Das Thal kann man nicht als literarische Hochburg bezeichnen. Keine Autorin, die von sich reden gemacht hätte, und einzig Ueli Hafner, der Dichter aus Holderbank, der zumindest im Kanton Solothurn einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat.
In kleineren literarischen Formaten wurde das Thal immer wieder zum Thema, zum Beispiel in den noch immer sehr lesenswerten Sagen, die Heinrich Deubelbeiss und Rosmarie Pfluger gesammelt haben. In Reisejournalen des 18. und 19. Jahrhunderts werden sowohl Balsthal (in Sophie la Roches Reisebeschreibungen von 1787) als auch Gänsbrunnen (in Hilaire Bellocs Aufzeichnungen) erwähnt.
Einige auswärtige Autoren wurden vom Thal inspiriert, so der Württemberger Dichter Johann Peter Hebel, der im «Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes» eine Erzählung über einen «jungen Schweizer aus Ballstall» platzierte, in der in humoristischer Weise die Probleme einer jungen Ehe zwischen einem Schweizer und einer Spanierin zur Sprache kommen. Auch der Schweizer Nobelpreisträger Carl Spitteler wurde auf seinen Wanderungen von Langenbruck Richtung Hägendorf oder Balsthal so sehr von den wunderbaren Schluchten beeindruckt, dass sie in sein lyrisches Werk der «Jurakönigin» einflossen.
Es gibt meines Wissens nur einen Roman, der vollständig im Thal spielt und dessen Protagonisten durch ihre Sprache (oft auch in Form von Mundartliedern) als Thaler erkennbar werden. Es handelt sich um den Roman «Der Wahlestich». Ein etwa 360 Seiten umfassendes Werk, das der damalige Ramiswiler Pfarrer Werner Liechti in den 1930er-Jahren verfasst hat.
Der Inhalt lässt sich so zusammenfassen: Kurz nach der Französischen Revolution von 1789 kommt der vom Erzähler als Unflat bezeichnete Köbi Wahler ins Guldental und verbreitet dort die neuen Ideen aus Frankreich. Sein ruchloses Wesen wird hervorgehoben und damit sind auch die Ideen gemeint, die er verbreitet und die sich im Besonderen gegen die katholische Kirche richten.
Schon bald gerät er in Konflikt mit dem Ramiswiler Sigristen Franz Josef und versucht sogar, das rechtschaffene junge Mädchen Änneli zu vergewaltigen. Zwischen Änneli und Franz Josef entwickelt sich eine zarte Romanze, die den aufrührerischen Wahler zur Weissglut treibt. In einem finalen Showdown ermordet er seinen Nebenbuhler, wird aber am gleichen Ort von einem Erdrutsch begraben, womit für Gerechtigkeit gesorgt ist.
Den Einschnitt oder eben «Stich», den der Bergrutsch hinterlassen hat, kann man noch heute auf der rechten Strassenseite Richtung Scheltenpass sehen und er gibt dem Roman auch seinen Namen. Zudem zeugt ganz in der Nähe ein Holzkreuz auf der linken Strassenseite von der ursprünglichen Sage, die offenbar im Guldental von Generation zu Generation weitererzählt wurde.
Pfarrer Liechti ist in seinem Werk recht präzise, sodass einige Orte gut erkennbar sind. Er lässt die Sage aus dem 18. Jahrhundert wieder aufleben, aber leider fühlt er sich offenbar noch sehr dem Kulturkampf verpflichtet und flutet das Werk mit einer frömmlerischen Propaganda, die den eigentlichen Sagenkern ertränkt und auch die durchaus vorhandenen literarischen Qualitäten untergehen lässt. Es verwundert deshalb nicht, dass das Buch heute nicht mehr greifbar ist und die wenigen Exemplare, die antiquarisch noch vorhanden sind, werden kaum für eine Renaissance des Textes sorgen.
Dies kann man so nicht stehen lassen, liebe Thalerinnen und Thaler, machen wir uns an die Arbeit und sorgen wir dafür, dass das Thal den ersten Roman bekommt, der zu begeistern weiss.