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Das Heilpädagogische Schulzentrum Balsthal wird 50 Jahre alt. Ein Generationenwechsel steht an.
Das Heilpädagogische Schulzentrum (HPSZ) Balsthal feiert am 23. Juni den 50. Geburtstag. Die Schulleiterin, Barbara Schauwecker, und ihre Stellvertreterin, Nicole Neuenschwander, haben (fast) die Hälfte dieser Geschichte miterlebt. Ihre Einschätzungen zu den Chancen und Herausforderungen, die die Gesellschaft für den Sonderschulbereich bereithält.
Was hat sich in den letzten Jahren beim HPSZ Balsthal geändert?
Nicole Neuenschwander: Die grösste und beste Veränderung war die Kantonalisierung des Sonderschulbereichs 2014. Dank dieser haben nun alle Sonderschulstandorte dieselben Voraussetzungen. So haben die Kinder und Jugendlichen überall dieselben Chancen und werden nach den gleichen Vorgaben gefördert. Vor der Kantonalisierung führten die Gemeinden die Sonderschulen, mussten aber nicht für deren Finanzierung aufkommen. Die Wege sind jetzt kürzer und einfacher und damit die Arbeit effizienter.
Welche Auswirkungen hat der integrative Ansatz der Volksschule, der besagt, dass auch Kinder mit Beeinträchtigungen möglichst im Rahmen der Regelschule zu fördern sind?
Barbara Schauwecker: Für viele Kinder ist der integrative Ansatz eine gute Sache. Dabei darf man nie vergessen, dass Menschen nicht beliebig in Normen passen. Die Durchlässigkeit zur Regelschule muss funktionieren, das heisst, wenn alle Beteiligten und das Kind übereinkommen, dass die Regelschule nicht mehr der richtige Ort ist, muss ein Wechsel ins HPSZ möglich sein und umgekehrt.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Eltern?
Neuenschwander: Grundsätzlich klappt diese Zusammenarbeit gut, und wir sind zufrieden damit.
Schauwecker: Bei unseren Eltern zeigt sich dasselbe Bild wie in der Regelschule – es gibt eine breite Palette. Wir führen regelmässig Gespräche. Oft ist der Kontakt zu den Eltern zwischen den Gesprächen intensiver bei uns als in der Regelschule. Sie sind wie überall besorgt um das Wohlergehen ihrer Kinder und machen sich im Hinblick auf den Schulaustritt viele Gedanken. Für alle unsere austretenden Jugendlichen wird mit den Jugendlichen, der IV-Berufsberatung und den Eltern der weitere Weg geplant. Die Schule entscheidet dabei aber nicht, wie der weitere Weg aussehen wird, das ist wie bei allen anderen auch Sache der Jugendlichen und deren Eltern.
Wie sieht das Geschlechterverhältnis aus, bei den Schülern wie auch bei den Lehrkräften?
Schauwecker: In der Vorbereitungsklasse hier, in Balsthal, haben wir gegenwärtig nur Buben. Bei den übrigen Schülerinnen und Schülern ist das Verhältnis ausgeglichen. Ganz anders sieht es bei den Lehrpersonen aus. Da haben wir nur einen Mann, und dieses Ungleichgewicht ist nicht gut. Kinder und Jugendliche brauchen beide Geschlechter als Vorbilder. Deshalb sind zusätzliche Männer im Kollegium für uns ein wichtiges Anliegen.
Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen der kommenden fünf Jahre?
Schauwecker: Eine Herausforderung wird in den nächsten Jahren der Personalwechsel sein. Mehrere langjährige Angestellte, auch ich, werden pensioniert. Angesichts dieser Veränderung empfinde ich Bedauern, aber auch erwartungsvolle Spannung und hoffe, dass wir die Stellen gut besetzen können. Es ist nicht einfach, qualifizierte Heilpädagoginnen und Heilpädagogen zu finden. Als Team haben wir es gut miteinander. Das zeigt sich zum Beispiel in der niedrigen Personalfluktuation.
Wie feiert das HPSZ sein Jubiläum?
Schauwecker: Für die Schüler und Eltern machen wir jedes Jahr eine Schulschlussfeier. Das Essen ist dabei als Teilete organisiert. Dieses Jahr, am Freitag, 23. Juni, möchten wir das Ende des Schuljahres in einem grösseren Rahmen feiern und dazu alle Interessierten einladen. Damit möchten wir unsere Verbundenheit mit Balsthal und allen an der Schule beteiligten, ehemaligen SchülerInnen und Lehrpersonen zeigen. Wie bei einer Geburtstagseinladung üblich, sind die Gäste zum Essen eingeladen. Aus organisatorischen Gründen braucht es dafür eine Anmeldung.
Im Frühling 1967 entstand auf Initiative von Eltern in Zusammenarbeit mit dem damaligen Schulpräsidenten von Burg in Balsthal die erste Sonderschulgruppe. In einer Mietwohnung betreuten Elisabeth Gasser, Frau Grolimund und Frau Bugmann acht Kinder mit Behinderungen. 1977 zog die HPS in die Villa an der Falkensteinerstrasse 20 um, eine Entwicklung, die massgeblich Schulpräsident Zwahlen zu verdanken ist. Die Villa (vormals Steuerverwaltung) wurde von der Gemeinde für die Schule gemietet. Zu jener Zeit besuchten 12 bis 14 Kinder in drei Klassen die Schule. Die Schülerzahl stieg in den folgenden Jahren, sodass Anfang der 90er-Jahre die Villa inklusive Keller umgebaut und besser an die Bedürfnisse angepasst wurde. Im Jahr 2001 wurden mit einem Container zwei zusätzliche Schulzimmer hinzugefügt. Mit der Kantonalisierung ging die Villa in den Besitz des Kantons über. 2015 entstand ein weiterer Anbau, und die Sonderpädagogische Vorbereitungsklasse von Oensingen mit 12 bis 14 Schülern wurde in den Standort Balsthal integriert. (dd)