Die Generalversammlung der Oensingen-Balsthal-Bahn AG (OeBB) beschäftigte sich nebst dem herausfordernden Geschäftsjahr 2020 und einem Jahresverlust von 541‘421 Franken vor allem mit der strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens.
Auch dieses Jahr fand die Generalversammlung der OeBB im kleinen Kreis und mit schriftlicher Stimmabgabe der Aktionärinnen und Aktionäre statt. So konnte Verwaltungsratspräsident Thomas Fluri am Mittwoch in Balsthal nebst dem Geschäftsführer Markus Schindelholz und der Leiterin Finanzen Barbara Riser die zwei Vertreter des Hauptaktionärs der Einwohnergemeinde Balsthal, Freddy Kreuchi und Max Bühler, begrüssen. Sämtlichen Anträgen des Verwaltungsrats wurde mit Mehrheiten zwischen 95 und 100 Prozent zugestimmt.
«Das Geschäftsjahr 2020 war in vielerlei Hinsicht ein spezielles, nicht nur wegen dem Coronavirus-Ausbruch», heisst es in einer Mitteilung des Unternehmens. 3,795 Millionen Franken - so viel wie noch nie in der 122-jährigen Geschichte der Bahn - sei in die Erneuerung von Schienen, Schwellen, Weichen, Bahnübergängen und Fahrleitungen investiert worden. «Damit ist bis auf ein kurzes Stück das gesamte Hauptgleis und die komplette Fahrleitungsanlage zwischen Oensingen und Balsthal in den letzten acht Jahren unfallfrei und termingerecht erneuert worden.»
Im Güterverkehr sei mit über 488'000 bewegten Bruttotonnenkilometern ein «erfreuliches Plus» von 26,7 Prozent zu verzeichnen. Im Personenverkehr kam es aufgrund Corona zu einem Rückgang der Anzahl Fahrgäste um 21,1 Prozent.
Während der Event- und Charterverkehr praktisch zum Erliegen kam, nahmen die Erträge durch erbrachte Dienstleistungen für Dritte leicht zu. Am Ende resultierte ein Minus von 541'421 Franken, wobei die Sonderabschreibung des heute defekten, 2008 von der SBB übernommenen Pendelzuges mit 283'000 Franken den grössten Anteil hat.
Ein zweiter grosser Negativposten waren die ungedeckten Folgekosten von über 140'000 Franken nach der misslungenen Sanierung der Schlaglöcher strassenseitig beim Bahnübergang Thalbrücke Anfangs August 2020. Nach Verwendung von Reserven und Gewinnvortrag startet die OeBB mit einem Passivsaldo von 69‘750 Franken ins Geschäftsjahr 2021.
Der grösste Teil der Infrastruktur-Erneuerung konnte 2020 abgeschlossen werden. In den nächsten beiden Jahren sollen noch eine neue Technikkabine, der Ersatz des Stellwerks und der Neubau eines behindertengerechten Perrons in der Klus sowie die Ausrüstung aller Bahnhöfe mit optischer Fahrgastinformation in Echtzeit folgen.
Danach ist der Ersatz von Weichen und Nebengleisen in Balsthal und Klus vorgesehen, welche zum Teil noch von der Gründungzeit von 1899 stammen.
Im Rahmen der Strategieüberprüfung 2020 habe der Verwaltungsrat festgestellt, dass die OeBB ein Entwicklungspotential in primär drei Bereichen aufweise, heisst es im Communiqué weiter.
Und noch was Personelles aus der Generalversammlung: Stefan Fiechter war der einzige unter den acht Verwaltungsräten, bei dem die Wiederwahl anstand. Er wurde für weitere vier Jahre im Amt bestätigt.
Die OeBB ist Besitzerin verschiedener historischer Fahrzeuge und Bahnutensilien. Um diese zu unterhalten und der Öffentlichkeit als Kulturgut zu präsentieren und einzusetzen braucht es viel Freiwilligenarbeit und Spendengelder. Dies war bisher lose organisiert und soll nun in einen eigenen Verein überführt werden.
Das Ziel des neuen Vereins «OeBB Historic» wird sein, den bestehenden Nostalgiebetrieb der OeBB zu erhalten und zu fördern, zur Pflege und Unterhalt von historischen Rollmaterial und Bahnutensilien beizutragen und das dazu nötige technische Fachwissen zu bewahren. (szr)