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Das Festival St. Peter at Sunset in Kestenholz erlebte am Mittwoch einen erfolgreichen Start bei schönstem Wetter und grandioser Stimmung vor vollen Rängen. Philipp Fankhauser und Stephan Eicher traten auf.
Es hört sich an wie ein Stück Science fiction: Rock-Chansonnier Stephan Eicher steht und sitzt ganz alleine auf der Bühne, umgeben von seltsamen Musikautomaten, die er grösstenteils mit den Füssen steuert.
Das Klavier spielt zeitweise von alleine, die Orgel im Hintergrund, ein grosses Glockenspiel und ein breit aufgestellter Schlagzeugturm lassen sich im Looping mehrstimmig bespielen: Die eigens für Eichers neue Konzerttournee entwickelten und gebauten Automaten – oder soll man sie doch Instrumente nennen? – klingen wie ein ganzes Orchester und ersetzen mühelos eine Big Band.
Doch sie können noch viel mehr. Sie leuchten und blitzen, funkeln und glitzern, zischen und keuchen, poltern und dröhnen im Dunkel der Bühne. Es sind magische Momente eines sympathischen Klangzauberers, der seine begeisterten Fans vorsichtig und freundlich fragt: «Dir syt doch nit öppe ängschtlich?»
Auf neuen Wegen
Musikmagier Stephan Eicher, der seit 35 Jahren in Frankreich und in der Schweiz zu den Stars der Musikunterhaltungsszene gehört, geht wieder einmal völlig neue Wege. Freilich knüpft seine präzise Arbeit mit den ungewöhnlichen Musikautomaten an jene frühen Zeiten an, als er als Schüler erste Melodien auf dem Kassettenrecorder aufnahm und später Musikstücke auf dem Computer komponierte und mit Synthesizern auftrat. Nicht immer funktionierte alles gleich perfekt, aber Eicher gab sich in Kestenholz amüsant plaudernd immer wieder genügend Zeit, um die richtige Tonart zu finden.
Gleich zu Beginn seines Auftritts stellte er dem Publikum zwei völlig neue Songs vor, interpretierte dann aber einige seiner bekannteren französischen Chansons und Dialektlieder – freilich im ungewohnten Sound seiner Automatenspielereien. Und dann dies: Stephan Eicher spielt nicht nur verschiedene Gitarren, sondern setzt sich auch ans Klavier, um beispielsweise seine poetische und eigenwillige Version vom traurigen «Guggisbergerlied» vorzutragen.
Der fast 55-jährige Star hat Klavierspielen gelernt, um – wie er sagte – im Alter nicht zu verkalken. Ganz zufrieden mit seinen klavierspielerischen Fähigkeiten sei er aber noch nicht, betonte er. Zwischen seinen Balladen erzählte er Einiges aus seiner Jugendzeit und von seiner Mutter («Stephan ässe!». Vor seinem Chanson «Déjeuner en paix» erläuterte er den mit digitalen Medien aufgewachsenen Jungen im Publikum, was eine Zeitung ist und wie man früher zum Frühstück erst die Zeitung lesen musste, um zu erfahren, was in der Welt so läuft.
Mitreissendes Vorkonzert
Auch ein anderer grosser Schweizer Künstler, seit Jahrzehnten unterwegs, machte Halt in Kestenholz: Der Bluesmusiker Philipp Fankhauser bestritt das Vorkonzert am Mittwochabend. Auch das war ein besonderes Erlebnis: Mit seiner leicht heiseren Bluesstimme brachte er nicht nur Songs und Balladen aus seiner neuen CD «Home» zu Gehör, sondern begeisterte auch mit einigen fetzigen Rockbluesstücken, welche die Qualitäten seiner Mitmusiker besonders betonten.
Fankhausers Band ist international besetzt mit dem zweiten Gitarristen und langjährigen Musikfreund Marco Jencarelli, dem Pianisten Hendrix Ackle, dem schwarzen Bassisten Angus Thomas und dem Drummer Richard Spooner. Selbst das gut gelaunte Publikum, aufgeteilt in Leute aus Kestenholz und Auswärtige, durfte mitmachen – Philipp «Mr. Blues» Fankhauser forderte immer wieder ein «Yeah, yeah!».