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Sport (SZ, GT, OT)
Die «heimgekehrte» Führungscrew beim FC Grenchen prüft, ob die vermeintlichen Investoren aus Frankreich dem Klub nach ihrem Abgang eine Ausstiegsentschädigung schulden. Aleksandar Selkic heisst der neue Sportchef.
Vor wenigen Wochen hatten die Grenchner Behörden das FCG-Beizli dicht gemacht, weil die nötigen Bewilligungen nicht eingeholt wurden, jetzt herrscht hier bereits wieder reges Treiben. Es wird ein neuer Flachbild-Fernseher montiert, das uralte Röhrenmonster darf endlich in Pension gehen. Und so ist auch das neue Lebensgefühl im Stadion Brühl: Nach den schier endlosen Turbulenzen herrscht Aufbruchstimmung. Ein neues Kapitel scheint aufgeschlagen – allerdings wird der Verein wieder mit traditionelleren Strukturen geführt – ohne französische «Investoren» und hochgestochenen Ideen, die wie Seifenblasen zerplatz sind. Am vergangenen Montag hat der ehemalige Geschäftsführer Paul Kocher die Akten an den neuen Vorstand übergeben, der somit endlich richtig arbeiten kann.
Auf der Suche nach Pendenzen
Allerdings ist die Bezeichnung «neuer Vorstand» nicht ganz richtig, denn einige der Mitglieder setzten sich schon seit vielen Jahren für den FCG ein. So auch Rolf Janz als Finanzchef. «Wir gehen jetzt die Dokumente eines nach dem anderen durch und schauen, welche Pendenzen erledigt werden müssen», sagt Janz. «Es gibt noch einige offene Rechnungen, aber was lebenswichtig ist, wurde bezahlt.» Man muss also keine Angst haben, Strom und Wasser werden dem FCG nicht abgestellt. Auch gebe es noch einige ausstehende Rechnungen, die der FCG verschicken kann, was in den Turbulenzen der letzten Monate schlicht vergessen wurde. «Wir müssen jetzt einfach schauen, dass wir mit dem, das wir haben, über die Runden kommen.» Seine Pause sei übrigens nicht ganz freiwillig gewesen, erklärt Rolf Janz: «Man hat mir ganz einfach gesagt, dass man mich nicht mehr braucht, deshalb habe ich aufgehört.
Ans Herz gewachsen
Jetzt haben mich die neuen Leute wieder angefragt. Wenn man so lange wie ich beim FC Grenchen dabei ist, dann kann man nicht Nein sagen.» Auch Nadja Aubry gehörte schon einmal kurz zur Vereinsleitung. Sie wurde von den französischen «Investoren» als CEO eingesetzt, trat dann aber vor zwei Monaten zurück, als sie erkannt hatte, dass das Projekt so nicht funktionieren wird. «Ich bin zum FC Grenchen gestossen, als meine Mutter Stadionwartin wurde. Ich habe die Leute kennen gelernt und der FCG ist mir so ans Herz gewachsen», erklärt sie ihre Rückkehr in die Vereinsleitung. Ihre Rolle als Chefin relativiert sie sogleich. «Wir arbeiten im Team, deshalb ist meine Bezeichnung auch nicht Präsidentin, sondern Vorstandsvorsitzende.» Die Basis will man weiter verbreitern: Auch die Gönnervereinigungen Club 3000 und Club 200 sollen mit je einem Beisitzer im Vorstand mitwirken können.
Einst bei Spartak Moskau
Dass die französischen «Investoren» nun abgesprungen sind, ohne je etwas investiert zu haben, sei noch nicht ganz erledigt. «Es sind Verträge unterzeichnet worden und wir prüfen jetzt, ob sie dem FC Grenchen eine Ausstiegsentschädigung zahlen müssen, damit wir sie aus den gültigen Verträgen entlassen», erklärt Rolf Janz. Seit ein paar Tagen hat der FCG auch einen neuen Sportchef. Der Solothurner serbischer Abstammung Aleksandar Selkic, der von 2002 bis 2005 bei Spartak Moskau unter Vertrag stand, verspricht aber keine Wunder: «Ich will helfen, die Kosten zu drücken und mit der Mannschaft einen guten Platz belegen», sagt der 31-jährige Angestellte einer Schweizer Grossbank. «Es ist nicht nur vom Geld abhängig, ob man eine gute Mannschaft zusammenstellen kann oder nicht.» Auf welchen Positionen der FCG Verstärkungen braucht, weiss Selkic aber noch nicht. «Ich kenne die jetzigen Spieler noch zu wenig, denke aber, dass diese Mannschaft funktionieren kann.»