Die 19. Etappe von Bätterkinden nach Solothurn war mit stolzen 15,1 Kilometer von Bätterkinden nach Solothurn die längste. Beim Stahlwerk in Gerlafingen gab der Chef persönlich Auskunft.
Die 19. Etappe Leserwandern, eine durch und durch aussergewöhliche Expedition: Sie war mit 15,1 Kilometer die längste, startete im Bernbiet (quasi im Nordwestschweizer-Ausland) und es regnete von Beginn bis zum Schluss... NIE!
Im Gegenteil, es war ein herrlicher Sommerabend mit viel Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Nicht wenigen gar zu warm. So stellte Ständerat Roberto Zanetti bereits nach wenigen Kilometern fest: «Läck isch das düppig». Tatsächlich lief in der Folge nicht bloss dem SP-Mann aus dem Stöckli der Schweiss herunter.
Apropos Stöckli: Zanetti holzte sich, an der Emme angekommen, gleich einen ordentlichen Stock aus dem Buschwerk, welches das Ufer des derzeit reissenden Gewässers säumt. Ein Rettungsstock, ein Wanderstock? Nein, der einstige National- und Regierungsrat aus Gerlafingen besuchte in diesen Tagen seine Mutter im «Bärenland» Puschlav. «So ein Vieh hat den Esel ihres Nachbarn gerissen. Ich will auf der Hut sein, man weiss nie, wo Meister Petz plötzlich auftaucht», meinte er verschwitzt, verschmitzt.
Inspiration für 1.-August-Rede?
Die gut gelaunte Volkswirtschaftsdirektorin Esther Gassler gab sich gelassen und zog locker des Weges. Sie liess sich ganz offensichtlich von der meditativen Szenerie auf dem Bibelweg inspirieren. Gut möglich, dass sie noch die eine oder andere Eingebung in die anstehende 1.-August-Rede einfliessen liess.
Die 60 Wanderer marschierten auf dem Weg von Bätterkinden nach Solothurn am rechten Bord der Emme, auf der anderen Seite des wilden, braunen Gewässers aus dem Emmental, das bei Luterbach in die Aare mündet, befindet sich der Ho-Chi-Minh-Pfad. Kilometerweit geht es dort geradeaus durch den mittelländischen Busch. Die Läufer des 100-Kilometerlaufes von Biel kennen diese Strecke bestens. Die Leserwanderer erfuhren auf dem Marsch von Wanderleiter Helmuth Zipperlen einiges über Schloss Landshut, das Stahlwerk Gerlafingen, das Areal der einstigen Papierfabrik Biberist sowie die alten Gebäude auf dem Bleichenberg ob Zuchwil.
Zum Stahlwerk, einem wichtigen Arbeitgeber in der Region, gab es zudem aktuelle Informationen aus erster Hand: Daniel Aebli, Chef des Unternehmens liess sich die Abendwanderung vor seiner Haustüre ebenfalls nicht entgehen. Nicht nur er zückte sich auf dem Schlussabschnitt die Taschenlampe, um sich den Wurzelweg in der hereinbrechenden Dunkelheit zu leuchten.
Nicht mehr dabei war zu diesem Zeitpunkt ein Wanderer, dessen fragile Sohle seiner robusten Schuhe sich im Unterholz verabschiedet hatte. Alle andern schafften die Strecke nach gut vier Stunden ohne Zwischenfälle und trafen um 21.40 Uhr wohlbehalten in der schönsten Barockstadt der Schweiz ein.