Die Sonderausstellung «Fischfressende Vögel – geliebt von Vogelschützern, gehasst von Fischern» und die Saison im Witi-Zentrum in Altreu sind offiziell eröffnet
Das Witi-Zentrum kann heuer sein 10-jähriges Bestehen feiern. Die Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Aare (ASA) gar ihr 50-Jahr-Jubiläum. So haben sich die beiden Institutionen zusammengetan. Die ASA hat die Sonderausstellung im Witi-Zentrum gestaltet. Sie trägt den Titel «Fischfressende Vögel – geliebt von Vogelschützern, gehasst von Fischern».
Wie bereitet man sich heutzutage auf ein Thema vor? Man googelt. Das hat auch Martin Huber vor der Vernissage zur Sonderausstellung im Witi-Zentrum getan. Dabei ist der Vizepräsident des Vereins «Für üsi Witi» auf erstaunlich kontroverse Aussagen gestossen. «Wenn man ‹fischfressende Vögel› googelt, dann erscheint als Erstes die Homepage des Bafu, des Bundesamtes für Umwelt», so Huber in einer kurzen offiziellen Ansprache.
Dort sehe man sofort, dass Kormoran, Graureiher und Gänsesäger polarisieren. «Die Graureiher- und Gänsesägerbestände haben sich in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz erholt. Der Kormoran etabliert sich in ganz Mitteleuropa als Brutvogel. Vielen Fischarten in den Schweizer Fliessgewässern geht es jedoch schlecht. Auf den Seen klagen die Berufsfischer über zunehmende Kormoranschäden. Das Bafu setzt sich dafür ein, die Konflikte zwischen Vogelschutz, Fischartenschutz und Fischerei zu entschärfen.»
So steht es geschrieben. Auf der zweiten Homepage, die angezeigt wird, tönt es dann ganz anders. Der Schweizerische Fischerei-Verband (SFV) fordert nämlich: «Kormorane, Gänsesäger oder Graureiher und fressen uns die Fische weg! Mit einem entschiedenen Auftreten gegenüber den Vogelschützern und der Verwaltung müssen wir eine Lockerung der übertriebenen Schutzvorschriften und eine nachhaltige Reduktion der schadenstiftenden Vogelpopulationen durchsetzen. Dringender Handlungsbedarf besteht beim Kormoran. Der SFV fordert eine Regulation der explosionsartig wachsenden Kormoran-Brutkolonien und eine Verhinderung von neuen Kolonien.»
Extreme Gegenposition
Huber hofft, dass eine Diskussion zwischen Vogelschützern und Fischern zustande kommt. «Wir planen ein friedliches Streitgespräch am runden Tisch. Das Witi-Zentrum soll zur Plattform für einen Austausch zwischen den beiden extremen Positionen werden.» Dabei stelle sich auch die Frage, ob die Schäden ökologisch oder ökonomisch gewertet würden. Sicher sei es nicht wünschenswert, dass sich die Vögel in Fischzuchten bedienen und dort die Teiche leer fressen.
Die natürlich Fischbestände hätten ebenfalls abgenommen. Dies sei aber sicher nicht nur auf die Zunahme der fischfressenden Vögel zurückzuführen. «Diese fressen nur rund 3 Prozent des Fischbestandes, der jährlich verschwindet.» Zudem würden die Fische sich teilweise auch gegenseitig auffressen. Diesen Aspekt nahm auch Viktor Stüdeli (Witi-Sheriff) in seiner Rede auf. Was im Wasser alles passiere, das sei vom Boot aus schwer zu sehen. «Ich selbst fische immer dort, wo ich Vögel sehe. Die zeigen mir, wo die Fische sind», meinte er. Früher habe man in der Aare Hechte und Forellen ausgesetzt. «Das sind Raubfische. Die haben sich selbst und andere Fische gejagt.» So gebe es immer verschiedene Sichtweisen.
Abschliessend bedankte sich Andreas Steinmann (Präsident Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Aare) für das Gastrecht im Witi-Zentrum. Die Ausstellung zeige die verschiedenen Aspekte auf. Daneben sind wie immer auch Exponate zum Thema «Weissstorch» ausgestellt. Speziell wurde auf den Film über Storchenvater Max Blösch aufmerksam gemacht, der am 8. Mai Premiere feiert.
Informationen: www.witi-schutzzone.ch