Streitgespräch
Kuno Blaser: «Ich will das Gefühl haben, noch in Oensingen zu sein und nicht in Spreitenbach»

Die Gemeinde Oensingen möchte eine grosse Liegenschaft im Unterdorf verkaufen, stossen dabei aber auf Widerstand. Kuno Blaser möchte die Parzelle erhalten und stellt die Wachstumsfrage. In einem Streitgespräch im Kronenkeller debattierte er mit Gemeindepräsident Fabian Gloor.

Yann Schlegel
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Einige Oensinger möchten die ehemalige Krone (Bildmitte) und den Platz dahinter nicht preisgeben. Alois Winiger/Archiv

Einige Oensinger möchten die ehemalige Krone (Bildmitte) und den Platz dahinter nicht preisgeben. Alois Winiger/Archiv

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Im Herzen des Unterdorfs trafen sie sich zum Streitgespräch: im Kronenkeller. Gemeindepräsident Fabian Gloor und Kuno Blaser als Kopf der Aktionsgruppe «Pro Unterdorf» kreuzten am vergangenen Freitagabend dort die Klingen, wovon in Oensingen zuletzt viele Dorfgespräche handelten: Soll die Gemeinde ihre grosse Parzelle im Unterdorf verkaufen und somit im in den letzten Jahren rasant gewachsenen Oensingen Platz für eine weitere Wohnzone machen?

Besonders gegen die Pläne der Gemeinde, auch die ehemalige Krone mit ihrem Gewölbekeller aufzugeben, hatte sich Widerstand formiert. Der Gemeinderat reagierte darauf und wird die Krone gesondert behandeln, wenn die Gemeinde am 18. März an einer ausserordentlichen Versammlung über das Projekt Unterdorf abstimmt. In einer Konsultativabstimmung können sich die Einwohner dazu äussern, ob die Krone erhalten bleiben soll. Kuno Blaser stellte beim Streitgespräch gleich zu Beginn klar, dass ihm zwar der Kronenkeller besonders am Herzen liegt, es aber um die gesamte Parzelle im Unterdorf geht. ««Jetzt ist genug», sagte er. Es könne nicht sein, dass die Gemeinde ihr Filetstück rausgebe. «Ich will das Gefühl haben, noch in Oensingen zu sein und nicht in Spreitenbach», sagte Blaser. Er machte in den vergangenen Wochen auf Facebook mit seinen hartnäckigen Voten auf sich aufmerksam. «Dank Facebook bin ich hier», sagte Blaser selbst.

Eine «stürmische Entwicklung»

Gemeindepräsident Fabian Gloor wies vor den rund 40 Zuhörern darauf hin, dass die Gemeinde das Projekt immer demokratisch begleitet habe. «In der gesamten Entwicklungsphase äusserte sich an den Gemeindeversammlungen niemand dagegen, dass im Unterdorf die Wohnnutzung aufgewertet werden soll», sagte Gloor. Darauf erwiderte Blaser: «Wir haben eine stürmische Entwicklung hinter uns.» Damit sprach der ehemalige Sekundarlehrer das Wachstum der letzten Jahre an. Auch wenn die Gemeinde in der Vergangenheit das Projekt Unterdorf vorangetrieben habe, sei es an der Zeit, die Lage neu zu beurteilen, befand Blaser. «Bauen können wir auch in 20 Jahren noch.» Die Gemeinde drohe sich auf ein Pferd zu setzen, das davongaloppiere.

Oensingen dürfe seine Bauzonen nicht horten, sagte Gemeindepräsident Gloor. So besagt es das neue Raumplanungsgesetz. «Wenn wir hier nicht bauen, müssten wir umzonen oder wieder auszonen», sagte Gloor. Es mache aber keinen Sinn, im Dorf eine Baulücke zu belassen. «Wir haben einen funktionierenden Markt und sind ungebrochen attraktiv», sagte Gloor. In den vergangenen Tagen hätten sich verschiedene Gemeindepräsidenten bei ihm gemeldet und versichert, sie würden ein Projekt wie jenes für das Unterdorf mit Handkuss nehmen.

Im Publikum wollten dies nicht alle glauben. Urs Bobst etwa sagte: «Es wäre wie wenn Olten seinen Stadtpark aufgeben und Solothurn den HESO-Platz verbauen würde.» So hielten mehrere Anwesende den grossen Platz hinter der ehemaligen Krone für schützenswert, weil dort der alljährliche Zibelimäret stattfindet. In Oensingen finanzieren sich viele Vereine zu einem grossen Teil über Einnahmen des Zibelimärets. «Mit der Überbauung wäre ein Teil der Kultur Oensingens gestorben», sagte Bobst. Die Gemeinde würde besser das Land umzonen und oben am Berg neue Bauzonen schaffen, befand Bobst.

Darauf erwiderte Gloor, der Zibelimäret würde wegen der Überbauung nicht zugrunde gehen. «Der Markt hat bereits erhebliche Eingriffe überlebt», sagte er. Sobald es die geplante Entlastungsstrasse gebe, könnte es wieder zur Option werden, den Zibelimäret auf die Hauptstrasse zu verschieben, so Gloor.

Das Streitgespräch blieb bis zuletzt freundschaftlich, ohne dass sich die beiden Pole angenähert hätten. «Man muss immer alles wiederholen, bis es drin ist», sagte Blaser. Dies habe er als Lehrer gelernt. Die Besucher lachten.