Zuchwil
Tagesstätte für Senioren hilft Kosten dämpfen

Das Betagtenheim Blumenfeld in Zuchwil leistet seinen Beitrag zur Kostendämpfung: Es zögert die Langzeitpflege von Senioren mit Kurzzeitaufenthalten hinaus. Das Modell findet Beachtung.

Christof Ramser
Drucken
Geschäftsführer Max Oser bietet im «Blumenfeld» Kurzaufenthalte für Betagte an.

Geschäftsführer Max Oser bietet im «Blumenfeld» Kurzaufenthalte für Betagte an.

Hanspeter Bärtschi

Die steigenden Kosten in den solothurnischen Alters- und Pflegeheimen geben weiter zu reden. So hat der Artikel in der az Solothurner Zeitung vom 8. August über den immer teureren stationären Aufenthalt der Betagten hohe Wellen geworfen. In der Kritik standen unter anderem die kostspieligen Qualitätsvorschriften des Kantons sowie die steigenden Hotelleriekosten. «Ich wehre mich dagegen, dass die Pflegeheime als Sündenböcke für die Kostensteigerung herhalten müssen», sagt Max Oser, Geschäftsführer des Betagtenheims Blumenfeld in Zuchwil. Steigende Standards hingen nicht zuletzt auch mit der gestiegenen Lebensqualität zusammen, die man für Senioren im Alter nicht einfach wieder einschränken könne.

Bereits vor einigen Jahren habe sich die Trägerschaft des Heims neu ausgerichtet und sich klar zum Pflegeheim bekannt. Was heisst das konkret? «Wir nehmen fast keine Altersheimbewohner mehr stationär auf», sagt Oser. Bevor jemand zu einem unbefristeten, stationären Langzeitaufenthalt komme, sollen zuerst alle Möglichkeiten im privaten Haushalt ausgeschöpft werden.

Kanton: «Tagesstätten sind ein Zukunftsmodell»

Professionelle Tagesstrukturen für Betagte müssen nicht zwingend in einem Heim angeboten werden. So gibt es im Kanton Solothurn Vereine oder gemeinnützige Stiftungen, die Kurzzeitaufenthalte anbieten - und sich etwa in privaten Liegenschaften einmieten. Bereits bewilligt vom Amt für soziale Sicherheit ASO ist die Seniorenbetreuung Kopf-Hand-Herz in Mümliswil, die von zwei Fachfrauen geführt wird, sowie eine Tagesstätte in Dornach. «Weitere Anfragen werden derzeit geprüft», sagt Ursula Brunschwyler vom ASO. Heimen angegliedert sind die Tagesstätten im «Wengistein» in Solothurn, die Tagesstätte für Demenzkranke Y-Psilon in Grenchen sowie eine Institution in Hägendorf. Die Stätte im «Läbesgarte» Biberist wurde mangels Nachfrage geschlossen. «Die Tagesplätze scheinen ein Zukunftsmodell zu sein», sagt Brunschwyler. Dieses funktioniere aber nur, solange die Menschen zu Hause noch begleitet werden. Spitex und vor allem die Heime seien für die Betreuung von Senioren unerlässlich. Auch Alterswohnungen würden aufgrund der Individualisierung der Lebensstile zunehmend zum gefragten Angebot - jedoch nur für eine eher wohlhabende Schicht. Der Grossteil der Hochbetagten lebe jedoch noch immer ohne institutionalisierte Hilfe zu Hause, so Brunschwyler. «Das geht oft vergessen.»(crs)

Tagesstrukturen ausbauen

Im Zuge der neuen Spitalfinanzierung habe man in Zuchwil frühzeitig erkannt, dass der Bedarf an Kurzzeitpflege zunehmen werde. Seit Anfang Jahr werden die Kosten über Fallpauschalen abgerechnet. Die kürzeren Spitalaufenthalte könnten bei manchen älteren Menschen Probleme auslösen – etwa dort, wo diese nach einer Spitalbehandlung noch nicht rüstig genug sind, um nach Hause zurückzukehren. «Es darf nicht sein, dass diese Menschen unbefristet in Heime aufgenommen werden», sagt Oser.

Vor einem Jahr hat das «Blumenfeld» eine Wohngruppe für Kurzzeitpflege und Tagesaufenthalte eröffnet – als eine der ersten ihrer Art (siehe Kontext). In fünf stationären Betten werden dort Gäste betreut. Hinzu kommen drei Plätze für die Tagesbetreuung. Nicht geeignet ist das Angebot für Demente. Im «Blumenfeld» werden Demenzerkrankte in einer geschlossenen Abteilung mit 22 Plätzen betreut.

Auslastung bei 90 Prozent

Die vom kantonalen Amt für soziale Sicherheit (ASO) bewilligten Plätze gelten im Betagtenheim Blumenfeld explizit nur für Kurzzeitaufenthalte. «Diese dürfen nicht schleichend in unbefristete Plätze umgewandelt werden», sagt die stellvertretende ASO-Chefin Ursula Brunschwyler. Die Verträge im «Blumenfeld» sind entsprechend befristet. Maximal sechs Wochen dürfen Kurzzeitaufenthalter im Heim bleiben, bevor sie nach Hause zurückkehren müssen.

Nach einem Jahr liegt die Auslastung bei 90 Prozent – offenbar habe man mit dem Angebot eine Nische gefunden, sagt Max Oser. Diese soll nun rasch einen grösseren Platz im Heim einnehmen. «Bis in zwei, drei Jahren könnte die Kapazität in der Wohngruppe verdoppelt werden.» Der Raum dafür sei vorhanden.

Betriebswirtschaftlich begebe man sich mit der Schaffung dieses neuen Angebots durchaus auf Glatteis. Die Auslastung muss 80 Prozent betragen, damit es sich rechnet. Die Tagesbetreuung ist jedoch von den Krankenkassen anerkannt. Von den Tageskosten von 92 Franken übernimmt der Versicherer 24 Franken.

«Qualität kostet»

Max Oser leitet das Betagtenheim Blumenfeld seit 11 Jahren. Dabei setzt der Geschäftsführer nicht nur auf stationäre Langzeitpflege und Kurzzeitaufenthalte, sondern auch auf selbstständiges Wohnen. In Zuchwil ist dies möglich in den Alterswohnungen der Bürgergemeinde, die direkt an das «Blumenfeld» angrenzen. Dort können Bewohner gewisse Serviceleistungen beziehen und den individuellen Lebensstil, wo möglich, auch im Alter noch beibehalten.

Bei allen Modellen ist für Oser klar: Qualitativ hochstehende Leistung kostet. Im Zusammenhang mit den Ergänzungsleistungen (EL) trügen die Heime deshalb auch keine Schuld, wenn die Kosten ausuferten. Gerade in Zuchwil ist die Situation aufgrund der Einwohnerstruktur speziell: Geschätzte 70 Prozent der Personen, die ins Heim eintreten, sind EL-Bezüger. Auch in diesem Fall könnten Kurzzeitaufenthalte ein Mittel sein, Kosten zu dämpfen.