Selzach
Ohne das gewaltige Netz von Drainageleitungen wäre die Witi ein Sumpfgebiet

Die Flurgenossenschaft Selzach-Bellach will das Drainagesystem in der Witi übernehmen. Der Gemeinderat Selzach will aber, dass dieses Eigentum der Landbesitzer bleibt.

Marlene Sedlacek
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Tausende Leitungskilometer sind zum Entwässern unter dem Witi-Boden verlegt. Hanspeter Bärtschi

Tausende Leitungskilometer sind zum Entwässern unter dem Witi-Boden verlegt. Hanspeter Bärtschi

Hanspeter Baertschi

Ein gewaltiges Netz von Drainageleitungen liegt in der Aareebene zwischen Biel und Solothurn im Boden. Tausende von Kilometern Leitungen wurden in den Dreissigerjahren in Handarbeit verlegt. «Bereits vor der zweiten Juragewässerkorrektur hat dieses Jahrhundertwerk funktioniert», rühmte Gemeindepräsident Viktor Stüdeli (CVP) an der Gemeinderatssitzung vom Donnerstag. Ohne dieses wären die Landwirtschaftsflächen, wie sie heute vorhanden sind, nicht möglich, die Witi wäre ein Sumpfgebiet.

Das Werk richte sich nur nach topografischen Gegebenheiten. Weder Eigentums-, Gemeinde- oder Kantonsgrenzen beeinflussten die Leitungsführung, führte Stüdeli weiter aus. Die betroffenen Landbesitzer konnten das System kostenlos in Eigentum und Unterhalt übernehmen. Bund und Kanton richten den Flurgenossenschaften rund einen Viertel der Unterhaltskosten aus.

Nun gelangte die Flurgenossenschaft Selzach-Bellach mit einem Antrag an die Gemeinde Selzach, die Leitungen zu übernehmen. Weder die Baukommission, die den Antrag zu prüfen hatte, noch der Gemeinderat konnten sich für dieses Ansinnen begeistern. Stüdeli befürchtete, dass die Leitungen vernachlässigt würden, wenn man den Landwirten die Eigenverantwortung nähme. Ihm graut auch vor den enormen Kosten, die der Gemeinde durch den Unterhalt der Leitungen erwachsen würden.

Er bezweifelt, dass Bund und Kanton der Gemeinde dieselbe Unterstützung wie den Flurgenossenschaften bieten würden. Bauverwalter Thomas Leimer schnitt einen anderen Punkt an: Da die Leitungen nicht sichtbar sind, würde das Wissen darüber verloren gehen, befürchtet er. Blieben sie jedoch im Eigentum der Bauern, ginge die Verantwortung dafür an die nächste Generation weiter und das Werk würde der Nachwelt erhalten bleiben. Aus diesen Überlegungen heraus schmetterte der Gemeinderat den Antrag der Flurkommission einstimmig ab.

Anders verhält es sich mit den Drainageleitungen im Gebiet Längstücki. Das Land liegt in der Bau- respektive Reservezone und wird kaum mehr in die Landwirtschaftszone zurückgeführt. Somit ist die Gemeinde verpflichtet, diese Leitungen zu übernehmen, weil es sich dabei um öffentliche Anlagen handelt. Die Gemeinderäte stimmten der Übernahme einstimmig zu. Sie zogen Parallelen zu einem vergleichbaren Fall aus dem Jahr 2006. Damals hatte sich die Gemeinde erfolglos mit einer Einsprache gegen die Übernahme von Haupt- und Sammelleitungen von Bettlach gewehrt. Der Gemeinderat behält sich jedoch vor, der Firma Stryker als Landbesitzerin Auflagen zu machen, dass diese für Schäden haftet, die beispielsweise durch das Pflanzen von Bäumen an den Leitungen entstehen.

Viktor Stüdeli drängte darauf, endlich mit dem Projekt der Fernwärmeanlage im Pfarreizentrum der katholischen Kirchgemeinde vorwärts zu machen. Bisher konnte keine vernünftige Regelung der Besitzverhältnisse gefunden werden. Stüdeli plädierte dafür, mit der Kirchgemeinde einen Baurechtsvertrag abzuschliessen, welcher der Gemeinde erlaubt, die Heizung im Pfarreizentrum zu erstellen. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Kirchgemeinde finanziell an der Anlage beteiligt. Thomas Leimer schätzt, dass die Projektplanung diesen Herbst fertig ist und die Arbeiten im Frühling vergeben werden können.