Balsthal
Das neue Demenzdorf soll einen eigenen Laden bekommen

GAG-Präsidentin Johanna Bartholdi zeigt auf, wie das künftige Demenzzentrum in Balsthal aussehen könnte.

Isabel Hempen
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Das Demenzzentrum Stapfenmatt in Niederbuchsiten, dessen Betriebsbewilligung Ende März 2021 ausläuft.

Das Demenzzentrum Stapfenmatt in Niederbuchsiten, dessen Betriebsbewilligung Ende März 2021 ausläuft.

Bruno Kissling

Johanna Bartholdi ist zuversichtlich. Die Präsidentin der Genossenschaft für Altersbetreuung und Pflege Gäu (GAG) ist sich zwar bewusst: Bis nach der Sitzung des Balsthaler Gemeinderats kommende Woche ist noch nichts fix. Dennoch sagt sie: «Wir erwarten ein positives Signal.»

Gemeindepräsident Roland Stampfli hat der GAG nämlich bereits bedeutet, dass die Gemeinde hinter dem geplanten Demenzzentrum stehe. Errichtet werden soll dieses per 2021, nach Möglichkeit auf der Balsthaler Hunzikerwiese. Dies als Nachfolgelösung für das Niederbuchsiter Demenzzentrum Stapfenmatt, dessen Betriebsbewilligung Ende März 2021 ausläuft (wir berichteten).

«Mich persönlich hat gefreut, dass sich alle Gäuer Gemeindepräsidenten einstimmig für das überregionale Demenzzentrum ausgesprochen haben», sagt Bartholdi. Den Bezugstermin 2021 erachtet sie nach wie vor als machbar.

Betreut nach Normalitätsprinzip

Das neue Demenzzentrum soll laut Bartholdi 7000 bis 12'000 Quadratmeter umfassen. Für die Balsthaler Hunzikerwiese als Standort spreche einerseits die Symmetrie des Grundstücks: «Eher rechteckig als langgezogen, um einen Dorfcharakter zu schaffen», so Bartholdi.

Vier bis fünf Gebäude solle das Zentrum zählen. Auch die Erschliessung und die Anbindung an den öV seien ausschlaggebend gewesen. Die GAG rechnet für das Demenzzentrum mit einer Investition von 30 Mio. Franken. Auf dem 21'000 Quadratmeter grossen Areal der Hunzikerwiese samt angegliedertem von-Roll-Land könnten Bartholdi zufolge auch öffentliche Gebäude der Gemeinde zu stehen kommen.

Die «Stapfenmatt» bietet Platz für 25 Bewohnerinnen und Bewohner. Von Anfang an wurde sie nach dem Vorbild des holländischen Demenz-Dorfes De Hogewey betrieben. Teile dieses Betreuungskonzepts soll auch auf das neu zu bauende Demenzzentrum angewendet werden. «Aus der ‹Stapfenmatt› werden wir viele Erfahrungen mitnehmen können», glaubt Bartholdi.

«Anfangs brauchte es viel Überzeugungsarbeit bei den Angehörigen, als die Bewohner vom Sunnepark Egerkingen in die ‹Stapfenmatt› verlegt wurden», erinnert sie sich. Nach zwei Monaten habe man aber festgestellt, dass die Bewohner ruhiger seien, besser assen und weniger Medikamente benötigten. Lebten sie zuvor zu zwanzigst in einer geschlossenen Abteilung, zählen die vier Wohngruppen in der «Stapfenmatt» sechs bis acht Personen.

«Diese Gruppengrösse ist ideal», weiss Bartholdi. Zudem werde in Niederbuchsiten nach dem Normalitätsprinzip verfahren: «Der Tagesablauf ist freier und individueller gestaltet, die Leute zirkulieren nach Lust und Laune.» Die Erkenntnis, die man hier gemacht habe: Betreuung ist wichtiger als medizinische Pflege. «Interessanterweise halten sich die Bewohner der ‹Stapfenmatt› seltener im Bett auf und sind trotz vielen Treppen im Gebäude nie gestürzt», erzählt Bartholdi.

Kein Überangebot schaffen

Das Demenzzentrum, das in Balsthal zu stehen kommen könnte, soll im Gegensatz zur dreigeschossigen «Stapfenmatt» nur noch über zwei Geschosse verfügen. «Wer Lift fährt, kann sich so nicht mehr in den Stockwerken verirren.» Vom holländischen Dorf-Modell soll auch die Einkaufsmöglichkeit vor Ort übernommen werden. Geplant sei ein kleiner Laden auf dem Areal. «Ideal wäre, wenn auch die Dorfbevölkerung ihn nutzen könnte», meint Bartholdi. Ausserdem soll ein Gemeinschaftssaal mit Platz für 50 bis 100 Personen vorhanden sein.

Dieser solle auch den Vereinen zur Verfügung stehen.

Nach holländischem Vorbild werden in der «Stapfenmatt» die Lebensstile «bäuerlich-häuslich» und «gehoben» angeboten. «Davon werden wir uns verabschieden», wie Bartholdi meint. «Wir haben festgestellt, dass es schwierig ist, die Leute zu katalogisieren.» Wichtiger sei vielmehr, dass die Leute leben könnten wie zu Hause. Nach wie vor richte man die Zimmer nicht mit Standardmöbeln ein. Das Mobiliar solle jenem gleichen, das die Bewohner im für die Erinnerung entscheidenden Alter zwischen 30 und 40 besassen.

Gemäss einer Studie der GAG wird 2030 im Thal und im Gäu eine Nachfrage von 120 Betreuungsplätzen bestehen. Das neue Demenzzentrum soll 50 stationäre Plätze umfassen. Hinzu kommen zwei Wohngruppen für begleitetes Wohnen für Menschen mit Demenz, eine Wohngruppe für Tages- und Nachtgäste sowie zwei Wohngruppen für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung.

«Wir wollen kein Überangebot schaffen», wie Bartholdi festhält. Die Entwicklung gehe zwar dahin, dass mehr Leute an Demenz erkranken werden. Andererseits könnte künftig ein Medikament zur Bekämpfung der Krankheit erhältlich sein. «Deshalb schöpfen wir das Maximum nicht aus.» Das Demenzzentrum sei zudem für Demenzkranke gedacht, bei denen das Risiko einer Selbst- oder Fremdgefährdung bestehe. Erkrankte mit leichter Demenz könnten zu Hause oder in einem Pflegeheim betreut werden.

Und was passiert 2021 mit der «Stapfenmatt»? «Der Verwaltungsrat der GAG war vor 14 Tagen in Klausur. Da wurden Ideen skizziert», wie Bartholdi sagt. Angedacht sei etwa ein Haus für Palliation.