Schwingen
Die feinen Dinge sind es, die den weissen Riesen berührten

Höhepunkt für den 101-fachen Kranzschwinger Christian Dick im Verlauf seiner fast 20-jährigen Karriere waren die berührenden Momente. So etwa der Gewinn des 100. Kranzes, den ihm seine Freundin auf der Rigi aufsetzte.

Michael Schenk
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Christian Dick erschwingt seinen 100. Kranz
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Dick Chrigu hat zu vielen, grossen Würfen angesetzt.
Der Turnerschwinger gehört zu den besten «Weissen» aller Zeiten.

Christian Dick erschwingt seinen 100. Kranz

Natürlich gab es Augenblicke, sprich Feste, die dem Seeländer Schwinger Christian Dick während seiner knapp 20-jährigen Karriere eindringlicher in Erinnerung geblieben sind als andere. Einer davon war bei einem seiner letzten Auftritte.

Am 14. Juli 2013 gewann der in Alchenstorf, nahe von König Sempach, lebende Turnerschwinger seinen 100. Kranz. Ein Kunststück, das vor ihm erst 16 anderen Sägemehl-Giganten gelungen war.

«Emotional war dies der Höhepunkt meiner Karriere», erinnert sich der sanfte Riese. Dick ist mit rund 120 kg Gewicht und 193 cm Höhe fraglos ein Hüne von Gestalt, aber im Innern alles andere als klobig.

Sehr sensibel trifft es da schon eher. Vielleicht blieb dem vierfachen Schweizer Meister im Nationalturnen auch deswegen der ganz grosse Wurf an einem eidgenössischen Anlass verwehrt.

Der erwähnte Moment auf der Rigi ist dem 7-fachen Kranzfestsieger deswegen so besonders eingefahren, weil sich seine Freundin zu seinen Ehren erstmals in Tracht hüllte und als Ehrendame auftrat. Und, so Dick: «Weil ich nie damit rechnen durfte, mehr als 100 Kränze zu gewinnen.»

Von Gisler-Doping «profitiert»

Als 20-Jähriger holte sich der klar beste Berner Turnerschwinger der letzten 20 Jahre am Jurassischen in Sonceboz sein erstes Eichenlaub. Fünf Jahre später trumpfte der ursprüngliche Ammerzwiler, der erst spät zum Schwingen fand, in Nyon mit dem ersten Eidgenössischen Kranz auf. 2006 war der Sieg am Berner Kantonalen im Eggiwil der wertvollste Festsieg seiner Laufbahn.

Schliesslich folgte 2013 in Burgdorf das dritte Eichenlaub auf höchster Hosenlupf-Ebene. Freilich verspätet. Durch die Doping-Disqualifikation von Bruno Gisler rutschten Dick und drei seiner Kameraden in den letzten Kranzrang nach und durften sich so kurz nach Weihnachten nachträglich krönen lassen.

«Ich konnte es kaum glauben, als ich die Meldung im Auto hörte», erinnert sich Dick. Gisler sei ein guter Kollege. Als Mitglied des SK Lyss haben er und Gisler oft zusammen trainiert. Letztlich sei es kein abgewerteter Eidgenössischer Kranz, sagt der 38-jährige Dick in der Replik. «Ich habe ihn mit meiner Leistung ja verdient.»

Freunde sind unvergänglich

«Ich habe immer gesagt, wenn ich in Burgdorf den Kranz hole, dann höre ich auf», so der starke Kurzzüger. Geholt hat er ihn schliesslich – aber eben – doch nicht ganz in dem erhofft einzigartigen Rahmen ... So hat sich Christian Dick entschlossen, heuer noch ein paar Auftritte anzuhängen.

1995, in seiner ersten Saison unter den Bösen, hatte er das Emmentalische und das Seeländische bestritten. Mit diesen beiden Gauanlässen beendete der leidenschaftliche Australien- und Neuseeland-Fan jetzt seine Karriere.

«Der Kreis hat sich so für mich geschlossen und ich bin sehr froh darüber. Jetzt stimmt es für mich», sagt Dick. 101 Kränze sind es schliesslich geworden – einer weniger als beim Berner Rekordhalter Niklaus Gasser.

Der Rekord sei ihm nicht so wichtig gewesen. Ein gefühlsmässig stimmiger Abschluss und in dem Sinn Frieden im Gemüt sind für Christian Dick wichtiger. «Ich wurde am Seeländischen noch vor dem Sieger aufgerufen und alle Verbandskollegen kamen zu mir auf den Platz und haben mich verabschiedet», erinnert sich dieser an einen für ihn ebenfalls – Wettkampf seines Lebens.

Kein Wunder also, wenn Dick Chrigu dem hinzufügt: Erfolge sind vergänglich – die Freundschaften aber, die ich während meiner Karriere schliessen konnte, bleiben und sind für mich das Wertvollste überhaupt.