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Sport (SZ, GT, OT)
Sportchef Kevin Schläpfer hat seinen SC Langenthal trotz kleiner gewordenem Budget geschickt verstärkt – das Saisonziel lautet dennoch «nur»: Playoffteilnahme.
Die Oltner ahnen ja gar nicht, wie stark sie die Geschichte der Langenthaler Eishockeykultur beeinflussen. Diese Saison wird Jubiläum gefeiert: der SC Langenthal wird 75 Jahre alt. Das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt. Sicher ist nur: Der Klub wurde im Februar 1946 im benachbarten Roggwil gegründet.
Aber zu einem so bedeutenden Jubiläum gehört auch ein Geburtsdatum. Und so hat der Vorstand den 14. Februar zum Geburtstag erklärt. Und warum gerade diesen Tag? Geschäftsführer Peter Zulauf bringt es auf den Punkt: «Weil es ein Sonntag ist und weil wir am 14. Februar gegen Olten spielen.»
Geburtstag ist, wenn Olten kommt. Und die vergangene Saison, die theoretisch eigentlich für den Titelverteidiger eine etwas enttäuschende war (6.), wird als glanzvoll empfunden: Sie endete mit einen Playoff-Triumph über Olten. Ist ein solcher Exploit auch im Frühling 2021 möglich?
Seit dem Titelgewinn von 2019, dem dritten nach 2012 und 2017, ist der SC Langenthal im Selbstverständnis nach wie vor ein Titan der Liga. Aber nicht mehr im Portemonnaie. Präsident Gian Kämpf hält am Sparkurs fest. Das Budget ist seit der Meisterfeier 2019 um über eine Million auf 3,5 Millionen (die Nachwuchsabteilung nicht eingerechnet) reduziert worden. Ausser dem 36-jährigen Kult-Captain Stefan Tschannen darf keiner mehr als 100'000 Franken verdienen. Was an Geld fehlt, soll die Magie von Kevin Schläpfer kompensieren.
Biels einstiger Hockey-Gott beginnt seine zweite Saison als Sportchef und mit erstaunlichem Geschick gelingt es ihm, die Schlagkraft der Mannschaft zu erhalten. Sein Programm funktioniert: Es waren Spieler, die er sich bei den Berner NL-Klubs ausgeliehen hatte, die den Triumph über Olten möglich machten – Verteidiger Mika Henauer sowie Torhüter Philip Wüthrich vom SC Bern und Powerstürmer Stefan Rüegsegger von den SCL Tigers.
Diese sind nun zu ihren Klubs zurückgekehrt (Wüthrich wird durch Biels Aufstiegsgoalie Pascal Caminada ersetzt) und der SCB hat den Langenthalern mit Simon Sterchi auch den besten Schweizer Skorer mit einem Salär von 140000 Franken weggelockt.
Die Coronakrise hat auch dazu geführt, dass eigentlich kein Geld mehr vorhanden ist, um einen richtigen Ausländer zu verpflichten. Kein Ausländer? Das verletzt den Stolz von Kevin Schläpfer. Er hat viel herumtelefoniert, sein Beziehungsnetz aktiviert.
Und so ist ihm tatsächlich ein Coup gelungen: Der sanfte Riese Eero Elo stürmt für den SCL – für läppische 5000 Franken im Monat. Der Vertrag enthält eine ab dem 1. November gültige Ausstiegsklausel für die höchste Liga. Der Einstand war beeindruckend: Nach nur zwei Trainings debütierte er im Test gegen Cupsieger Ajoie (4:3 n.P.) mit einem wunderbaren Tor.
Ständig sieht sich der Sportchef in den Transfer-Brockenstuben um. Dort hat er den Kanada-Schweizer Tyler Higgins (22) gefunden und den kräftigen Haudegen (195 cm/107 kg) für ein Jahr unter Vertrag genommen. Für weniger als 2000 Franken im Monat. Schläpfer freut sich: «Er war ja auch in Olten im Probetraining. Ich weiss nicht warum ihn der Griedi (Sportchef Marc Grieder – die Red.) nicht wollte. Wahrscheinlich hat er halt schon genug Verteidiger.»
Ach, wie würde das der Langenthaler Hockeyseele wohltun, wenn mit Higgins einer so richtig rocken würde, den die Oltner verschmäht haben. Dazu passt natürlich, dass mit Jeff Campbell (38) ein ehemaliger Oltner als Trainer in höchstem Ansehen steht. Schläpfer hat ihn im Frühling 2019, als Meistertrainer Per Hanberg nach Kloten zügelte, mangels Geld für einen teuren Coach zum Cheftrainer befördert.
Der charismatische Kanadier hat sich als Glücksfall erwiesen. Obwohl sich abzeichnet, dass Caminada hext, Higgins rumpelt und Elo skort – die Zielsetzung («Playoffs erreichen») bleibt bescheiden.
Das wahre Ziel ist sowieso ein anderes: Am Sonntag, den 14. Februar 2021, am 75. Geburtstag im Schoren ab 17.30 Uhr die Oltner bodigen. Unbedingt.