Eisstockschiessen
Die Sportart, in welcher die Alten die Jungen das Fürchten lehren

Das Thermometer zeigt minus sieben Grad an, und ein frostiger Westwind weht über das Sportzentrum Zuchwil, als der Eisstockclub Solothurn zum Training antritt. Zweimal in der Woche treffen sich die «Stöckler» des erfolgreichsten Klubs der Schweiz.

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Solothurner Zeitung

An diesem Sonntagmorgen um 8.30 Uhr sind nur vier der elf lizenzierten Spieler auf dem Eis – die einen fehlen, weil sie an der Europameisterschaftsqualifikation teilnehmen, für andere ist die Distanz schlicht zu gross, um jede Einheit mitzumachen. Aus Solothurn kommen nämlich nur zwei Teammitglieder.

Trotz kleiner Gruppe legen die kälteerprobten Sportler motiviert los. Zunächst schiessen sie sich eine Stunde lang ein, danach startet ein kleiner Wettkampf. Fredy Weyermann und seine Frau Dédée liegen dabei gegen Peter Moor und Fritz Schenk nach vier Runden bereits hoffnungslos zurück. Sie geben auf und starten ein neues Spiel, welches etwas ausgeglichener verläuft.

In diesem Mannschaftswettbewerb versuchen die Sportler die eigenen Stöcke so nahe wie möglich an die «Daube» zu schiessen, welche zu Beginn ins Mittelkreuz gelegt wird. Sie kann während des Matches verschoben werden, bleibt aber immer der Zielpunkt. Wenn sie das markierte Spielfeld verlässt, wird sie wieder am Ausgangspunkt platziert. Diese Regel hält eine Runde, genannt «Kehre», bis zum Schluss spannend, da mit dem letzten Stein die gesamte Situation auf den Kopf gestellt werden kann.

Der Einsatz der Solothurner ist umso bewundernswerter, wenn man weiss, dass sie am Tag zuvor schon acht Stunden an einem Tur-nier spielten. Dieses gewannen sie als amtierende Schweizer Meister natürlich standesgemäss ohne eine einzige Niederlage. Weyermann und Schenk gehören trotz fortgeschrittenem Alter zur nationalen Spitze. «Eisstockschiessen hält einfach jung», meint der 69-jährige Schenk, «die aktuelle Konkurrenz entlockt uns nur ein müdes Lächeln.» Obwohl sie es problemlos schaffen würden, verzichten sie seit geraumer Zeit auf internationale Wettkämpfe.

Neben dem Training auf dem Eis sollte ein ambitionierter Spieler auch Kraftübungen ausführen. Es bedarf nämlich einer ziemlichen Rohkraft, um den Stock erfolgreich über das gekerbte Eis zu spielen, und die Sportart ist anstrengender, als es auf den ersten Blick aussieht. «Nach einem Tag Turnier kommt man nach Hause, trinkt noch ein Glas Roten und dann schläft man auch schon», meint etwa Moor.

Nach zwei Stunden verlassen die vier Sportler das Eis wieder – etwas früher als gewohnt. Damit ist das Training, nicht aber das Zusammensein beendet. Weiter gehts ins Beizli für Kaffee und Bier. «Das Fachsimpeln mit Freunden ist ein ganz wichtiger Aspekt für uns», sagt Weyermann. Er scheint der Leader der Mannschaft zu sein. «Auf Schweizer Eis kann niemand das Spiel so gut lesen wie Fredy. Er ist sozusagen unser Skip», sagt Schenk zur Rolle des Solothurners. Das nächste Mal werden seine Fähigkeiten vom 19. bis zum 22. Januar gebraucht. Dann findet die Schweizer Meisterschaft in Küssnacht am Rigi statt, wobei das Team seinen Titel verteidigen will. (gma)