Zullwil
Krisensitzung: Zullwiler kämpfen um ihre Gemeindeverwaltung

Anstatt an der ausserordentlichen Gemeindeversammlung zu entscheiden, sprachen sich die Stimmberechtigten am Donnerstag dafür aus, die Verschiebung der Verwaltung nach Breitenbach per Volksentscheid zu bestimmen.

Dimitri Hofer
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DIe Zullwiler werden an der Urne über eine allfällige Verwaltungsauslagerung entscheiden,

DIe Zullwiler werden an der Urne über eine allfällige Verwaltungsauslagerung entscheiden,

Dimitri Hofer

Der Aufmarsch im Gemeindehaus der Ortschaft im Schwarzbubenland war wie erwartet riesig. 91 stimmberechtigte Zullwilerinnen und Zullwiler stellten sich die Frage, ob die Gemeindeverwaltung im 630-Seelen-Dorf bleiben oder in den Bezirkshauptort Breitenbach verschoben werden soll. Durch eine Auslagerung könnten langfristig Kosten eingespart werden, sagte Gemeindepräsident Roger P. Hänggi. Ein Wegzug der Verwaltung führe jedoch womöglich zu einem Identifikationsverlust, da gemeindebetreffende Dienstleistungen künftig ausserorts erbracht werden. Um beispielsweise eine neue Identitätskarte zu beantragen, müssten die Zullwiler nach Breitenbach gehen. „Was ist es uns wert?“, fragte Hänggi demonstrativ in die Runde.

Fakt ist, dass die Zullwiler Gemeindeverwaltung nur schwach frequentiert wird. Lediglich eine Person nehme durchschnittlich pro Tag ihre Dienste in Anspruch, erklärte die abtretende Gemeindeschreiberin Claudia Ackermann. Nichtsdestotrotz war bei vielen Stimmberechtigten zu spüren, dass man sich vor einer Auslagerung fürchtet. Was unter anderem daran liegt, dass dem Dorf in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Institutionen abhandengekommen sind. So schlossen die Post und die Raiffeisenbank ihre Filialen. „In Zullwil gibt es heute nur noch zwei Restaurants, einen Dorfladen und die Gemeindeverwaltung“, bedauerte ein Herr. Er erachte es deshalb als wichtig, dass wenigstens die Einwohnerdienste erhalten blieben. Man schade mit dem Wegzug der Attraktivität des Dorfes.

Immer wieder wurde der Vorwurf laut, dass die ausserordentliche Gemeindeversammlung zu kurzfristig einberufen worden sei. Erst am vergangenen Donnerstag hatte die Gemeinde der Bevölkerung an einer Infoveranstaltung ihre genauen Pläne vorgestellt. Er stelle hiermit den Antrag, am kommenden eidgenössischen Abstimmungssonntag per Urnengang über die Verwaltungsauslagerung zu befinden, sagte ein Zullwiler. Woraufhin sich 40 Stimmberechtigte für und 43 Stimmberechtigte gegen seinen Antrag entschieden. Da gemäss Gemeindeordnung für eine Volksabstimmung nur ein Drittel aller Stimmen notwendig sind, werden die Zullwiler am 28. Februar an die Urne gebeten. Die Stimmung an der Gemeindeversammlung deutet darauf hin, dass sie sich gegen einen Wegzug der Verwaltung entscheiden werden.