Ein Projekt, welches die Frühförderung von Kindern aus sozial benachteiligten und bildungsfernen Familien vorsieht, wird in Oensingen nun endgültig lanciert. Balsthal hingegen sieht davon ab. Der Grund: fehlendes Geld. Doch auch in Oensingen ist man mit der Finanzierung nicht zufrieden.
Oensingen hat sich dafür entschieden, Balsthal dagegen. Die Rede ist vom Frühförderprogramm «schrittweise», ein präventives Spiel- und Lernprogramm für sozial benachteiligte und bildungsferne Familien mit Kindern im Alter von 1 bis 3 Jahren.
Seit Anfang 2013 haben die beiden Gemeinden mit total 20 Familien jährlich an einem vom Kanton finanzierten Pilotprojekt teilgenommen, das Ende des Jahres ausläuft.
Das Projekt basiert auf wöchentlichen Besuchen bei den Familien, wodurch die Kinder «aus ihrer Isolation gelöst werden und in Kontakt mit anderen Kindern gebracht werden sollen», wie Martin Brunner, Ressortleiter Soziales der Gemeinde Oensingen, erklärt. Ausserdem sollen die Erziehungskompetenzen der Eltern gestärkt werden. Bei den Hausbesucherinnen handelt es sich um Mütter aus der Zielgruppe, die von der Stiftung Arkadis ausgewählt und geschult werden.
Der Gemeinderat von Balsthal hat die definitive Teilnahme am Förderprogramm nach Ablauf der Pilotphase nun abgelehnt. Der Grund: die Finanzen. Das Programm hätte am 1. Januar 2017 gestartet und vier Jahre gedauert. Da der Kanton nur noch ein Viertel der Kosten tragen würde, käme dies die Gemeinde Balsthal für fünf Kinder auf 24 750 Franken jährlich zu stehen. Zu viel, wie Gemeindepräsident Roland Stampfli erklärt. Er halte das Projekt für eine sehr gute Sache. «Aber die Gemeinde hat dieses Jahr ein Defizit von über einer Million Franken. Nächstes Jahr sieht es ähnlich aus. Wir müssen schauen, wie wir durchkommen.»
Anders in Oensingen. Der Gemeinderat hat der Weiterführung des Projekts für zwei weitere Jahre zugestimmt. Gemeinderat Martin Brunner, Ressortleiter Soziales, stellte bei der Gemeinde den entsprechenden Antrag. Er sitzt in der Begleitgruppe des Projekts als Vertreter der Gemeinde Oensingen und habe hautnah mitbekommen, wie das Programm ablaufe.
Aufgrund der Erfolgsmeldungen sei für ihn klar gewesen, dass «schrittweise» weitergeführt werden sollte. «Kinder, die oft nichts anderes tun als fern zu sehen, werden aus ihren Wohnungen geholt. Sie lernen, mit anderen Kindern zu spielen, auch einmal ein Bauklötzchen in die Hand zu nehmen.»
Die Chancen für eine erfolgreiche Kindergarten- und Schulzeit und damit auch die Integration würden so erhöht. Wie Rosmarie Schär, Koordinatorin des Förderprogramms bei der «Arkadis», anfügt, könne eine Gemeinde auf diese Weise wieder Kosten einsparen. Martin Brunner bemerkt dennoch kritisch: «Ich persönlich finde es nicht richtig, dass das Projekt von den Gemeinden getragen wird. Würde es über die Sozialregion laufen, hätte sicher auch Balsthal mitgemacht.»
Denn von den 6600 Franken, die jede der teilnehmenden Familien im Jahr koste, übernehme der Kanton aktuell lediglich 1650 Franken. Für den Restbetrag müsse die Gemeinde aufkommen.
Vordringlicher als die Spiel- und Lernförderung dünkt den Balsthaler Gemeinderat Roland Stampfli, dass die Kinder Deutsch lernten. Er verweist diesbezüglich auf ein Projekt, dass derzeit im kantonalen Amt für soziale Sicherheit ausgearbeitet wird. Anlass dafür gab eine Interpellation, die Anfang dieses Jahres im Kantonsrat von der FDP-Fraktion eingereicht wurde.
Sie verlangt, dass Kinder beim Eintritt in den Kindergarten bereits ausreichend Deutsch sprechen. In Anlehnung an Basel-Stadt, wo seit 2013 bereits ein solches Obligatorium besteht, wird nun ein solches Projekt entworfen. Da der Regierungsbeschluss erst Anfang Oktober erfolgt, könne man zum Inhalt noch nichts sagen, wie es vonseiten des Amts für soziale Sicherheit heisst.