FREIWILLIGENARBEIT IN DER REGION OLTEN: TEIL VI
Der Samariterin liegen die «Helpis» besonders am Herzen

Heidi Schindelholz engagiert sich seit dem Jahr 2000 in Balsthal als Samariterin. Für die engagierte Familienfrau liegt die Motivation darin, helfen bzw. erste Hilfe leisten zu können.

Monika Kammermann
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Heidi Schindelholz bei einem Einsatz als Samariterin.

Heidi Schindelholz bei einem Einsatz als Samariterin.

zvg

Kennen Sie das Ampelschema? Bei Rot schauen, bei Gelb denken und bei Grün handeln. Für Heidi Schindelholz ist dies fixer Bestandteil ihrer Freizeit; da engagiert sie sich seit dem Jahr 2000 für den Samariterverein Balsthal-Klus. Die Wahl für diese Organisation scheint eher zufällig, doch nicht nur. «Ich spielte lange Zeit in einer Guggenmusik. Als ich dort aufhörte, suchte ich nach etwas Neuem», erzählt Schindelholz.

Ihre Mutter sei Hebamme gewesen und arbeitete später im Altersheim; dadurch sei sie schon als Kind mit dem Thema Pflege in Berührung gekommen. «Ich war noch nicht lange dabei, da kam der damalige Präsident auf mich zu und meinte, dass ich die Samariterlehrerin-Ausbildung absolvieren solle», erzählt die dreifache Mutter. Gesagt, getan: Seit 2002 ist sie als Samariterlehrerin tätig und hat zudem das Amt der technischen Leiterin inne.

Nachwuchsförderung

Im selben Jahr gründete sie die Jugendsamariter-Gruppe, die schweizweit «HELP» (Helfen, Erleben, Lernen, Plausch) heisst. Der gelernten Coiffeuse scheinen die «Helpis», wie sie liebevoll genannt werden, besonders am Herzen zu liegen – auch wenn diese Arbeit besonders zeitintensiv sei. «Ohne ausreichende Kapazität und Unterstützung des Vereins wäre es nicht möglich», so die Samariterin.

Freiwilligenarbeit in der Region Olten

In einer Serie widmen wir uns Menschen, die sich in unterschiedlichen Vereinen und Organisationen in der Region auf freiwilliger Basis engagieren.
Im sechsten Teil steht Heidi Schindelholz im Zentrum, die sozusagen auf den Spuren des barmherzigen Samariters Freiwilligendienst leistet.

Von 46 Vereinen im Kanton Solothurn bieten lediglich drei eine Jugendgruppe an. «Es ist schon so, wenn ein Helpi ins Teenager-Alter kommt, ist anderes plötzlich wichtiger als der Eintritt in den Verein», meint Schindelholz. Doch sie weiss, dass der Aufwand nicht vergeblich ist, da das beigebrachte Wissen nicht verloren geht. Schindelholz ist überzeugt davon, dass die «Helpis» weniger gehemmt sind, in einer Notsituation zu helfen – was sich auch im Alltag immer wieder zeige. Als einige Kinder ein Sackmesser mit in den Wald nehmen wollten, sei eine Mutter nicht erfreut darüber gewesen. Doch ihr Kind habe sie beruhigt: «Wir wissen doch, was zu machen ist, falls etwas passiert.»

Freude am Helfen

Die meisten dürften die Samariter von den Sanitätsdiensten an Fussballturnieren, Turnfesten, Pferdesporttagen und vielem mehr her kennen. «Für viele Anlässe ist es Pflicht, dass wir aufgeboten werden. Pferdesportturniere dürfen gar nicht gestartet werden, wenn keine Samariter vor Ort sind», erklärt Schindelholz.

Einmal im Monat steht Weiterbildung auf dem Programm

Der Samariterverein Balsthal-Klus feierte in diesem Jahr am 17. Juni sein 125-jähriges Bestehen. Der Verein entstand aus dem Bedürfnis des Eisenwerks Klus nach einer Betriebssanität heraus. Heute zählt der Verein 44 Mitglieder, wovon durchschnittlich 15 Personen an den Übungen mitwirken. Die Jugendgruppe «HELP» zählt rund 30 Mitglieder. Nebst den Sanitätsdiensten organisieren die Samariter die lokalen Blutspendedienste, Kurse wie Nothelfer, Notfälle Kleinkinder, Schulung für Herznotfälle und Defibrillator – auch Erste-Hilfe-Kurse in Unternehmen werden angeboten. Die Mitglieder der Einsatzgruppe rücken bei grösseren Ereignissen gemeinsam mit der Stützpunktfeuerwehr Balsthal aus. «Beim Brand der Schreinerei Rütti waren wir zuständig für die Betreuung der über 160 Einsatzkräfte», erzählt Markus Schindelholz. Die Samariter bilden sich selber auch einmal monatlich weiter. (MKM)

Als Kurs-, «HELP»- und technische Leiterin wendet sie im Schnitt etwa vier bis fünf Stunden wöchentlich auf. Das Ganze natürlich freiwillig. Für die engagierte Familienfrau liegt die Motivation darin, helfen beziehungsweise erste Hilfe leisten zu können. Aus diesem Grund schätze sie die Sanitätsdienste besonders. «Dort hat man die Gelegenheit, das Wissen anzuwenden und effektiv helfen zu können», sagt die Samariterin. Ihr Ehemann Markus Schindelholz, der den Verein präsidiert, ergänzt schmunzelnd: «Die Nachbarn lassen sich ab und an von ihr verarzten, weshalb sie mittlerweile auch schon ‹Quartierdoktor› genannt wurde.

Unschätzbarer Mehrwert

Auch die Samariter haben mit Mitgliederschwund beziehungsweise Vereinssterben zu tun – so habe sich kürzlich der Verein in Oensingen aufgelöst, weshalb Balsthal nun zu einem Teil auch diese Gemeinde abdeckt. Erschwerend komme hinzu, dass die Anforderungen laufend wachsen. «Die Entwicklung ist zu begrüssen, dass die Samariter sich laufend bilden müssen.

Doch das erfordert mehr administrativen Aufwand und viel Zeit», stellt Schindelholz fest. Für sie gehe dadurch der ursprüngliche Grundgedanke der Samariter etwas verloren. Ihr Mann schätzt, dass aufgrund dessen viele Vereine sich auflösen werden.

Der Stellenwert dieser gemeinnützigen Organisation ist nicht zu unterschätzen: «Stellen sie sich vor, welche Kosten die Veranstalter zu tragen hätten, wenn sie anstelle der Samariter einen professionellen Rettungsdienst aufbieten müssten.» Dadurch dass die Samariter vor Ort sind, können sie sofort die Erstversorgung leisten – was in vielen Fällen auch genüge – ansonsten können sie die Zeit überbrücken, bis der Rettungswagen eintrifft. Was ebenfalls nicht zu verkennen sei, ist die Betreuung der Verunfallten und deren Angehöriger. «Das ist eine äusserst intensive Arbeit», erklärt Schindelholz.

Weitere Infos zum Verein gibt es unter www.samariter-balsthal.ch