goutierten es nicht, dass er sich weiterhin regelmässig im Stadion zeigte.»

Aber auch Savoldelli weiss ganz genau: «Jetzt, als Trainer einer gegnerischen Mannschaft, ist die Situation natürlich eine ganz andere.» Beattie wäre der Zutritt ins Stadion also ganz bestimmt nicht verwehrt worden. Zudem fehlten dem Kanadier nur ein paar Schritte und er hätte auch tatsächlich im Kleinholz gestanden. Er machte nämlich die Carfahrt mit der Mannschaft von Visp nach Olten mit, ehe er vor dem Stadion in ein anderes Fahrzeug umstieg und das Team zurückliess. Die Spieler hörten erstmals kurz vor der Abfahrt aus dem Wallis von den Plänen ihres Trainers. Aber auch sie dürften kaum erahnt haben, dass sich Beattie aus relativ banalen Gründen aus seiner Verantwortung an der Bande stahl. Er verbrachte nämlich den Samstagabend, zusammen mit seiner Familie, zu Hause in Egerkingen vor dem Fernseher.

In fünf Wochen beginnen die Playoffs. Noch sind elf Runden zu spielen in der NLB. Es gibt Mannschaften, bei welchen bereits viel funktioniert und das letzte Quali-Viertel deshalb im Zeichen der Detailarbeit steht. Der EHC Visp gehört nicht zu diesen Mannschaften. Der Auftritt gegen Olten zeigte überdeutlich, dass die Mannschaft noch Welten von einer vernünftigen Playoff-Form entfernt ist. Gefragt ist deshalb ein Trainer, welcher möglichst nahe bei der Mannschaft ist und jeden Moment zur Zusammenarbeit nutzt. Vielleicht wäre es für den Headcoach deshalb besser, die Spiele seiner Mannschaft vor Ort mitzuverfolgen anstatt mit der Familie einen gemütlichen Abend zu verbringen.