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Familie Dietschi aus Kestenholz wird diesen Sommer beim Schloss Neu-Bechburg in Oensingen drei Wochen lang leben wie vor 500 Jahren.
Nach dem Hoffen tauchen nun die Fragen auf: Die sechsköpfige Familie Dietschi aus Kestenholz hat das SRF-Casting für das Living-History-Projekt «Leben wie vor 500 Jahren» für sich entschieden. Ausgestochen hat sie dabei vier weitere Familien aus den Kantonen Bern, Zürich und Appenzell-Ausserrhoden.
Auf die Überraschung und Freude darüber, es geschafft zu haben, folge nun eine gewisse Ungewissheit, wie Vater Christoph Dietschi am Telefon erklärt: «Wir fangen an uns damit zu befassen, was auf uns zukommen könnte.» Die Familie – bestehend aus Vater Christoph (48), Mutter Nicole (45) und den vier Kindern Katja (17), Simon (15), Maurin (11) und Ladina (8) – sei nun intensiv damit beschäftigt, sich einzustimmen und vorzubereiten.
Auf ihr Leben als Bauernfamilie im Reformationsjahr 1517 nämlich, das sie während dreier Wochen von Mitte Juli bis Anfang August bestreiten wird. Wenige Meter von Schloss Neu-Bechburg in Oensingen wird sie in einem Bauernhaus wie aus dem 16. Jahrhundert wohnen und arbeiten. Begleitet wird sie dabei von Kameras. Vom 17. Juli bis zum 4. August 2017 kann ihr bäuerlicher Alltag jeweils von Montag bis Freitag im Rahmen der Sendung «Schweiz aktuell» auf SRF während rund 16 Minuten täglich mitverfolgt werden.
Christoph Dietschi verrät: «Wir führen spannende und manchmal auch heftige Diskussionen in der Familie.» Denn allen Familienmitgliedern sei bewusst, dass die Erfahrung wohl zu einer besonderen Herausforderung für sie als Familie werde. Auch rechneten sie damit, etliche Einschränkungen in Kauf nehmen zu müssen. «Gerade was die Nahrung oder die Körperpflege anbelangt. Oder auch die Betten – wir werden alle in einem Raum schlafen, daran werden wir uns erst gewöhnen müssen.»
Aktuell informierten sie sich im Internet, welche Werkzeuge oder etwa Nahrungsmittel anno dazumal schon vorhanden waren. «Wir haben überrascht festgestellt, dass sehr vieles noch nicht existierte damals.» Und realistisch merkt er an: «Es wird sicher auch Reibereien geben.» Hat die Familie keine Angst vor Konflikten in einer ungewohnten Situation? «Ein gewisser Respekt ist da, aber Angst keine. Wir hoffen , dass uns dieses Abenteuer als Familie noch mehr zusammenschweissen wird.»
Allen Unwägbarkeiten zum Trotz sagt Christoph Dietschi aber auch: «Wir freuen uns.» Darauf, in eine andere Zeit einzutauchen und Neues zu lernen. Über altes Wissen wie etwa Pflanzenkunde und altes Handwerk. Und darauf, ohne moderne Annehmlichkeiten und Luxusartikel auszukommen. «Es wird sicher spannend, ohne Handy und im Einklang mit der Natur zu leben.» Ausserdem glaubt er: «Wir werden sicher noch besser schätzen lernen, was wir heute alles haben.»
Die Reaktionen der wenigen Bekannten, die von Dietschis bereits vor dem heutigen Tag bezüglich ihres Casting-Sieges eingeweiht wurden, seien sehr unterschiedlich ausgefallen: «Das reichte von Gratulationen bis zu leichtem Kopfschütteln und dem Spruch: ‹Lieber ihr als ich!›», erzählt Christoph Dietschi.
Drei Wochen lang vor der Kamera zu stehen ist ja auch nicht jedermanns Sache. Wie werden Dietschis mit der ständigen Aufmerksamkeit umgehen? «Im Vorfeld machten wir uns ja nicht so Gedanken zu den Kameras», sagt er. Er habe aber das Gefühl, dass man sich daran gewöhne. «Mit der Zeit bemerkt man die Kameras wahrscheinlich gar nicht mehr und lässt sich durch sie auch nicht mehr aus der Ruhe bringen», ist er überzeugt.
Ebenfalls vorstellen kann er sich, dass die Familie einige der Erfahrungen, die sie machen wird, nach Ende des Projekts auch in ihrem heutigen Leben umsetzen wird. Etwa in Form eines neuen Hobbys oder einer naturnäheren Lebensweise. «Ich denke, wir werden viel mitnehmen können», glaubt Dietschi.