Mümliswil-Ramiswi
Der Brunnenmeister putzt nicht einfach nur einen Brunnen

Was tut eigentlich ein Brunnenmeister? Remo Hunziker, Leiter des Werkhofs von Mümliswil-Ramiswil, muss es wissen, er verfügt neu über den begehrten eidgenössischen Fachausweis.

Josef Tschan-Studer
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Remo Hunziker mit Geometer und Bauführer auf der Baustelle.

Remo Hunziker mit Geometer und Bauführer auf der Baustelle.

Wir drehen am Morgen den Hahn auf und genehmigen uns einen ausgiebigen Schluck Wasser. Die wenigsten unter uns machen sich dabei Gedanken, was es alles braucht, damit dieses wertvolle Gut einwandfrei und sauber aus dem Hahnen sprudelt. Schon gar, was nötig ist, damit das Wasser überhaupt in unsere Wohnungen gelangt. Hier kommt der Brunnenmeister ins Spiel.

70 Kilometer Leitungen

Gemessen an der Bevölkerungszahl verfügt Mümliswil-Ramiswil über eine der grössten Wasserversorgungen in der Region. Drei Quellen liefern Tag für Tag mehrere hundert Kubikmeter Wasser, die in sieben Reservoire gepumpt und von dort aus in einem fast 70 Kilometer langen Leitungsnetz (öffentliche und private Leitungen) an die Endverbraucher gelangen. Dazu kommen noch zwei unabhängige Pumpwerke und das Notpumpwerk Kätzlimatt.

Überwacht und gesteuert wird das Ganze von der Leitzentrale aus, die im Werkhof untergebracht ist. Jedes Reservoir und jede Pumpstation wird rund um die Uhr überwacht, und bei einem Leitungsbruch oder sonst einer Störung wird Alarm geschlagen. In den Reservoiren gibt es immer zwei Becken – eines für das Brauchwasser und eines für das Löschwasser. So verfügt man ständig über eine Reserve von 1050 Kubikmeter Brauch- und 750 Kubikmeter Löschwasser. 194 Hydranten sorgen zudem für den notwendigen Brandschutz.

Der Herr des Wassers

Verantwortlich für die Wasserversorgung ist der Brunnenmeister. Im Altertum galt der Brunnenmeister als ehrbarer Beruf und war entsprechend hoch angesehen – sorgte er doch dafür, dass die Brunnen, die damals direkt einer Quelle angeschlossen waren oder das Grundwasser nutzten, immer genügend einwandfreies Wasser lieferten. Später kamen in den Städten Holz- oder Tonleitungen dazu, und die Technik wurde immer aufwendiger.

«Ohne Wasser kein Leben. Dieser Grundsatz gilt heute mehr denn je», ist der Wasserinfo 2013 der Gemeinde Mümliswil-Ramiswil zu entnehmen. Jeder braucht Wasser – sei es für die persönliche Nutzung oder für die Produktion von Waren jeglicher Art.

Im Jahr 2013 verbrauchte im Bezirk Thal jeder Einwohner rund 320 Liter Wasser pro Tag, oder 114 Kubikmeter pro Jahr. Zudem ist Wasser das Lebensmittel Nummer eins und deshalb entsprechenden Gesetzen unterworfen. Und doch ist es im Verhältnis relativ billig, kostet doch ein Kubikmeter Wasser im Guldental Fr. 2.40 – im Vergleich dazu kostet ein Kubikmeter Cola 1500 Franken.

Das Berufsbild des Brunnenmeisters hat sich seit dem Mittelalter radikal verändert. Um allen Bedürfnissen gerecht zu werden, muss ein Brunnenmeister heute über viele Dinge Bescheid wissen. «Dies war auch der Grund, wieso ich diese Ausbildung machen wollte», meint dazu Remo Hunziker, der vor kurzem den Lehrgang mit der ausgezeichneten Note 5,4 abschloss und sich fortan «Brunnenmeister mit eidgenössischem Fachausweis» nennen darf.

Im Bildungszentrum Swisstec in Lostorf absolvierte Hunziker während eines Jahres sechs Kurswochen die berufsbegleitende Ausbildung – insgesamt 213 Lektionen. Kontrolle, Wartung, Wassergewinnung und –speicherung, Hydraulik, Chemie usw. – insgesamt 17 Fächer standen auf dem Stundenplan, die mit 20 Teilnoten bewertet wurden. Nebst den Kursen investierte Hunziker etwa gleich viele Stunden zu Hause für Hausaufgaben und Prüfungsvorbereitungen. Die Prüfungen dauerten zwei Tage. 12 Fachthemen wurden schriftlich geprüft und acht mündlich und praktisch.

Daneben musste Hunziker auch die Arbeit während seiner Abwesenheit organisieren. «Man wird sich erst nach der Ausbildung bewusst, wie wichtig es ist, dass alle Vorschriften eingehalten werden, und wie wichtig vor allem die Hygiene im Umgang mit diesem kostbaren Lebensmittel ist», erklärt Hunziker abschliessend. Auch die Gemeinde ist froh, wieder über einen ausgebildeten Brunnenmeister zu verfügen.