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Der 26-jährige Handballer hatte ursprünglich geplant, zwei Jahre im Ausland zu spielen. Wie so vielen anderen auch hat ihm allerdings das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Grau, kalt, nass und dunkel – so trist präsentierte sich der Winter in der norwegischen Hauptstadt Oslo zum Ende des vergangenen Jahres. «Im Dezember wurden ganze sechs Sonnenstunden verzeichnet – und die habe ich erst noch verpasst, weil ich über Weihnachten in der Schweiz war», sagt Nicolas Suter.
Es sind diese Eindrücke, unter denen sich der 26-jährige Aarauer Handballer definitiv entscheidet, sein Auslandabenteuer im kommenden Sommer vorzeitig zu beenden. Allerdings spielt das Wetter keine Rolle beim Entscheid.
Als Suter Ende Februar des vergangenen Jahres bei Haslum HK unterschreibt, hat er klare Vorstellungen vom Engagement in Norwegen: Er will sich als Spielmacher in der Eliteserien etablieren, sich sportlich sowie persönlich weiterentwickeln, das Studium mit einem Auslandsemester vorantreiben und neue Bekanntschaften machen.
Allerdings: Damals stand Corona noch für eine mexikanische Biermarke und nicht für ein global grassierendes Virus.
«Ich war felsenfest davon überzeugt, zwei Jahre im Ausland zu spielen», sagt Suter. Doch dann verschärfte sich im vergangenen Herbst die Coronasituation auch in Norwegen: Von Trainings und Partien einmal abgesehen spielte sich sein Alltag plötzlich nur noch in der gemeinsam mit Viktor Glatthard, mit dem er schon früher zusammen gespielt hatte, bewohnten WG im Osloer Stadtzentrum ab.
«Ich hatte plötzlich keine Chance mehr Land und Leute kennen zu lernen, Handball mit Zuschauern zu geniessen», sagt Suter. Das Auslandsemester an einer renommierten Wirtschaftshochschule in Oslo hat mit mehrmonatiger Verspätung erst vorletzte Woche und nur online begonnen. Immerhin: Während der vielen Zeit zu Hause hat Suter fliessend Norwegisch sprechen gelernt und sich intensiv seiner Masterarbeit widmen können.
Zumindest Letzteres wäre aber auch in der Heimat problemlos gegangen. Und so kam der vielseitige Rückraumspieler rund zehn Monate nach seiner Unterschrift beim im Osloer Vorort Bekkestua beheimateten Verein zum Schluss, dass es angesichts der trüben Aussichten in Sachen Corona Zeit für die Rückkehr in die Schweiz ist. «Das war ein langer gedanklicher Prozess für mich», sagt Suter.
Also checkte er seine Optionen: Ein erster Kontakt mit seinem Ex-Verein Wacker Thun verlief positiv. Suter wurde signalisiert, dass man ihn sehr gerne zurückholen würde.
Gesagt, getan. Anfang Jahr informierte er den aktuellen Arbeitgeber Haslum HK, dass er auf die Option zur Verlängerung des Vertrages um ein Jahr verzichtet. «Mein Entscheid wurde zwar bedauert, aber als nachvollziehbar eingestuft», sagt Suter.
Im Berner Oberland hat er einen ab dem Sommer gültigen Einjahresvertrag unterschrieben. Bei Wacker erwartet ihn ein bestens vertrautes Umfeld: Teamkollegen, Vereinsführung und Freunde. All das, was ihm in Norwegen aufgrund von Corona versagt geblieben ist. «Ich kehre aber nicht einfach ins wohlige Nest zurück. Ich will mit Wacker noch einmal voll angreifen. Dieses Team hat Potenzial.»
Allen Widrigkeiten zum Trotz bereut Suter sein Auslandabenteuer nicht:
«Ich würde es unter keinen Umständen missen wollen. Es war eine geniale Erfahrung – sowohl sportlich, als auch menschlich. Und es geht ja noch ein paar Monate weiter.»
Aktuell kämpft Suter mit Haslum um die Qualifikation für die Playoffs.
Und im Januar ist auch in Oslo endlich Schnee gefallen, das macht die Dunkelheit etwas erträglicher. Zumal mit der Aussicht auf das, was Suter in den kommenden Monaten erwartet – in Oslo, wie auch in Thun.