Alessandro Fragale schiesst im Final das entscheidende Tor für den Zweitligisten Bellach gegen den Underdog Türkischer SC Solothurn aus der 3. Liga. Der FC Bellach wartete seit 2006 und dem Finalsieg gegen Deitingen auf einen Cupsieg.
Die Entscheidung im 24. Solothurner Cupfinal vor mehr als 1500 Zuschauern fiel exakt nach einer Stunde Spielzeit. Der von Bellachs Mittelfeld-Regisseur Alban Xhema getretene Freistoss segelte zuerst quer durch den Sechzehner und die Situation schien für die Türken bereits geklärt. Doch FCB-Angreifer Yanick Gloor spedierte den Ball mit links wieder in die Gefahrenzone, wo Sturmpartner und Top-Goalgetter Alessandro Fragale zum 1:0 ablenkte.
Darauf folgten heftige Proteste vom Trainerstaff und den Spielern des Türkischen SC Solothurn. «Es war sicher eine offsideverdächtige Situation», sagte Serdal Demiral, der Trainer des Türkischen SC Solothurn, nach dem Spiel. «Doch der Schiedsrichter hat entschieden und das müssen wir akzeptieren. Ich gratuliere dem FC Bellach herzlich zum Cupsieg.»
Bellachs Matchwinner Alessandro Fragale entgegnete: «Im Abseits stand ich definitiv nicht beim Treffer. Aber ich drückte den Ball mit der Schulter über die Linie. Die Gegner sahen ein Handspiel und reklamierten deswegen.»
Für den mehrfachen Zweitliga-Topskorer war dies nach 2014 der zweite Cupsieg seiner Karriere. Vor drei Jahren spielte er noch für den FC Subingen und gewann den Final gegen Olten mit 3:1. «Der heutige Cupsieg mit Bellach ist noch ein bisschen spezieller», sagte der Mann des Spiels, «beim FC Subingen hatten wir 2014 ein sehr starkes Kader und spielten eine konstant gute Meisterschaft.»
Der Erfolg sei unerwartet gekommen und deshalb noch schöner als der erste Triumph, so Fragale weiter: «Wir hatten eine schwierige Vorrunde. Unsere zwei Trainer erledigten aber einen hervorragenden Job und machten aus uns eine richtige Mannschaft.»
Die Nummer 10 des FC Bellach sprach von einem verdienten Sieg, den sich seine Mannschaft aber hart erarbeiten musste: «Es war ein sehr schwieriger Match, der Türkische SC Solothurn hat sehr gut dagegengehalten.» Das Kader der Bellacher bestehe aus einigen jungen Spielern, die es nicht gewohnt seien, vor so vielen Zuschauern zu spielen. «Wir waren allgemein hektischer und nervöser als in der Meisterschaft», erkannte Fragale. «Es war die Aufgabe von den routinierten Spielern wie mir, das Geschehen auf dem Platz etwas zu beruhigen.»
Somit rettete das Fanionteam die Ehre des FC Bellach und sorgte doch noch für Jubelstimmung im Bezirk Lebern des Kantons Solothurn. «Wir werden am Abend im Klubhaus in Bellach sicher noch ausgiebig den Cupsieg feiern, mit allen Teams zusammen», verriet ein strahlender Alessandro Fragale und setzte sich zur Feier des Tages eine blaue Pumuckl-Perücke auf den Kopf.
Ganz anders präsentierte sich die Gemütslage natürlich beim Türkischen SC Solothurn. «Klar ist man enttäuscht, wenn man einen Cupfinal verliert», so Trainer Serdal Demiral. «Aber ich kann meiner Mannschaft überhaupt nichts vorwerfen. Ich bin wirklich stolz auf meine Spieler. Jeder Einzelne hat alles gegeben.» Demiral empfand seine Elf über die gesamte Spieldauer gesehen als mindestens ebenbürtig mit dem oberklassigen Gegner.
«Bellach war nur am Anfang besser», stellte Demiral klar. Tatsächlich wiesen die Bellacher in der ersten Halbzeit deutlich mehr Torchancen auf. Wobei die Möglichkeiten nicht durch Kombinationen entstanden, sondern nach Standardsituationen oder Weitschüssen. So scheiterte Fragale in der 14. und der 37. Minute jeweils aus aussichtsreicher Freistoss-Distanz. Auch Captain Xhema zirkelte in der 16. Minute einen gefährlichen Freistoss Richtung TSCS-Gehäuse und keine Zeigerumdrehung später landete sein Abschluss aus rund zwanzig Metern an der Querstange. Eine weitere Möglichkeit vergab Yanick Gloor in der 33. Minute. Sein Versuch aus der Distanz wurde noch tückisch abgelenkt von einem Verteidiger des Türkischen SC Solothurn.
Bellach – Türkischer SC Solothurn 1:0 (0:0)
Breite. – 1657. – SR: Patrick von Arx. – Tor: 60. Fragale 1:0.
Bellach: Palermo; Steiner, Shkoreti, Mascolo, Sülüngöz; Schwab, Xhema, Arifi, Marthaler; Fragale, Gloor (86. Bielmann).
Türkischer SC Solothurn: Fetaj; Dagci, Drbac, Akyüz, Dikbas; Pickel (86. Djakovic), Zimmermann, Ciftci, Cay (68. Gülec); Akin, Cubuk.
Verwarnungen: 61. Fragale (Unsportlichkeit), Akin (Reklamieren), 63. Steiner (Foul), 69. Zimmermann (Reklamieren), 88. Dagci (Foul), 92. Akyüz (Unsportlichkeit).
Erst in den Schlussminuten der ersten Halbzeit bewiesen auch die Türken ihre Torgefährlichkeit. Drittliga-Topskorer Selcuk Cubuk setzte zuerst einen Kopfball knapp nebens Tor (43.) und scheiterte wenig später am herauseilenden Bellach-Goalie Luca Palermo (45.). Neun Minuten nach dem Seitenwechsel sorgte Kaan Akin dafür, dass es brenzlig wurde vor dem Tor der Bellacher. Er verpasste die Hereingabe von Cubuk vor dem leeren Tor nur um Zentimeter. Zwei Minuten vor dem Gegentor tauchten die Türken erneut vor Palermo auf, der Cyril Pickel aber stoppen konnte.
«Es ist bitter, dass Bellach in der Phase das 1:0 erzielte, als wir eigentlich am Drücker waren», ärgerte sich Trainer Demiral. «Schade, aber wir haben den Zuschauern immerhin etwas geboten.» In den Schlussminuten wurde es zwar noch ein paar Mal hektisch vor dem Tor der Bellacher, klare Chancen zum Ausgleich hatte der Türkische SC Solothurn aber nicht mehr.
«Wir glaubten am Ende wohl nicht mehr richtig an ein Wende und die Kräfte schwanden ebenfalls», so Demiral. Seinem Team glückte das Kunststück also nicht, den Cupfinal als Drittligist zu gewinnen. Dies war zuletzt dem FC Luterbach vor 13 Jahren gelungen. «Wir werden aber trotzdem feiern», stellte Demiral klar.