Startseite
Solothurn
Thal-Gäu
Ende Februar verliess Kurt Gerber den Berghof Obere Tannmatt. Die Nachfolger übernehmen den Betrieb auf Anfang April.
1947, also vor über 70 Jahren, übernahmen Fritz und Martha Gerber die Pacht auf der Oberen Tannmatt auf der zweiten Jurakette im Naturpark Thal. Sie betreuten mit ihren vier Töchtern und zwei Söhnen jeweils über 100 Sömmerungsrinder und führten dabei noch das Bergrestaurant. 1986 übernahm Kurt, der jüngste Sohn, die Pacht und führte mit seiner Familie sowohl den Sömmerungsbetrieb als auch das Restaurant weiter. Unterdessen sind alle seine Kinder ausgezogen und Kurt Gerber fand sich alleine auf seinem Betrieb. Somit musste er schweren Herzens die Pacht aufgeben und sich neu orientieren.
Die Gründung der Alpgenossenschaft Tannmatt fand 1891 statt. Sie umfasst 44 Mitglieder aus dem Bucheggberg, dem Wasseramt und dem angrenzenden Bernbiet. Das gesamte Gebiet liegt auf Herbetswiler Boden und ist sowohl von Welschenrohr wie auch von Herbetswil aus mit guten Zufahrten erschlossen mit der Unteren Tannmatt, dem Wysshus. Das Gebiet umfasst 120 Hektaren Weideland und 80 Hektaren Wald.
Die Genossenschafter stammen hauptsächlich aus dem Bucheggberg, dem Wasseramt und dem angrenzenden Bernbiet. Die beiden Sennbetriebe auf der Tannmatt werden jeweils mit 250 bis 280 Rindern bestossen, 110 davon leben auf der Oberen Tannmatt. Den Hirten auf den beiden Betrieben stehen je 14 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche für den eigenen Betrieb zur Verfügung.
Kurt Gerber hielt etwa 20 Tiere und war zehn Jahre in der Viehzuchtgenossenschaft Tannmatt organisiert. Die Milch verwendete er für die Kälbermast und früher auch zur Herstellung von Bergkäse. Nebst den beiden Berghöfen gehören weitere Gebäude zur Genossenschaft, so die Mittlere Tannmatt, wo sich ein Hüttenklub eingerichtet hat, die Schwangschür und die Scheune im Gräbli. Das Bienenhaus wird weiterhin von Jürg Germann aus Welschenrohr betreut. 1968 entstand auf der Oberen Tannmatt das neue Wohnhaus mit Restaurant, das 1986 durch einen Anbau erweitert wurde.
Aus sechs Bewerbungen konnte der Vorstand der Alpgenossenschaft die neue Pächterfamilie auswählen. Die Wahl fiel auf die Familie Weber aus Niederbüren SG, die mit ihren drei schulpflichtigen Töchtern auf Anfang April den Betrieb übernehmen wird. Die Kinder werden die Primarschulen in Herbetswil und Aedermannsdorf besuchen. Die Eröffnung des Restaurants ist für Mai 2019 vorgesehen. In der Zwischenzeit werden in der Scheune, im Wohnhaus und Restaurant einige Renovationsarbeiten durchgeführt.
So nimmt Kurt Gerber nach fast 60 Jahren Abschied von der Tannmatt und übergibt die Schlüssel dem Vorstand der Alpgenossenschaft mit ihrem Präsidenten Christian Kobel aus Ettiswil LU. Beim Umzug konnte er auf die Unterstützung vieler Helfer zählen, da er sich bei einem Sturz am Bein verletzte. «Danken möchte ich all meinen Kindern, den zahlreichen Gästen und vielen Freunden für die Unterstützung. Meinen Nachfolgern wünsche ich alles Gute», meint der scheidende Tannmatthirt bei seinem Abschied von der Obern Tannmatt.