Interview mit dem langjährigen Balsthaler Kulturvermittler Ueli Diener, der sein letztes kulturelles Engagement abgibt: Die Leitung der Galerie Rössli.
Ueli Diener, wie war das damals, als Sie zum Team der Galerie stiessen?
Die Galerie Rössli existiert ja seit 1968. Wir feierten im vergangenen Jahr bekanntlich das entsprechende Jubiläum. 1996 übernahm unser Team mit Romy Stauffer, meiner Frau Kathrin, Markus Egli und mir die Leitung. Unsere Vorgänger waren Norbert Eggenschwiler, Edy A. Wyss, Kurt Meyer und Claudio Favaro. Anlass zur Übernahme der Galerie war die Tatsache, dass die Arbeitsgruppe «Kultur im Thal», eine Abteilung der damaligen Repla Thal, die ich damals präsidierte, ein Jahr zuvor den Preis für Kulturvermittlung des Regierungsrats des Kantons Solothurn zugesprochen bekam. Damit verbunden war die Summe von 10 000 Franken und noch am Abend der Verleihung kam bei uns die Idee auf, dass wir mit einem Teil des Geldes doch die Galerie Rössli weiterführen könnten.
Kannten Sie denn den Galeriebetrieb und die Kunstszene?
Ja. Ich habe so ziemlich jede Ausstellung in der Galerie vorher schon besucht. Kunst und Musik waren und sind seit meiner Kindheit meine Interessen. Schliesslich war ich ja auch schon einige Jahre Kulturkommissionspräsident in Balsthal und ich war auch schon Präsident der Arbeitsgruppe Kultur im Thal, zudem war ich auch ab 1990 Mitglied des Kantonalen Kuratorium für Kulturförderung.
Heute existiert in Balsthal ja keine Kulturkommission mehr. Das muss Sie als ehemaligen Präsidenten schmerzen. Wie war es damals, in den Achtziger- und frühen Neunziger Jahren?
Wir organisierten in der Kulturkommission ziemlich viele Veranstaltungen wie Theaterznacht, Balsthaler Konzerte, Gastspiele des damaligen Städtebundtheaters und anderes. Wir waren eine sehr initiative Kommission, haben uns was getraut und bekamen auch die Unterstützung der Behörden. Unvergesslich geblieben ist der «Kultur-Zirkus» in Balsthal, der 1991 zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft durchgeführt wurde. Man kann es heute kaum glauben, aber damals kam Kultur noch ohne Sponsoring aus. Die Einwohnergemeinde unterstützte beispielsweise den «Kultur-Zirkus» mit sage und schreibe 125 000 Franken. Und wir hatten an den fünf Abenden das Zirkuszelt, in dem unterschiedliche Musik-Genres gezeigt wurden, voll. Gute Erinnerungen habe ich auch an die Zeit meines Amtes als Präsident der Arbeitsgruppe «Kultur im Thal», welches ich seit 1983 innehatte. Legendär waren der Workshop «Druckgrafik im Eisenwerk» oder «Kultur Thal im Besenval». Unvergessen bleiben mir auch der Orgel-Zyklus «Thaler Organisten auf Thaler Orgeln», aber auch der «KulturPasswang, zusammen mit den Schwarzbuben.
Von 1998 bis 2004 waren sie dann auch Präsident des kantonalen Kuratoriums. Woher kam eigentlich Ihre Motivation, sich über all die Jahre in so vielen Gremien für Kultur zu engagieren?
Ich arbeitete als selbstständiger Unternehmer und das Engagement für Kultur war für mich immer ein Ausgleich dazu. Andere treiben Sport, ich organisierte Kultur. Sich pro Woche rund zehn Stunden Zeit dafür zu nehmen, war mir wichtig. So haben wir in alle den Jahren viele interessante Leute kennen gelernt und Freundschaften schliessen können, die wir nicht mehr missen möchten. Genauso war es auch mit der Tätigkeit für die Galerie Rössli, die Zusammenarbeit mit den Kunstschaffenden, die Atelierbesuche, die gute Mitarbeit im Galerieteam, – all das war unser Lohn. Und viele der Künstler sassen dann jeweils auch abends bei uns zu Hause am Esstisch, – davon zehren wir noch heute.
Wie gestaltet sich denn die Arbeit in der Galerie?
Das Rössli-Team stellt aufgrund von Atelierbesuchen und Anregungen des künstlerischen Beraters, jeweils ein Jahresprogramm mit sechs Ausstellungen zusammen. Wir besuchten auch immer die Jahresausstellungen der Solothurner Kunstvereine in Olten und Solothurn, um die Künstler kennen zu lernen und zu verfolgen. Und zudem kann jedes Teammitglied auch seine eigenen Ideen einbringen. So kann dann jeweils etwa im Juni das entstandene, provisorische Programm für das folgende Jahr besprochen und festgelegt werden.
Vernissagen und Finissagen in der Galerie Rössli waren und sind immer auch gesellschaftliche Anlässe.
Ja, es war uns immer wichtig, die Künstler, deren Angehörige und Gäste, sowie unser Publikum, das grösstenteils nicht aus dem Thal kommt, den Aufenthalt in Balsthal so angenehm wie möglich zu machen. Eine tolle Ansprache, ein Glas Weisswein, Olivenbrot oder Speckzopf – das bringt schon viel.
Am 10. März startet Ihre sogenannte Abschlussausstellung mit Verena Baumann und Pavel Schmidt. Ihre Lieblings-Künstler?
Das könnte man sagen. Ich schätze deren Arbeit sehr. Zum Abschluss meiner Tätigkeit habe ich mir die Zwei gewünscht und ich bin sicher, dass beide – genau wegen Ihrer Unterschiedlichkeit – eine ganz spannende Ausstellung zeigen werden. Kathrin Diener richtete die Ausstellung ein und Peter Jeker übernimmt an der Vernissage die Einführung, – ganz wie zu alten Zeiten.
Im Galerie-Team haben ja bereits mit Peter Jeker, als künstlerischen Berater und Markus Egli zwei langjährige Mitarbeiter aufgehört. Wie steht das Rössli-Team nach Ihrem Abgang da?
Peter Jeker wird ersetzt durch die Kunsthistorikerin Patricia Bieder, die bereits zur Jubiläumsausstellung mit Ruedi Fluri und dem Projekt «Balsthal weiterdenken» auf sich aufmerksam gemacht hat. Markus Egli wurde von Martin Neuenschwander abgelöst, der ebenfalls dessen Funktion als Präsident der Arbeitsgruppe «Kultur im Thal» Ende 2018 übernahm. Patricia Bieder übernimmt meine Funktionen in der Teamleitung. Meine weitere Arbeit wird unter dem neuen Team neu organisiert. Neben den zwei bereits Erwähnten sind noch Helen Spielmann, Jürg Ottiger, Sereina von Burg und Sarah Dietschi im Team. Kathrin Diener wird noch ab und zu Ausstellungen hängen.
Wie geht es der Galerie Rössli finanziell? Es ist ja ein Non-Profit-Unternehmen?
Es gab Zeiten, da hatten wir Defizite, und einige Teammitglieder mussten gar Geld aus ihrer Privatkasse einschiessen. Glücklicherweise ist das heute nicht mehr so und wir sind seit Jahren selbsttragend. Die letzten Jahre waren für uns wieder gut. Natürlich bleibt auch etwas übrig, weil alle ehrenamtlich mitarbeiten. Und so können wir auch mal noch wenig bekannte Künstler zeigen. Die Mischung machts – künstlerisch und finanziell. Die Galerie nimmt von jedem verkauften Bild 35 Prozent Provision. Ein faires Geschäftsmodell, denn der Künstler muss lediglich seine Arbeiten einliefern, wir übernehmen alles andere.
Als gebürtiger Balsthaler leben Sie mit ihrer Frau jetzt in Solothurn. Vermissen Sie das Thal nicht?
Kathrin und ich zogen 2013 nach Solothurn und wir fühlen uns sehr wohl hier. Wir haben auch hier viele langjährige Freunde und in der neuen Wohnung ein schönes Umfeld gefunden. Allerdings bin ich immer mal wieder in Balsthal anzutreffen. Unsere Jassrunde im Hotel Balsthal oder Kornhaus ist ja legendär. Und der Galerie werden wir sicher auch treu bleiben, als interessierte Besucher. Wir wünschen dem Galerieteam ebenso spannende und lange Jahre in der Rössli-Galerie.