Projekt
Kirchensanierung entzweit die Härkinger Katholiken

Die Kirche St. Johannes in Härkingen soll für 500'000 Franken saniert werden. Das Projekt hat aber Gegner. Diese erzwingen an der Kirchgemeindeversammlung einen Urnengang, um über den Kredit zu befinden.

Erwin von Arb
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Kirche St. Johannes Härkingen

Kirche St. Johannes Härkingen

Erwin von Arb

Dass Demokratie bisweilen auch anstrengend sein kann, erfuhr am Mittwochabend Kirchgemeindepräsident Eduard Jäggi an der ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung in Härkingen. Diese war einberufen worden, um den Kredit von 500'000 Franken für die Innensanierung und die Umgestaltung der Kirche St. Johannes zu sprechen.

Darüber abgestimmt wurde allerdings nicht, weil der Antrag der Gegner, über den Kredit sei an der Urne zu befinden, von 19 der 57 anwesenden Stimmberechtigten unterstützt wurde. Der gemäss Gemeindeordnung notwendige Stimmenanteil von 30 Prozent war damit erreicht und das Projekt der Kirchgemeinde somit um ein Kapitel reicher. Entsprechend enttäuscht war Kirchgemeindepräsident Eduard Jäggi.

Schon einmal Urnengang erzwungen

Dass der Kredit für das Projekt nicht einfach durchgewinkt wird, durfte allerdings mit Blick auf die Vorgeschichte kaum erwartet werden. Das vom Kirchenrat in Zusammenarbeit mit dem einheimischen Architekten Markus Oegerli erarbeitete Projekt war nämlich bereits bei der Präsentation an der Kirchgemeindeversammlung im Mai 2015 auf regen Widerstand gestossen. Kritisiert wurde damals von der Gegnerschaft vor allem das Nutzungskonzert.

Dieses sieht die optische Abtrennung des Kirchenraums vom Eingangsbereich mittels eines Vorhangs vor, um dort gesellschaftliche Anlässe abhalten zu können. Ferner soll Platz in der Kirche geschaffen werden, indem im Eingangsbereich vier Bankreihen entfernt werden und der Altar je nach Bedarf nach hinten oder nach vorn bewegt werden kann. Im Projekt enthalten ist ausserdem der Einbau eines Offices mit Kochgelegenheit im «Oase»-Raum.

Die Gegner monierten die vermehrt möglichen nichtkirchlichen Nutzungen für Konzerte oder Aufführungen. Rund 20 Prozent der 47 Stimmberechtigten hatten damals den Antrag unterstützt, über das Projekt an der Urne abzustimmen. Er habe damals die Gemeindeordnung falsch interpretiert, bemerkte Jäggi am Mittwoch dazu
51 Prozent der insgesamt 522 Stimmberechtigten der Kirchgemeinde Härkingen beteiligten sich im September 2015 an der Urnenabstimmung. Das Projekt wurde mit 142 Ja- gegen 124 Nein-Stimmen bei einer ungültigen Stimme angenommen.

Zurück zur Gegenwart: Die Gegner des Projekts hätten offenbar Mühe diesen Volksentscheid zu akzeptieren, wurde aus der Versammlung mehrfach bemerkt. Dies in Bezug auf Willy Oegerli, der im Namen jener das Wort ergriff, «welche sich nicht aufregen wollten». Aus diesem Grund fehlten diese Leute an der Versammlung. Ihnen müsse noch eine Chance eingeräumt werden, mitzubestimmen, ob die Kirchgemeinde 500 000 Franken für die Sanierung und die Umgestaltung der Kirche ausgeben solle.

«Härkingen gibt Geld leichfertig aus»

Mit Blick auf die Kirchenaustritte im ganzen Land und die schwindenden Einnahmen der Kirchgemeinden dürfe dieses Projekt nicht im vorgesehenen Umfang realisiert werden, argumentierte Oegerli. In Härkingen werde das Geld ohnehin schon leichtfertig ausgegeben, wovon unter anderem auch die auf dem Schulhausplatz aufgestellten überdimensionalen Farbstifte zeugten.

Die Kirchgemeinde dürfe nicht über ihre Verhältnisse leben. Ausgegeben werden dürfe nur, was sich in der Kasse befinde. Oegerli warnte abschliessend davor, diesen Kredit gutzuheissen. «Dann werden noch mehr Leute aus der Kirche austreten, da bin ich mir sicher.» Kirchgemeindepräsident Eduard Jäggi hatte vorgängig erklärt, dass die Kirchgemeinde Rückstellungen in der Höhe von 225 000 Franken gemacht habe.

Vorgesehen sei die Aufnahme einer Hypothek von 300 000 Franken zu einem Zinssatz von 1,5 Prozent. Die Kirchgemeinde sei in der Lage, die Hypothek innerhalb von zehn Jahren zurückzuzahlen. Eine Steuererhöhung sei nicht notwendig, um das Projekt zu finanzieren. Nach dem nun von der Gegnerschaft erzwungenen Urnengang rücken diese Zahlen wieder in den Hintergrund.

Für den 5. Juni wird es knapp

Nach der Versammlung erklärte Willy Oegerli, dass er nicht damit gerechnet habe, dass sein Antrag auf Urnenabstimmung angenommen werde. Überrascht vom Ausgang der Versammlung war auch der Kirchgemeindepräsident. «Ich habe im Vorfeld nichts gehört, das darauf hingedeutet hätte, dass sich die Gegner des Projekts erneut formieren.»

Für das Pfarreileben sei dieser Entscheid sicher nicht förderlich. Trotzdem werde er sich weiter für das Projekt einsetzen. Für den Urnengang vom 5. Juni werde es aber knapp. Das Votum der Wählerinnen und Wähler werde er aber in jeden Fall akzeptieren, so Jäggi.