Strafanstalt Schachen
Wenn Bauarbeiter Schaufel und Leiter im Gefängnis stehen lassen

Seit gestern wird im Gefängnis Schachen bei Deitingen um- und ausgebaut. Künftig soll die Anstalt noch sicherer werden. Ziel ist ein grosses, zeitgemässes Gefängnis. Die Kosten sollten sich auf 57 Mio belaufen.

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Therapiezentrum der Strafabstalt Schachen bei Deitingen
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Therapiezentrum der Stafanstalt Schachen in Deitingen
Therapiezentrum der Stafanstalt Schachen in Deitingen
Zäune rund um das Stafanstalt Schachen in Deitingen

Therapiezentrum der Strafabstalt Schachen bei Deitingen

Hansjörg Sahli

Auf Ersuchen des Justizvolluzugskonkordats, dem 11 Kantone angehören, baut der Kanton Solothurn die Justizvollzugsanstalt um. So soll bis 2014 ein Hochsicherheitsgefängnis mit 96 Plätzen entstehen, davon sind zwei Drittel für den Massnahmenvollzug und ein Drittel für den Strafvollzug. Heute sind im Schachen 34 Verwahrte eingesperrt.

Heute gibt es im offenen Strafvollzug ein Überangebot an Plätzen, zudem wird es diesen künftig wohl immer weniger brauchen. Hingegen fehlen Plätze im geschlossenen Vollzug, weshalb der Kanton Solothurn sich auf den geschlossenen Massnahmenvollzug konzentrieren will.

Bauarbeiten werden nicht einfach

Während den Bauarbeiten werden die Insassen im Gefängnis bleiben und nicht an in ein anderes Gefängnis überstellt. Dass dies nicht einfach ist, musste Paul Loosli, Direktor der Strafanstalt Schachen schon feststellen: «Wenn beispielsweise Arbeiter in die Mittagspause gehen und Schaufel und Leiter stehen lassen, wird es gefährlich», so Loosli gegenüber Schweizer Radio DRS, doch bis jetzt habe der Sicherheitsapparat gut funktioniert.

Strafanstalt im Wandel der Zeit

Während dem 130 Jährigen Bestehen der Strafanstalt Schachen bei Deitingen in Solothurn hat sich nicht nur die Geselschaft und damit die Strafanstalt, sondern auch die Straftäter und das Strafgesetz verändert. Doch brauche es heute nicht mehr, sondern besser gesicherte Plätze in Deitingen, so Loosli weiter. «Früher konnte der Dorfgendarm am Nachmittag die Häftlinge seiner Frau anvertrauen, als diese seiner Frau beim Jäten im Garten halfen.» Zu dieser Zeit war der Schachen noch eine «Erziehungsanstalt» und nicht nur für Straftäter, sondern auch für allerlei «Gesindel» gedacht, die mit Hilfe harter Arbeit umerzogen werden sollten.

Heute geht es im Strafgesetz weniger um Schuld und Sühne, sondern vielmehr darum, wie man einen Straftäter wieder in die Gesellschaft integrieren kann. Folglich werden Straftäter heute auch zu therapeutischen Massnahmen verurteilt. Auf diese ist der Schachen seit 5 Jahren spezialisiert. Solche Massnahmen können sogar ein Mehrfaches dauern als die eigentliche Haftstrafe. Je nachdem kommt ein entsprechender Straftäter gar nicht mehr aus dem Gefängnis - freilich nicht erst seit Inkraft treten der Verwahrunsinitiative.

Vollständige Reintegration ist «nicht sehr häufig»

Eine vollständige Reintegration eines Straftäters in die Gesellschaft passiere «nicht sehr häufig», wie Loosli zugibt, doch gebe es eben auch Teilziele, sodass Täter in niederschwelligere und damit kostengünstigeren Bereiche überstellt werden können.

Neben diesem sogenannten Massnahmenvollzug gibt es im Schachen noch immer den klassichen Strafvollzug, in dem Bildung und Arbeit eine grosse Rolle spielen. (dme)