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Sport (SZ, GT, OT)
2014/15 absolvierte der FC Egerkingen seine bislang letzte Saison in der höchsten Spielklasse des Kantons Solothurn. In der laufenden Meisterschaft liegen die Krähen in der 3. Liga auf dem sechsten Zwischenrang. Mit vier Siegen, fünf Unentschieden und drei Niederlagen.
Der FC Egerkingen trennte sich während der ersten Saisonhälfte von Coach Onur Semsek. Giuseppe Casciano übernahm das Team danach ad Interim für den Rest der Vorrunde.
Der neue Übungsleiter heisst Jusuf Dajic. Für den 33-jährigen, gebürtigen Bosnier bedeutet der FC Egerkingen die erste Trainerstation.
Trotzdem zeigte sich Präsident Peter Weh überzeugt, dass Dajic die Egerkinger auf den richtigen Weg bringt: «Er hat selber in höheren Ligen gespielt, seine Einstellung ist professionell», rühmt Weh den neuen Mann an der Seitenlinie. «Wir wollen unter ihm in der Rückrunde einen Schritt vorwärtskommen. Ein motivierter und disziplinierter Trainer ist die beste Voraussetzung für den Erfolg.»
Jusuf Dajic erlernte das Fussball-ABC als Junior in Deutschland. Ende der 90er-Jahre kehrte er als 14-Jähriger nach Bosnien-Herzegowina zurück. Rund drei Jahre später wechselte er in die zweithöchste Liga Kroatiens. «Dort schaffte ich den Durchbruch», blickt Dajic zurück. Er wurde vom U21-Nationaltrainer aufgeboten und feierte gegen Slowenien sein internationales Debüt auf der Nachwuchsstufe. Der Stürmer krönte seinen Einstand im Bosnien-Dress sogar mit einem Treffer. «Ab diesem Moment brauchte ich einen Manager. Mit zwanzig Jahren unterschrieb ich meinen ersten Profi-Vertrag», so Dajic.
Seine erste Profi-Station war der Klub NK Kamen Ingrad in der höchsten kroatischen Liga. Dajics Aktivkarriere dauerte rund zehn Jahre und war geprägt von Wanderschaft: von Kroatien gings über Ungarn (FC Fehervar) nach Südkorea (Joenbuk Motors). Dann weiter nach Belgien (AFC Tubize), zurück nach Kroatien (HNK Sibenik) und schliesslich nach China zum SH East Asia. «Ich spielte in allen Ländern in der höchsten Liga», unterstreicht Dajic. Am besten habe es ihm in Südkorea gefallen: «Die Gastfreundschaft dort war unglaublich, ich fühlte mich sehr wohl dort. Und was den Fussball angeht, war alles erstaunlich professionell geführt.»
Im Alter von dreissig Jahren beendete der neue Egerkingen-Trainer seine Profi-Laufbahn, während der er zwei Länderspiele für die A-Nationalmannschaft Bosnien-Herzegowinas bestritt. Dajic zog den Schlussstrich aus privaten Gründen: «Ich wollte den Fokus mehr auf die Familie legen», führt er aus. Er ist verheiratet, hat eine Tochter, das zweite Kind ist unterwegs. Die Liebe war denn auch der Grund, weshalb es ihn vor knapp zwei Jahren in die Schweizer verschlagen hat.
Der FC Egerkingen wurde per Zufall auf seinen neuen Trainer aufmerksam. Dajic, der mit seiner Familie direkt neben der Egerkinger Heimspielstätte wohnt, wurde von einem Klubmitglied beobachtet, wie er zum Spass auf der Mühlematt kickte. Wenig später klopften auch schon Präsident Peter Weh und Spiko-Chef Christian Sulser bei Dajic an, weil sie auf Trainersuche waren. Es habe nicht viele Gespräche gebraucht, so Sulser: «Wir hatten das Heu sofort auf der gleichen Bühne.»
Jusuf Dajic, der noch keine Erfahrungen als Trainer hat, will bei seinen Spielern vor allem mit Ehrlichkeit punkten, welche in seinen Augen heutzutage überall fehle: «Man muss sich eine Basis aufbauen, damit die Spieler einem vertrauen. Es darf keine Missverständnisse, Unstimmigkeiten oder gar Grüppchenbildungen geben im Team.» Der Erfolg, den auch die Klubverantwortlichen anstreben, komme dann von selbst.
Ein wichtiges Thema ist für Präsident Weh auch die Disziplin der ersten Mannschaft: «Die 51 Strafpunkte in der Vorrunde sind jenseits von Gut und Böse. Das Team soll unter ihm wieder souveräner und etwas gelassener auftreten.» Die Spielerlizenz für Jusuf Dajic ist übrigens beantragt. Weh hofft auf seine Tore, Dajic wägt aber ab: «Ich habe eigentlich keine Lust mehr, zu laufen, aber wenn es mich braucht, spiele ich natürlich.»