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Am Freitag waren am Openair Etziken Bligg, Pegasus und Steff la Cheffe die Highlights. Auch der Samstag war ausverkauft – dank Bastian Baker und Krokus.
Die von 2Raumwohnung besungenen 36 Grad spürten die Besucher des Etziken Openairs zeitweise, am Samstag jedoch nicht dank der Sonne. Stattdessen liess Petrus es am Morgen regnen und stoppte die unfreiwillige Dusche erst gegen Abend. Die Konsequenz: Pfützen vor der Hauptbühne, rutschige Schlammwiesen und „meh Dräck“ am Schuhwerk der Festivalbesucher.
Kostenlose Schlammpackungen
Nachdem am Freitag die Hiphop-Fans auf ihre Kosten gekommen waren, wurden die Besucher am Samstag vor allem mit Pop und Rock versorgt. Dabei stellten die Festivalbesucher ihre Wetterfestigkeit unter Beweis. Die einen sangen schon am Nachmittag mit Trauffer schunkelnd von „Chüeh“, die „Müeh“ machen, andere traten entzückt in Pfützen und warfen auch mal ihre Begleitpersonen freundschaftlich zu Boden, um ihnen kostenlose Schlammpackungen zu verpassen. Im Vergleich zum „Brienzer Buurli“ tat Judith Holofernes sich etwas schwerer.
Die sympathische Berlinerin, früher Frontfrau der Band Wir sind Helden, vermochte das Publikum mit ihren gemütlichen Songs nur schwer vor der Hauptbühne zu halten. Profitieren konnte davon Bassist Rod, der ausnahmsweise nicht mit der „besten Band der Welt“ sondern mit ¡más Shake! unterwegs war. Die, im Vergleich mit den Ärzten, unbekannte Band vermochte ihr Südamerika-Feeling übers Zelt hinaus an höchste Stelle zu transportieren. So riss der Himmel langsam auf und erste Sonnenstrahlen trafen das Festivalgelände.
Party für Teenies und Altrocker
Dass auch der Samstag ausverkauft war, verdankt das OK gleich zwei Acts: Teeniestar Bastian Baker und den Solothurner Altrockern von Krokus. Romand Bastian begeisterte sein mehrheitlich weibliches Publikum mit Hits wie „Lucky“ und „I’d sing for you“. Die stahlblauen Augen, der Bligg-Style – Bart und etwas längere Haare – und die tapsigen Versuche, sich in Mundart mit seinen Fans zu verständigen, quittierte das Publikum mit zu Herzen geformten Fingern und Kreischen im Hohen C. Den sprachlichen Vogel schoss Bastian ab, als er erklärte, auf die Ankündigung des Hits „Give me your heart“ folgte in der Regel ein kollektives „Jöö!“. „Ich weiss nicht, was ‚jö‘ heisst. Aber jö dich auch!“
Nach Bastians „wundergeilem“ Auftritt machte das Festival sukzessive eine Metamorphose durch. Auf der Bühne wurden Bärte und Haare länger, im Publikum stieg das Durchschnittsalter parallel zur Anzahl grauer Haare und Bauchumfang an. Im Zelt wurde die deutsche Folk-Rock-Band „Fiddler’s green“ aktiv verwirrt. „Wir haben noch nie von diesem Festival gehört und jetzt haben wir eine solche Stimmung!“ rief der sichtlich erstaunte Sänger Albi.
Denn vor der Bühne musste man sich vom ersten Takt an vor pogenden „Folks“ in Acht nehmen. So waren die Glieder warm, als auf der Hauptbühne die ersten dröhnenden Akkorde von Krokus ertönten. Eine Wand aus Verstärkern baute sich hinter den Rockern auf, die im Vergleich zu anderen Bands nach dem Motto „lifere statt lafere“ agierten. Einzig Bassist Chris von Rohr unternahm einige ungeschickte Versuche, Sprüche zu platzieren.
Sänger Marc Storace erntete für seine Moderation jedoch deutlich mehr Sympathie. Ansonsten lieferten die Altrocker ein beeindruckendes Heimspiel ab und überzeugten mit gewohnt grandiosen Gitarren-, Bass- und Schlagzeugkünsten, gepaart mit Storace’s unverwechselbaren Gesang. Das Feuerwerk für die Ohren wurde am Ende durch ein optisches Feuerwerk ergänzt, das hinter der Bühne am Himmel erstrahlte. Ein gelungener Abschluss für ein erstmals ausverkauftes Etziken Openair. Wer nun noch Energie hatte, konnte diese bei The BluesRock Machine und 2Raumwohnung endgültig verbraten – und die 36 Grad selbst besingen.
Steff la Cheffe, Bligg, Pegasus
Bereits der Freitabend war gelungen. Als Steff la Cheffe sich kurz nach sechs Uhr bei Petrus für das gute Wetter bedankte, mag das etwas voreilig gewirkt haben, denn der Himmel war wolkenverhangen. Zum Glück aber kann das „Meitschi vom Breitsch“ nicht nur fabelhaft rappen, sondern offenbar auch zuverlässige Prognosen erstellen.
Und so durften die Besucher des Openair Etziken auch zu Pegasus und Bligg herzhaft abgehen, ohne dabei nass zu werden – mal abgesehen vom eigenen Schweiss und dem gelegentlichen Gutsch Bier.
Partystimmung war ebenfalls auf und vor der Zeltbühne angesagt. Jedenfalls wurde der erste ausverkaufte Freitag in der Geschichte des Festivals gebührend gefeiert. (cnd)