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Seit rund vier Jahren ist Roger Meier, der neue Gemeindepräsident von Kienberg, im Amt. Im Interview zieht er eine erste Zwischenbilanz und erzählt, womit sich der Gemeinderat aktuell befasst und was künftig noch auf die Gemeinde zukommen wird.
Roger Meier, Sie sind jetzt seit rund vier Monaten Gemeindepräsident von Kienberg. Wie sind Sie von der Bevölkerung aufgenommen worden?
Roger Meier: Ich habe viele Echos erhalten. Etliche Leute sind froh, dass ich das Amt übernommen habe, respektive, dass Kienberg nach einer Durststrecke von elf Monaten wieder einen Gemeindepräsidenten erhalten hat.
Wie haben Sie die ersten Monate ihrer Amtszeit erlebt?
Intensiv mit viel Einlesen in die zahlreichen Dossiers. Ich musste zunächst alle Geschäfte kennenlernen, welche derzeit am Laufen sind. Und ich habe viele Gespräche geführt, um herauszufinden, wie der aktuelle Stand ist und was noch anliegt.
Was konnten Sie bisher bewirken?
Noch nicht viel; ich habe nicht das Gefühl, bereits etwas ausgelöst zu haben. Ich bin immer noch dabei, Informationen zu sammeln.
Wo stiessen Sie auf Widerstände?
Ich persönlich nirgends. Aber gewisse Geschäfte werden auf Widerstand stossen, beispielsweise die Güterregulierung.
Mit welchen Projekten befassen Sie sich aktuell?
Zum einen mit der Sanierung der Saalstrasse, die aktuell im Gang ist und für die der Kanton zuständig ist. Mittelfristig soll dasselbe mit der Anwilerstrasse, ebenfalls eine Kantonsstrasse, geschehen. Dazu sind noch viele kleine Dinge am Laufen. Beispielsweise sind die zahlreichen Veränderungen in der Schule ein Thema; so soll die 6. Klasse ins Dorf kommen. Und auch die Finanzen sind ein Dauerbrenner, auch im Hinblick auf den kommenden Neuen Finanzausgleich (NFA). Weiter warten noch die Sanierungen von diversen Gemeindestrassen auf uns. Und nicht zuletzt das Projekt Windpark Burg läuft weiter.
Welche Probleme müssen Ihrer Meinung nach in Ihrer Gemeinde sonst noch gelöst werden?
Aktuell sind dies diejenigen, die ich gerade erwähnt habe. Weitere spezielle Probleme sehe ich sonst derzeit nicht.
Kommen wir doch nochmals auf die Güterregulierung oder Melioration zu sprechen: Wie wollen Sie dieses Vorhaben sowie die Sanierung der Flurwege angehen?
Das Ingenieurbüro Ackermann und Wernli, Aarau, wurde beauftragt, eine Bestandesaufnahme zu machen. Insbesondere mussten sie abklären, welche Parzelle in der Gemeinde wem gehört und wer sie bewirtschaftet. An der Budgetgemeindeversammlung im Dezember 2012 wäre es darum gegangen, einen Termin zu vereinbaren, an dem vorgestellt wird, was bisher erarbeitet wurde. Wegen der massiven Opposition damals wurde das Geschäft aber zurückgestellt. Stand heute sind wir dabei, einen Termin im Oktober zu vereinbaren, um das Ganze vorzustellen. Bisher wurden 30 000 Franken in die Erhebungen investiert, und die Bevölkerung hat das Recht zu erfahren, was mit diesem Geld gemacht wurde. Dabei handelt es sich um eine reine Orientierungsversammlung; es wird über nichts abgestimmt.
Wie sieht es bezüglich der Infrastruktur in Kienberg aus (Stichworte: Einkaufsmöglichkeiten, Wald, Strassen, Wasser, Abwasser, Abfallentsorgung)?
Was die Einkaufsmöglichkeiten betrifft, gibt es einen Direktverkauf bei einigen Bauern. Unsere neue Gemeindeschreiberin Daniela Hunziker ist dabei, die jeweils aktuellen Angebote in unserer Dorfzeitung «Kienberger News» aufzulisten. Darüber hinaus ist eine Projektgruppe dabei zu eruieren, ob es Möglichkeiten gibt, wieder einen Dorfladen aufzubauen; das entsprechende Bedürfnis wäre vorhanden. Nicht zuletzt sollte er auch zu einem Begegnungszentrum werden. Heute gehen die Leute in Wittnau, Frick und Gelterkinden einkaufen. Die Abfallentsorgung ist ein Selbstläufer, ebenso der Wald. Dieser wird durch die Forstbetriebsgemeinschaft Gösgeramt gegen Rechnung bewirtschaftet. Das Flurwegnetz ist in einem schlechten Zustand; dessen Sanierung müsste im Zusammenhang mit der Melioration angepackt werden. Auch die entsprechenden Drainagen müssten saniert werden. Das Wasserleitungsnetz muss ebenfalls saniert werden, und bei der Kanalisation haben wir noch keine Trennung zwischen Schmutz- und Grauwasser. Auch die Kläranlage ist ein Thema. Wie die Gemeinde Wisen auch, werden wir uns die Frage stellen müssen, ob wir die Anlage sanieren oder unser Abwasser in getrennten Sammelkanälen Richtung Wittnau/Frick entsorgen.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden?
Bisher hatte ich lediglich Kontakt zu den solothurnischen Nachbargemeinden, dies im Rahmen der Gemeindepräsidentenkonferenz Niederamt. Diese bisherige Zusammenarbeit kann ich als sehr gut bezeichnen. Mit den anderen Nachbargemeinden haben wir andere Gemeinsamkeiten, wie zum Beispiel mit Wittnau die Schiessanlage. Und die Oberstufe besuchen unsere Schülerinnen und Schüler in Gelterkinden, respektive das Gymnasium in Liestal.
Wie sehen Sie die Akzeptanz Ihrer Gemeinde in der Region?
Dazu kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage machen. Da die Zusammenarbeit aber gut ist, gehe ich davon aus, dass Kienberg gut akzeptiert wird.
Welche weiteren Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit gesetzt?
Zwei Dinge: Zum einen möchte ich, dass alle jetzigen Ämter und Funktionen im Dorf erhalten bleiben; also alle Gemeinderats- und Kommissionssitze besetzt werden können, um weiterhin als Gemeinde selbständig wirtschaften zu können. Und zum anderen möchten wir trotz aller Änderungen, die der NFA mit sich bringt, finanziell überleben können. Ferner ist es mein Wunsch, dass wir unsere Dorfschule erhalten können, aber diesbezüglich bin ich zuversichtlich, da wir über eine sehr gute Schulleitung verfügen. Die Schule ist der einzige «Luxus», den unsere Gemeinde noch hat, und die lassen wir uns auch etwas kosten.
In welcher Form kann die Attraktivität von Kienberg als Wohngemeinde Ihrer Ansicht nach noch gesteigert werden?
Der dringendste Punkt wäre die Verbesserung der Einkaufsmöglichkeiten hier im Dorf. Und immer wieder ein Thema ist eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr nach Frick, diese fehlt heute. Eine solche Verbindung wäre für jene Leute attraktiv, die im Raum Brugg-Baden-Zürich arbeiten. Aber kostengünstig betreiben liesse sich eine solche Linie wohl nicht, obschon nur fünf Kilometer bis zum bestehenden Anschluss im benachbarten Wittnau sichergestellt werden müssten.