Der seit 2014 geplante Ausbau des Einkaufszentrums in Egerkingen ist zum Juristenfutter verkommen.
Migros und Coop, welchen der Gäupark in Egerkingen je rund zur Hälfte gehört, möchten das Einkaufszentrum ausbauen und attraktiver gestalten. Ausgelöst wurden diese Pläne durch den 2018 auslaufenden Mitvertrag von Coop Bau + Hobby mit der Migros Aare im Gäupark West.
Grossverteiler Coop will den Fachmark nun auf das ihm gehörende Areal beim Gäupark Ost verlegen. Geplant ist der Neubau auf dem Parkplatz vor dem Coop Megastore. Auf diesem Areal soll zudem unterirdisch eine mehrgeschossige Einstellhalle mit Parkplätzen gebaut werden.
Die im Gestaltungsplan vorgesehene Vergrösserung der Verkaufsfläche des Gäuparks um 25 Prozent auf neu 52 000 Quadratmeter werden in der Hauptsache durch den Neubau des Coop Bau + Hobby-Marktes verursacht. Die Migros Aare will nach dem Auszug von Coop Bau + Hobby im Gäupark West offenbar keine neuen Verkaufsflächen realisieren. Im Gestaltungsplan ist die Rede vom Einbau eines Fitness- oder Wellnesszentrums.
Was auf der frei werdenden 3000 Quadratmeter grossen Fläche konkret realisiert werden soll, will die Migros Aare noch nicht kommunizieren, wie auf Anfrage erklärt wird. Die Migros Aare lässt in diesem Zusammenhang lediglich verlauten, dass es ein Projekt «für die Umnutzung des Areals in eine zeitgemässe und attraktive Einkaufscenterfläche» gebe.
Die konkrete Planung dafür könne erst an die Hand genommen werden, wenn der Entscheid des Solothurner Regierungsrates bezüglich der vom Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) eingereichten Beschwerde gegen den Gestaltungsplan Gäupark vorliege. Vor Sommer 2017 wird nicht mit einem Entscheid des Regierungsrates gerechnet.
Die VCS-Sektion Solothurn hatte die Beschwerde Ende 2014 zusammen mit einem Anwohner eingereicht. Dabei ging es primär um Fragen der Erschliessung des Einkaufszentrums mit dem öV und das Verkehrsaufkommen.
Die Migros Aare ist der Ansicht, dass Gestaltungsplan und Umweltverträglichkeitsbericht sorgfältig erarbeitet wurden und deshalb die Bewilligung durch die Gemeinde Egerkingen zurecht erfolgt ist. Ob eine Einigung mit dem VCS möglich ist, will die Migros Aare nicht kommentieren. Sie rechnet aber damit, dass sich die Verhandlungen weiter hinziehen werden.
Beim VCS herrscht die Meinung vor, dass vor einer Erweiterung des Gäuparks zuerst adäquate Lösungen zur Verkehrserschliessung vorliegen müssen. Dies wegen des zu erwartenden Mehrverkehrs, was zu noch mehr Staus beim Gäupark und zu einer höheren Belastung der Luft mit Schadstoffen führen würde, wie VCS-Geschäftsleiterin Anita Wüthrich erklärt.
Wert gelegt wird vor allem auf eine gute Erschliessung des Gäuparks mit dem öV. Dies müsse im Buskonzept Olten-Gösen-Gäu seinen Niederschlag finden, fordert Wüthrich. Verbessert und sichtbarer gemacht werden müsse ferner die Erschliessung für den Langsamverkehr.
Der VCS lege es nicht darauf an, das Projekt als solches zu verhindern, versichert Wüthrich. Vielmehr gehe darum, die Belastung für die Anwohnerschaft und das Dorf möglichst gering zu halten. «Wir erfüllen lediglich jene Aufgaben, welche unsere Mitglieder von uns erwarten».
Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi hat da ihre Zweifel. Sie habe eher den Eindruck, dass es dem VCS vor allem darum gehe, das Projekt zu verzögern und damit zu verhindern. Der Nutzungsplan, wie dies der Gestaltungsplan «Gäupark» mit Sondervorschriften darstelle, sei inzwischen reines Juristenfutter.
Die Kosten dieses Verfahrens für den VCS, die Bauherrschaft mit Coop und Migros Aare und die Einwohnergemeinde schätzt Bartholdi auf weit über 200 000 Franken, ohne dass nennenswerte Fortschritte erzielt worden seien. Zudem verlange der VCS Unmögliches, wenn er eine Kapazitätserhöhung des Hausimoll-Kreisels vor der Inbetriebnahme der Erweiterungsbauten im Gäupark fordere.
Für den Hausimoll-Kreisel sei aber der Kanton zuständig. Dieser stelle eine Kapazitätserhöhung im Zusammenhang mit der Anpassung der Autobahnausfahrt Egerkingen frühestens im Jahr 2020 in Aussicht.
Dass die Gemeinde einem Interessenkonflikt ausgesetzt ist, bestreitet Bartholdi nicht. Es gelte abzuwägen zwischen den Interessen des bestehenden Einkaufszentrums und denjenigen von Bevölkerung und Gemeinde. Die über 50 Geschäfte im Gäupark mit ihren rund 600 Arbeitsplätzen seien aber auch bedeutende Steuerzahler, die es nicht zu vernachlässigen gelte.
Deshalb sei es wichtig, dass der Gäupark attraktiv bleibe. Wenn mit dem VCS keine Einigung erzielt werde, drohten Teile des Gäuparks gar zur Bauruine zu verkommen, meint Bartholdi mit Blick auf den 2018 auslaufenden Vertrag von Coop Bau + Hobby.
Ungemütlich wird es langsam aber sicher für Coop. Mediensprecher Urs Meier gibt sich aber weiter optimistisch, den geplanten Bau + Hobby-Fachmarkt rechtzeitig am geplanten Standort bauen zu können. Angesprochen auf den auslaufenden Vertrag erwähnt Meier, dass auch noch andere Optionen in Erwägung gezogen würden.
Ob es soweit kommen wird, hängt nun davon ab, ob sich die Parteien auf einen gemeinsamen Nenner einigen können und der Regierungsrat in der Folge den Gestaltungsplan bewilligen kann. Die Zeichen deuten aber eher darauf hin, dass sich im Juni das Verwaltungsgericht mit dem geplanten Ausbau des Gäuparks herumschlagen muss. Fortsetzung folgt.