Balmberg
Junge Auslandschweizer können hier ihre Schweizer Wurzeln kennen lernen

732000 Schweizer leben im Ausland. Einige Kinder unter ihnen können in einem Sommerlager ihre Heimat-Wurzeln kennen lernen. Die Stiftung für Auslandschweizer führt im Tannenheim auf dem Balmberg ein solches durch.

Rahel Nicolet
Drucken
Dieser Teil der 30 Kinder versteht Deutsch. Das Lager für Auslandschweizer-Kinder wird sechssprachig durchgeführt.

Dieser Teil der 30 Kinder versteht Deutsch. Das Lager für Auslandschweizer-Kinder wird sechssprachig durchgeführt.

Rahel Nicolet

Alle 30 Kinder, die am Sommerlager auf dem Balmberg teilnehmen, haben den Schweizer Pass. Trotzdem geht es multikulturell zu und her in den zwei Lagerwochen. «Die Kinder sind angereist aus den USA, Mexiko, Frankreich, England, Deutschland, Spanien, Italien, Serbien, Russland, Kenia, Malaysia, China und Japan», zählt Loïc Roth auf. Er ist Geschäftsführer der Stiftung für junge Auslandschweizer und leitet momentan eines der neun Sommerlager, welche die Stiftung organisiert. Ebendiese Multikulturalität fasziniere Roth. «Auf dem Papier sind alle Kinder Schweizer, tatsächlich kommen sie aber aus den unterschiedlichsten Kulturen und verhalten sich dementsprechend ganz verschieden.»

Auch die Lagersprache verrät die Multikulturalität. Manche Kinder sprechen Englisch, andere Spanisch, Italienisch oder Französisch. Einige verstehen Deutsch oder Schweizerdeutsch. So etwa Ella Horner (11 Jahre) aus London und Saskia von Wehrden (10), die in Penang, Malaysia lebt. Beide sind in der Schweiz geboren und im Alter von einem oder zwei Jahren ausgewandert. In der Familie sprechen sie Englisch und Schweizerdeutsch, Saskia zudem Bahasa.

Die zehnjährige Maéva Schumacher fühlt sich in der Schweiz genauso zuhause wie in Frankreich, wo sie lebt. «Insbesondere die jüngeren Kinder sind jedoch teilweise das erste Mal in der Schweiz», so Roth. Dass diese Kinder ihre Wurzeln kennen lernen und eine Beziehung zu ihrem Ursprungsland aufbauen können, sei denn auch der Zweck der Ferienkolonien. Das Ferienlager sei jedoch genauso für Auslandschweizer-Kinder geeignet, die bereits in der Schweiz waren. «Die Kinder knüpfen im Lager neue Freundschaften und lernen die Schweiz von einer anderen Seite kennen, als wenn sie mit der Familie unterwegs sind», so Roth.

«Unsere Mutter hat ein ‹Schweiz-Gehirn›, sie freut sich total, dass wir die Schweiz kennen lernen», sagt Hitomi Iwanaga (11) aus Japan lachend. Sie besucht das Lager mit ihrer Schwester Chiemi (9). Selber finden sie es auch toll, hier zu sein. Auch den Geschwistern Sofia (10) und Giacomo (12) Bellinello, die in Italien leben, gefällt es im Lager: «Wir unternehmen viel, gehen auf lange Wanderungen und besuchen Höhlen.» Das Klettern im Seilpark Balmberg sei besonders toll.

Die 30 Kinder, sieben Lagerleiter und zwei Köche kommen im Seminarhaus Tannenheim auf dem Balmberg unter. Von dort aus erkunden sie die Region. Eine Wanderung auf den Weissenstein hat die Gruppe bereits gemacht sowie eine Besichtigung der Stadt Solothurn. «Die Suche nach dem entführten Globi wird uns auf die Pirateninsel auf dem Bielersee führen», verrät Roth. Auch sportliche Betätigung und Basteln gehören zum Programm. Als Abschluss des Lagers unternehmen die Kinder eine Wanderung mit Alpakas. Ernst Ryf und Elisabeth Bucheli, die Betreiber des Tannenheims, bieten seit fünf Jahren Alpaka-Trekkings an.

Die Stiftung für junge Auslandschweizer wurde 1917 als «Schweizerhilfe» gegründet. Die Idee der Gründer sei gewesen, Kindern von Auslandschweizern, «die unter den Wirren des Ersten Weltkrieges litten», für Erholungsaufenthalte in die Schweiz zu holen. In den 50er-Jahren wurde der Stiftungszweck überdacht und fortan Ferienkolonien für Auslandschweizer-Kinder organisiert.