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Der Hausberg fällt in den Winterschlaf. Schon seit über einer Woche ist das Kurhaus geschlossen. Wie das Erwachen auf dem Weissenstein sein wird, liegt im Dunkeln.
WAS WILL DER hier oben? Der Autolenker mit BL-Nummer wendet beim auf dem teils vereisten Schotterplatz beim Kurhaus, wiederholt das gleiche Manöver unten vor dem Sennhaus. Die Unschlüssigkeit in Person. Wie ein Sinnbild für den Weissenstein. Wohin geht die Reise? Was passiert nun? Sicher ist nur: Diese Woche wirds schneien.
Damit erhalten die Mittelstation der alten Sesselbahn auf dem Nesselboden und die Bergstation noch eine Galgenfrist. «Es kommt aufs Wetter an, ob wir sie noch abreissen können», tönts bei Rolf Studer, VR-Vizepräsident der Seilbahn Weissenstein AG. Die Masten kommen auf jeden Fall erst im Frühling dran. Die Talstation in Oberdorf jedoch ist platt; der Platz für den Neubau ausgeholzt.
Im Kurhaus ist Ende Feuer unter dem Fondue-Caquelon. Wirt Werner Käser schaut aus dem Fenster in Richtung Westen, wo der Winter aufzieht. «Schade, am Sonntag hätten wir Hochnebel gehabt.» Aber eben, schon zu. Massenhaft seien die Leute plötzlich am Nachmittag auf den Berg gefahren. Noch mit dem Auto. In einem Jahr wird dies sonntags nicht mehr möglich sein – falls die neue Bahn dann schon fährt, herrscht Fahrverbot. Drinnen im Haus stapeln sich säuberlich geordnet Geschirr, Pfannen, Rechauds und natürlich auch Caquelons, die so manche gemütliche Fonduerunde gesehen haben. «Wir wissen noch nicht, wie es weiter geht», werfen auch Bethli und Werner Käser die grosse Frage in den Raum. «Hier wird einfach alles zugedeckt, und dann sieht man weiter.» Der Entscheid liegt bei der Besitzerin, der Regiobank Solothurn. Auch, ob Käsers noch einen Sommer wirten werden – bis die Bahn fährt und das Kurhaus ...?
«Die Küche ist noch tipptopp – bis auf ein paar Nàggi». Werner Käser ist stolz auf das blitzblanke Chromstahl-Eldorado. Keller und Kühlräume sind leer, der Schnee kann kommen. «Wie das vor drei Jahren hier ausgesehen hat!», erinnern sich Käsers und deuten auf die sauberen Kühlräume. «Einer muss neu ausgerüstet werden, die anderen Zwei tuns noch eine Weile.» Auch die Heizung selbst müsste bis Ende 2014 gewechselt werden – ein Posten von gut 200 000 Franken. Nur. Denn die Ende Achtzigerjahre beim Umbau tief in den Berg gebohrten Erdsonden verrichten laut Käser ihren Dienst noch tadellos. «Die kann man weiter brauchen.» Im Kurhaus ists tatsächlich angenehm warm.
Nicht so im Ostflügel. Der bis zum Kurhaus-Verkauf an die Regiobank der Bürgergemeinde Solothurn gehörende Trakt ist riesig, baufällig und – kalt. «Jetzt fünf Grad, minimal zwei,» weiss Käser. Die alte Ölheizung hier ist nicht mehr im Betrieb. Der Flügel bietet Platz bis zum Abwinken. In einem Raum ist das ganze Terrassenmobiliar gelagert. 600 Plätze maximal können im und vor dem Kurhaus bewirtet werden. «Das macht das Ganze schwierig», weiss der Fachmann. Der Ostflügel ist auch weitläufig unterkellert – noch aus Zeiten des alten Sennhauses. Es müffelt. Und oben in den alten Hotelzimmern, wo einst Armeefunker installiert waren, gibts zwar eine Super-Aussicht aufs Jungfraumassiv – aber sonst Tristesse pur zwischen vergilbten, abgerissenen Tapeten und aufgequollenem Parkett.
Solange die «Drei Hellsten» vom Berg grüssen, ist Leben dort oben. Am letzten Betriebssonntag wollte Einer wissen, ob man die Lichter oben im Dach einfach so ausschalten kann. Man kann. Man kann sie auch wieder einschalten. Aber nach zwei Tagen «Darkness» gabs halt schon Aufregung im Mittelland – bis die Lampen wieder brannten. Und damit ist für die Solothurner auf dem Weissenstein wieder alles in Ordnung. Tatsächlich?