Mit der Brasilianerin Rafaela Dal Maz ist dem FFC Zuchwil ein Transfercoup gelungen. Patinha, das Entlein, war ihr Übername in Brasilien, aber fussballerisch ist sie alles andere als ein hässliches Entlein.
Sie enttäuscht nur in einem Punkt: Von einer Brasilianerin erwartet man einen mindestens sechsteiligen Namen, der zwei Zeilen dieses Artikels füllen könnte. Aber die neue Spielerin des FFC Zuchwil 05 heisst ganz einfach und unkompliziert Rafaela Dal Maz, genannt Rafa. Wer sie spielen sieht, der erkennt sofort ihre aussergewöhnliche Klasse. Sie hat das Zeug zu einer hervorragenden Nummer 10, einer offensiven, zentralen Spielgestalterin.
Im Heimspiel am Mittwoch auf dem Solothurner Kunstrasen stand Zuchwil konstant unter Druck. Basel war auf jeder Position besser besetzt – ausser auf einer. Ballsicher, zweikampfstark und antrittschnell ist Rafa. Eingesetzt wurde sie als einzige Sturmspitze, und ihren Dribblings war keine der Basler Verteidigerinnen gewachsen. Rafa holte mit einem Solo den Penalty zum 1:1-Ausgleich heraus, und sie hätte Zuchwil bei einem Schuss an die Lattenunterkante sogar fast in Führung gebracht. Aber auf sich alleine gestellt und ohne vernünftige Pässe aus dem Mittelfeld konnte es auch Rafa nicht richten, Zuchwil verlor am Ende 1:3.
Südamerikanische Meisterin
Rafaela Dal Maz lässt sich durch die sportlichen Schwierigkeiten ihrer neuen Mannschaft nicht aus dem Konzept bringen. «Ich setze mir immer neue Ziele, die ich erreichen will», sagt sie mit einer Abgeklärtheit, die bei einer knapp 20-Jährigen überrascht. «Zunächst will ich mit Zuchwil den Abstieg verhindern und in der nächsten Saison einen Titel gewinnen.» Sie sei bisher gut gefahren damit, dass sie sich hohe Ziele stecke. «Ich wollte mit Brasiliens U20-Nationalmannschaft Südamerikanischer Meister werden, und das ist mir gelungen. Dann wollte ich den Sprung nach Europa schaffen, und das ist mir auch gelungen. So will ich Schritt für Schritt vorwärtskommen und im Fussball viel erreichen.»
Am Dienstag wird sie ihre neue Arbeitsstelle antreten. Dass ihre Familie italienische Wurzeln hat, ermöglichte es Rafa, eine Aufenthaltsbewilligung zu bekommen. Denn Profis darf Zuchwil nicht anstellen, obwohl es in der höchsten Liga der Schweiz spielt. «Ich habe mich auch für einen Deutschkurs angemeldet, denn ich will mich hier integrieren», meint die junge Frau selbstbewusst.
Der Kontakt zu Zuchwil 05 ist über Paulo Vogt zustande gekommen. Rafaela Dal Maz stammt aus Guarapuava im südliche Bundesstaat Paraná, wie der zurzeit verletzte Goalgetter des FC Solothurn. Vater Dirceu Pato war Fussballprofi, ihr Bruder und die kleine Schwester sind ebenfalls Fussballer. Aus dem «Pato» des Vaters wurde «Patinha», der Übername der Tochter. Aber diesen Übernamen hat sie in Brasilien zurückgelassen. Zu ihrem zielstrebigen und abgeklärten Charakter passt Rafa besser. So heisst eine erfolgreiche Fussballerin. Diesen Namen kann und sollte man sich merken.