Musikgesellschaft Frohsinn
Bei diesem Konzert macht das Publikum gleich selbst mit

Die Musikgesellschaft Frohsinn feiert mit musikalischen Schwestervereinen ihr 175-Jahr-Jubiläum. Traditionell schloss das Konzert mit dem «Kleeblatt-Marsch» von Walter Joseph. Doch zuvor gab es einige Überraschungen

Eugen N. A. Rauber-Holle
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Die Musikgesellschaft Frohsinn aus Neuendorf bei ihrem Jubiläumskonzert mit Dirigent Urs Heri.

Die Musikgesellschaft Frohsinn aus Neuendorf bei ihrem Jubiläumskonzert mit Dirigent Urs Heri.

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Das um Ideen nicht verlegene Kreativ-Team um Urs Heri der Neuendörfer Musikgesellschaft Frohsinn hatte sich für das Jubiläumskonzert zum 175-jährigen Bestehen etwas ganz Besonderes einfallen lassen: sich selber ein opulent angelegtes Ständchen zu geben – unter Einbezug ehemaliger Vereinsangehöriger, musikalischer Schwestervereine wie der Jugendmusik Härkingen-Neuendorf, des Gemischten Chors, des Kirchenchors sowie der gesamten Zuhörerschaft. Durchs Programm führte Martin Sägesser.

Schweizer Komponisten

Eingeleitet wurde es mit einem von Wolfgang Wössner arrangierten «Bon-Jovi-Rock-Mix», unter dessen martialischen Stakkati, die später in rockig-jazzige Rhythmen übergingen, man sich durchaus ein im Stechschritt marschierendes Corps hätte vorstellen können.

Nicht fehlen durfte unter den Gratulanten natürlich der bekannte Fulenbacher Komponist Stephan Jaeggi; die eher selten gehörten «Burgfanfaren» aus der Vielzahl seiner berühmten Märsche machte dem Programm alle Ehre und war ein exquisites Hör-Erlebnis.

Mit einer vorwiegend in Moll gehaltenen nur spärlich mit Dur-Akkorden durchsetzten «Ouvertüre über ein altes (Ost-)Schweizer Volkslied» («Änneli, wo bisch geschter gsi?») legte Dirigent Urs Heri eine feinfühlige, überzeugend interpretierte Probe seiner Könnerschaft als Komponist vor. Heri wurde im vergangenen, von ihm initiierten Jahr der Klarinette übrigens mit dem Stephan-Jaeggi-Preis ausgezeichnet.

Der Tessiner Klangschöpfer Franco Cesarini bereicherte das Ständchen-Programm mit «Arizona», einer Ouvertüre über eine indianische, sehr eigen-willig schmeichelnde Folk-Melodie. Verstärkt um die in Konzerterfahrungen bereits mehrfach erprobte Jugendmusik Härkingen-Neuendorf trug die Musikantenfamilie Thomas C. Duffys unheimliches musikalisches Gemälde «Snakes!» («Schlangen!») vor.

Es waren beängstigend dissonante Klänge, welche die widersprüchlichen Gefühle, mit denen man als Mensch diesem kriechenden Getier mit äusserster Reserviertheit begegnet, wohl kaum trefflicher zu illustrieren vermocht hätten.

Unter der straffen Leitung von Andreas Moser brachte die Jugendmusik Härkingen-Neuendorf Andrew Lloyd Webbers «Highlights from the Phantom of the Opera», arrangiert von Johnnie Vinson, zu Gehör; satte, weiche, duftig getragene, eingängige Klangwolken.

Am Schluss des ersten Konzertteils stand «Totally Nuts» des Holländers Peter Kleine Schaars, eine Suite in vier Sätzen über eine irre Kokos-, eine walzernde Wal-, eine berauschte Erd- und eine voreilige Haselnuss. Den Applaus belohnte der musikalische Nachwuchs mit Harry Belafontes «Banana Boat».

Ex-Mitglieder zurückgeholt

Rund 20 frühere Weggefährten griffen zu ihren Instrumenten und mischten sich in die Reihen ihrer ehemaligen Musikantenkameraden. Mit ihnen gaben sie eine Liebeserklärung an die Musik zum Besten mit John Miles’ von Derek Broadbent arrangierten Titel «Music».

Einen speziellen Höhepunkt zum Einbezug des gesamten Publikums hatten sich der Schlagzeuger Andy David und Dirigent Urs Heri mit der Uraufführung ihrer eigens zum Jubiläum gemeinsam komponierten Koproduktion «Fiesta» ausgedacht:

Die Zuhörerschaft, eingeteilt in vier völlig unterschiedliche Rhythmen klatschende, stampfende und schnippende Gruppen, unterstützten die musikalischen Klänge Urs Heris mit vom Perkussionisten Andy David angeleiteter Body-Percussion. Dank rhythmisch begabtem Publikum gelang das Experiment zur Verblüffung aller auf Anhieb.

Gesangvereine eingebunden

Mit dem wunderschönen Gesangspart im von Norman Tailor arrangierten Song «Amazing Grace» hatten die Musikanten die musizierenden Schwestervereine, den Gemischten Chor und den Kirchenchor betraut. Die musikalische Zusammenarbeit bewährte sich auch im von Marcel Saurer arrangierten Titel «Think» von Aretha Franklin und Ted White sowie im Potpourri aus bekannten Volksliedern, das Urs Heri als Zugabe arrangiert hatte.

Traditionell schloss das Konzert mit dem «Kleeblatt-Marsch» von Walter Joseph, in dessen eingewobene Passage des Neuendörfer Liedes von Pfarrer Paul Eggenschwiler der Saal sangesfreudig einstimmte.