Niederbuchsiten
Asylheim kommt nicht zustande: Rat zieht nach Infoanlass Notbremse

In einem 7-Familienhaus am Rain wollte der Gemeinderat eine Wohnung für asylsuchende Menschen mieten. Nach massiven Protesten der Bewohner sieht der Rat nun davon ab.

Erwin von Arb
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In das Mehrfamilienhaus am Rain 24 werden keine Asylbewerber einziehen.

In das Mehrfamilienhaus am Rain 24 werden keine Asylbewerber einziehen.

Bruno Kissling

Jacqueline Wyss staunte nicht schlecht, als sie erfuhr, dass die Gemeinde im Nachbarhaus am Rain 24 eine 41/2-Zimmerwohnung gemietet hat, um darin Asylsuchende unterzubringen. Erfahren hatte sie das an dem von der Einwohnergemeinde Niederbuchsiten am Montagabend in der Gemeindeverwaltung organisierten Infoanlass. Der Einladung waren neun Stockwerkeigentümer sowie Mieter der zwei benachbarten 7-Familienhäuser gefolgt.

Gemeindepräsident Markus Zeltner liess nach der Begrüssung verlauten, dass die Gemeinde im laufenden Jahr auf Geheiss des Kantons mindestens acht Asylbewerber aufnehmen muss. Die Alternative dazu sei die Vergabe von Kontinenten an andere Gemeinden, was aber mit Kosten von rund 100 000 Franken verbunden sei. Deshalb habe der Gemeinderat beschlossen, im Dorf nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten zu suchen.

Vertrag war unterschrieben

Fündig wurde der Gemeinderat zur Überraschung der Anwesendenden bei einem Stockwerkeigentümer, welcher der Gemeinde eine 41/2-Zimmerwohnung zur Miete angeboten hatte. Zeltner erläuterte, dass die Gemeinde in dieser im ersten Obergeschoss gelegenen Wohnung vier Asylsuchende unterbringen werde. Der Vertrag mit dem Besitzer der Wohnung sei bereits unterzeichnet und der Bezug der Wohnung erfolge voraussichtlich 1. Juni.

Der Wohnungsbesitzer musste sich in der Folge die Vorwürfe der Miteigentümer der zwei Mehrfamilienhäuser anhören, sie nicht vor der Vertragsunterzeichung darüber informiert zu haben. Dieser habe dazu lediglich scheinheilig verlauten lassen, dass nicht er, sondern die Gemeinde Asylbewerber in der Wohnung unterbringe. «Als ob das einen Unterschied machen würde», empört sich Jacqueline Wyss. Dies hätten auch die anderen Besucher der Infoveranstaltung deutlich zum Ausdruck gebracht.

Unbehagen machte sich breit

Auch heute, einen Tag nach dem Infoanlass, kann die 55-jährige Frau immer noch nicht verstehen, weshalb die Gemeinde gegen den Willen der Mehrheit der Stockwerkeigentümer und Mieter Asylsuchende in der Liegenschaft unterbringen will. Inzwischen hat sich Widerstand gegen diese Pläne formiert. Gebangt wird um die Sicherheit in den zwei mittels einer Tiefgarage verbundenen Häusern. Die Bewohnerschaft befürchtet, dass die sonst immer offenen Türen nach dem Einzug der Asylbewerber aus Sicherheitsgründen geschlossen werden müssen. «Wir haben Angst vor dem, was auf uns zukommt», meint Jacqueline Wyss zum Gemütszustand im Quartier.

Heute Nachmittag kam für die Bewohner der betroffenen Liegenschaft die erlösende Nachricht von Gemeindepräsident Markus Zeltner. Dieser erklärte gegenüber dieser Zeitung, dass die Gemeinde auf die geplante Einquartierung von Asylsuchenden im Rain 24 verzichtet. «Wir können nicht gegen den Willen der Bewohner handeln und werden deshalb vom Mietvertrag zurücktreten.» Die Gemeinde sei diesen unter der Bedingung eingegangen, dass dort Asylsuchende einziehen könnten und das sei nun nicht mehr möglich.

Vermieter meldet sich zu Wort

Diese Entwicklung rief heute Serge Scheidegger, den Vermieter der fraglichen Wohnung auf den Plan. Er habe keine bösen Absichten verfolgt, beteuert der 68-Jährige. Er sei vielmehr von der Gemeinde auf allfällig frei werdende Wohnungen angesprochen worden und eine solche habe er dann auch angeboten. Vor der massiven Abwehrreaktion der Miteigentümer und Mieter sei er überrascht worden, sagt der auf der gegenüberliegenden Strassenseite in einem Einfamilienhaus wohnende Mann. Für eine Auflösung des Mietvertrags will er Hand bieten. Frühestens sei dies Ende September möglich. Schliesslich müsse er jetzt wieder nach neuen Mietern Ausschau halten.