Frankreich krönt sich mit einem 4:2-Sieg über Kroatien zum zweiten Mal in der Fussballgeschichte zum Weltmeister. Matchwinner ist Stürmer Antoine Griezmann, der endlich einen bedeutenden internationalen Final gewinnt.
Die neuen Weltmeister waren aufgereiht, standen Spalier, um den zweitplatzierten Kroaten, die verdiente Ehre zu erweisen. Es war der erste kurze Moment für die Spieler, in denen sie nicht jubelten, in denen sie einfach kurz innehielten und sich vergegenwärtigten, was sie soeben erreicht hatten. Antoine Griezmann stand da, seine Augen füllten sich mit Tränen. Später sollte der Stürmer an der Pressekonferenz sagen, er wisse gar nicht mehr, wo er genau sei. «Ich realisiere gar nicht, was das bedeutet. Ich bin einfach sehr stolz. Wir haben es geschafft: Wir sind Weltmeister.»
Das ging Griezmann wohl durch den Kopf, als er da so alleine stand. Seine Augen füllten sich mit Wasser. Und da kam ein anderer Weltmeisterheld der Franzosen zu Griezmann: Didier Deschamps, der Trainer. Deschamps weiss genau, wie sich Griezmann in jenem Moment gefühlt haben muss. Er weiss ganz genau, was es für einen Spieler bedeutet, Weltmeister zu werden. Deschamps war der Captain des legendären Weltmeisterteams von 1998, als Frankreich das erste Mal Weltmeister wurde. Zwanzig Jahre später war jener Deschamps nun an der Seitenlinie gestanden, als den Franzosen das Kunststück, den grössten Titel im Fussball zu holen, erneut gelang. Seine Spieler hatten ihn nach dem Spiel zum Jubeln in der Luft hochleben lassen, dass er ihr Held war auf dem Weg zum Weltmeistertitel. «Deschamps hat aus dem verlorenen EM-Final vor zwei Jahren die richtigen Schlüsse gezogen. Es ist wunderbar, Weltmeister zu sein», sagt Griezmann, der Matchwinner. Er war es gewesen, der mit einem brandgefährlichen Freistoss den ersten Treffer, der schliesslich ein Eigentor durch Mario Mandzukic gewesen war, provozierte.
Es ist aber nicht so gewesen, dass jenes 1:0 für Frankreich der Türöffner zu einem Triumphlauf gewesen wäre. Das kroatische Team zeigte erneut, was es an diesem Turnier auszeichnete. Und es war Ivan Perisic, der mit seinem Schuss den Ausgleich erzielte. Es war aber auch jener Perisic, der nur zehn Minuten später seine Hand im eigenen Sechzehner zu weit draussen hatte, nach Videokonsultation fiel der Entscheid richtigerweise auf Penalty. Auch wenn der kroatische Trainer Zlatko Dalic sagen sollte: «In einem WM-Final ist das kein Penalty.»
Vorangegangen war jene kurze Phase im Spiel, als man das Gefühl hatte, das kleine Kroatien könne hier tatsächlich Fussballweltmeister werden. Aber nach jenem Penaltypfiff waren die Augen wieder auf den Mann mit der Nummer 7, auf Antoine Griezmann, gerichtet. Er hat sich den Ball gesetzt. «Ich habe versucht, gar nicht daran zu denken, dass das hier der WM-Final ist. Ich versuchte mir vorzustellen, ich sei in einem normalen Meisterschaftsspiel. Zum Glück klappte das.» Griezmann verwertete. Er, der Finalspiele hauptsächlich als Verlierer kennt. Zweimal stand er mit seinem Verein Atlético Madrid im Final der Champions League, dazu kam 2016 der Final der Europameisterschaft. Griezmann verlor immer, nur gerade den Final der Europa League hat gewinnen können.
Damit hat er etwas gemeinsam mit einem anderen Franzosen, der am Sonntag gross aufspielte. Paul Pogba. Auch er hatte in seiner Karriere als grossen internationalen Titel erst den Europa-League-Titel gefeiert. Und auch er hatte am Sonntag entscheidend Anteil am Sieg der Franzosen. Es lief die 65. Minute, als er auf den schnellen Kylian Mbappé spielte, dieser brachte den Ball in die Mitte zu Griezmann, der wiederum für Pogba auflegte. Dessen erster Versuch wurde noch geblockt, doch Pogba wollte dieses Tor unbedingt. Der zweite Versuch sass. 3:1. Es war der Knackpunkt des umkämpften und attraktiven Finals. Am Schluss siegte Frankreich mit 4:2 und krönte sich zum Weltmeister. Kroatien bleibt die Erkenntnis, dass seine goldene Generation ein tolles Turnier spielte. Wie 1998 ging ihr Weltmeistermärchen gegen Frankreich zu Ende. Damals siegte Frankreich im Halbfinal, diesmal im Final. Und erneut ist Frankreich Weltmeister. Wie 1998. Griezmann sagt dazu: «Wir haben Geschichte geschrieben. Heute feiern wir mit unseren Familien hier in Russland, morgen zu Hause mit dem ganzen Land.»
Luschniki-Stadion, Moskau. - 78'011 Zuschauer. - SR Pitana (ARG). - Tore: 18. Mandzukic (Eigentor/Freistoss Griezmann) 1:0. 28. Perisic (Vida) 1:1. 38. Griezmann (Handspenalty) 2:1. 59. Pogba (Griezmann) 3:1. 65. Mbappé (Hernandez) 4:1. 69. Mandzukic 4:2.
Frankreich: Lloris; Pavard, Varane, Umtiti, Hernandez; Kanté (55. Nzonzi), Pogba; Mbappé, Griezmann, Matuidi (73. Tolisso); Giroud (81. Fekir).
Kroatien: Subasic; Vrsaljko, Lovren, Vida, Strinic (82. Pjaca); Rakitic, Brozovic; Rebic (71. Kramaric), Modric, Perisic; Mandzukic.
Bemerkungen: Frankreich komplett, Kroatien ohne Kalinic (verletzt). Verwarnungen: 28. Kanté (Foul). 41. Hernandez (Foul). 93. Vrsaljko (Foul).