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Fusion, Finanzen, frische Köpfe. Der Gemeinderat in Zuchwil stellt in den nächsten vier Jahren wichtige Weichen. Bei 44 Kandidaturen sind Sitzverschiebungen programmiert.
Eine Gemeinde ist im Wahlfieber. Die Köpfe in den bunten Inseraten im «Azeiger» sind kaum zu zählen, an den Strassenlaternen grüssen allenthalben Kandidaten von Plakaten. 44 Zuchwiler streben in den Gemeinderat, 3 ins Gemeindepräsidium. Gleich aus sechs Parteien können die Wähler ihre Interessensvertreter bestimmen. Keine Frage: Am 14. April werden die 23 Sitze im Rat neu geordnet. Derzeit hält die SP 8, die FDP 5, die SVP 4, die CVP 3, die Grünen 2 und die GLP 1 Sitz.
Für die stärkste Partei im Dorf, die Sozialdemokraten, sei die grosse Mobilisierung ein gutes Zeichen. «Zuchwil liegt den Menschen am Herzen», konstatiert SP-Geschäftsleiter Patrick Marti. Er bringt dies mit der Fusionsdiskussion in Verbindung. «Die vielen Kandidaturen sind sehr erfreulich.» Mit 12 Kandidaten präsentiert die SP die mit Abstand grösste Auswahl. «Wir haben junge und gestandene Leute, vom Akademiker bis zum Handwerker. Die Liste ist sehr ausgewogen.» Damit soll gewährleistet werden, dass nach dem empfindlichen Verlust von zwei Sitzen vor vier Jahren der Bestand dieses Mal gehalten werden kann. Zudem will man mit Stefan Hug das Präsidium in den eigenen Reihen halten.
Zusammen mit den Grünen, den Grünliberalen und der CVP sucht die SP eine Mehrheit von Mitte-Links. Mit diesen Parteien habe man Gespräche geführt. Man wolle eine konstruktive Politik gewährleisten. Marti blickt dazu in die Vergangenheit. «Das letzte Mal, als es Zuchwil finanziell gut ging, gab es im Rat eine Links-Grüne Mehrheit. Das zeigt: Wir haben sorgsam zum Geld geschaut.»
SVP sucht Nähe zur FDP
Federn lassen musste vor vier Jahren auch die FDP als zweitgrösste Kraft. Bei den Wahlen ging ein Sitz verloren und während der Legislatur lief Jean-Baptiste Vuille zur GLP über. «Wir erwarten, dass wir unsere fünf Sitze halten können, das ist das Minimalziel. Wenn es gut läuft, liegt ein Sitzgewinn drin», sagt Ortsparteipräsident Stephan Schöni. Dazu portieren die Freisinnigen acht Kandidaten, davon alle fünf Bisherigen. Zur geplanten Gemeindefusion, die Zuchwil in der nächsten Legislatur beschäftigen wird, nimmt die FDP eine klare Position ein: Sie profiliert sich als klare Gegnerin von «Demokratieabbau». Man wolle eigenständig bleiben. Dafür will sich Schöni an der Spitze der Gemeinde einsetzen – er kandidiert für das Präsidium.
Auch die SVP will angesichts der Konkurrenz in erster Linie ihre vier Sitze halten. «Ein Ausbau wäre immer schön, aber es geht den Wählern eben nicht immer um Qualität», sagt Ortsparteipräsident Silvio Auderset. Vor vier Jahren war die SVP die grosse Gewinnerin: Gleich um drei Sitze konnte die Partei zulegen. Um das rechte beziehungsweise bürgerliche Politspektrum zu stärken, möchte die SVP vermehrt mit der FDP zusammenarbeiten. «Doch es gestaltet sich trotz Gemeinsamkeiten schwierig.» Die Ziele sind für Auderset klar: «Schluss mit der Misswirtschaft und mittelfristig die Steuern senken.» Mit dem Verkauf des Sportzentrums und der Privatisierung des Kinder- und Jugendzentrums Kijuzu könne ein Schritt in eine bessere finanzielle Zukunft getan werden. Vorschub leisten soll dem Carlo Rüsics, der für das Gemeindepräsidium kandidiert.
CVP und GLP spannen zusammen
Bei der CVP setzt man auf den Status quo: «Wir wollen unsere drei Sitze halten», sagt Co-Präsidentin Claudia Weber. Ein vierter Sitz liege wohl nicht drin. Mit fünf Kandidaten, darunter die Neo-Kantonsrätin Tamara Mühlemann, stellt die CVP zusammen mit der GLP die kleinste Liste. Diese beiden Parteien gehen eine Listenverbindung ein. Laut Weber sei es eher schwierig gewesen, Kandidaten zu finden. «Doch nun haben wir sowohl erfahrene als auch frische Leute auf der Liste.» Auch Vizegemeindepräsident Daniel Grolimund tritt erneut an.
Derzeit noch ein Einzelkämpfer ist Jean-Baptiste Vuille von den Grünliberalen. Er ist während der letzten Legislatur aus der FDP ausgetreten. Zusammen mit drei weiteren abtrünnigen Freisinnigen und dem Kantonsrat Markus Knellwolf soll nun ein zweiter Sitz her. «Dann könnten wir eine Fraktion bilden und in Kommissionen mitarbeiten», so Vuille. Die Listenverbindung mit der CVP soll zum Erfolg verhelfen. Ziel sei eine Mitte-Links-Politik im Gemeinderat, Die GLP unterstützt die Gemeinderatskandidatur von Stefan Hug.
GLP und Grüne unterstützen SPler
Gleich mit acht Kandidaten treten die Grünen an. Was auf den ersten Blick überrascht, ist laut Gemeinderat Reto Affolter üblich. «Vor vier Jahren stellten wir neun Kandidaturen. Wir haben viele junge Kräfte, darunter sind keine Listenfüller. Das freut mich.» Trotz der vielen Interessenten lautet das Ziel: Sitze halten. Vor vier Jahren schrammten die Grünen knapp am dritten Sitz vorbei.
Inhaltlich wollen die Grünen bei den Gemeindefinanzen ansetzen. «Wir müssen diese ins Lot bringen», so Affolter. Man müsse sparsam sein und trotzdem die Qualitäten nicht aufgeben, etwa im Schulbereich. Die Wirtschaft soll entwickelt und «nachhaltige» Betriebe angesiedelt werden. Auch die Behördenstrukturen werden zum heissen Thema. Laut Affolter würden bei einer Verkleinerung des Gemeinderats auf 7 bis 11 Sitze noch sämtliche politische Kräfte vertreten sein. Auch die Grünen stellen sich hinter Stefan Hug als Gemeindepräsidenten.