Balsthal
Lädeli-Überlebenskünstler: Für ihn ist es nicht einfach, sich gegen die Grossen zu behaupten

Der «Salvatis Top-Preis-Shop» in Balsthal bietet italienische Produkte. Doch die Konkurrenz bereitet Sorgen.

Gülpinar Günes
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Der Lädeli-Überlebenskünstler

Der Lädeli-Überlebenskünstler

Gülpinar Günes
Ein umfunktioniertes Gelati-Dreirad sorgt für mediterrane Atmosphäre.

Ein umfunktioniertes Gelati-Dreirad sorgt für mediterrane Atmosphäre.

Gülpinar Günes

Betritt man «Salvatis Top-Preis-Shop» an der Herrengasse in Balsthal, wird man sogleich von einem aufgestellten, eher kleinen und zierlichen Balsthaler neapolitanischer Herkunft mit einem warmen Lächeln empfangen. Am Eingang des Shops schafft ein dekorativer Marktstand mit frischen Orangen, Zitronen und Peperoni aus Italien sowie Ananas aus Costa Rica und saftige, peruanische Mangos ein mediterranes Ambiente. «Heute habe ich leider keine Quitten aus der Türkei erhalten», entschuldigt der Besitzer Sergio Salvati die Abwesenheit eines seiner beliebtesten Produkte.

Seit knapp sechs Jahren führt der heute 39-jährige gelernte Logistikassistent seinen ursprünglich als Restpostenshop angedachten Laden. «Ich wollte mich schon immer selbstständig machen», sagt er. Im Oktober 2013 habe er sich definitiv dafür entschieden und im Monat darauf den Laden bereits eröffnet. Damals noch an der Goldgasse. Seit eineinhalb Jahren jedoch verkauft er seine Produkte in den grosszügigen Räumen des ehemaligen Laden-Meyers an der Herrengasse.

Im Angebot hatte der noch unerfahrene Unternehmer zu Beginn lediglich Weihnachtsdekoration und Spielsachen. Schnell musste er aber merken, dass man alleine damit nicht über die Runden kommt. «Ich brauchte etwas, das sich besser verkauft. So bin ich allmählich auf Lebensmitteln umgestiegen.» Mittlerweile findet man von italienischen Teigwaren, Olivenöl und Getränken, über Fleisch- und Milchprodukte fast alles im Shop. Mit seinem mediterranen Shop ist Salvati im Zeitalter des Lädelisterbens fast schon eine aussergewöhnliche Erscheinung in Balsthal.

Delikatessen aus Italien

Seine Anfänge hat der gebürtige Balsthaler jedoch nicht vergessen: In jeder Ecke des Ladens sind farbenfrohe Plüschtiere und Modellautos ausgestellt sowie unzählige Masken aufgehängt, die noch von der Fasnacht übrig geblieben sind. Der Neapolitaner führt allerdings direkt zu einer kleinen Kühleinheit gleich neben den Fasnachtsartikeln und nimmt eine Kugel verpackte Mozzarella in die Hand: «Besonders stolz bin ich auf diesen Büffelmozzarella aus Eboli in Italien – das ist das Beste vom Besten», schwärmt er.

Er lege grossen Wert darauf, dass seine Produkte, wann immer möglich, aus Italien geliefert werden. Und dass sie exklusiven Charakter aufweisen und nicht von Grossherstellern stammen. Dies aus gerechtfertigten Gründen: «Ich suche mir immer das aus, was die Konkurrenten nicht im Angebot haben», erklärt er. Aktuell würde eine Teigwarensorte einer anderen weichen müssen, da Grosshändler die gleiche auch verkaufen würden.

Umzug tat nicht gut

Es stellt sich die Frage, wie sich ein Kleinunternehmen wie «Salvatis Top-Preis-Shop» überhaupt gegen die grossen Detailhändler behaupten kann. «Es ist nicht einfach», sagt Sergio Salvati und hält einen Moment inne. Seit nun sechs Jahren schmeisst er den Laden alleine. Er habe im Vorjahr schlechte Umsatzzahlen verzeichnet. Seit dem Umzug in den grösseren Laden im Herbst 2017 habe er viele Kunden verloren und sei daher etwas besorgt um die Zukunft seiner Investitionen.

«Wenn es wieder so wird, wie letztes Jahr dann muss ich den Laden wahrscheinlich schliessen», bemerkt der sonst heitere Unternehmer nun ziemlich ernst. Dann müsse er zurück in seinen gelernten Beruf als Logistikassistent. Doch es brauche sehr viel, um ihn umzuschmeissen, meint der bald 40-Jährige, der in fünf Monaten Vater wird. Mittlerweile habe sich das Unternehmen vom schlechten letzten Jahr etwas erholt. Mit dem Lebensmittelangebot habe er neue Stammkunden gewinnen können.

«Wenn es weiterhin so läuft, dann verlängere ich im November meinen Mietvertrag in diesem Lokal.» Die Mutter seines zukünftigen Nachwuchses habe auch Unterstützung angeboten. «Jetzt müssen wir gemeinsam in dieselbe Richtung rudern.» Er plane, das Geschäft in Zukunft in «Salvatis Top-Food-Shop» umzubenennen, da er immer mehr Lebensmittel als Spielsachen anbiete.