Theatergruppe Holderbank
Anwalt: «Nur ein toter Henk ist ein guter Henk»

Die Schauspieler der Theatergruppe Holderbank brillierten in ihren Rollen als Lügner und Mörder.

Liliane Manzanedo (Text)und Bruno Kissling (Fotos)
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Von links nach rechts: Die irre Anthea Henk (Gabi Schenker), verführerische Fabia Henk (Janine Schweingruber), strenge Sue Mapleton (Caroline Eggenschwiler), arglistige Henrietta Henk (Ramona Gisin) und verdrehte Ottilia Henk (Monika Stohler).

Von links nach rechts: Die irre Anthea Henk (Gabi Schenker), verführerische Fabia Henk (Janine Schweingruber), strenge Sue Mapleton (Caroline Eggenschwiler), arglistige Henrietta Henk (Ramona Gisin) und verdrehte Ottilia Henk (Monika Stohler).

Bruno Kissling

Kurz nach 20 Uhr öffnen sich in Holderbank die Vorhänge auf der Bühne der Mehrzweckhalle und die Premierenvorstellung von «Die Henks» beginnt.

Zwei Drittel des Saales ist gefüllt. Die Bühnendekoration lässt das Publikum tatsächlich glauben, es befinde sich in einem unheimlichen englischen Landhaus mitten im Moor, sehr weit entfernt von jeglicher Zivilisation.

Der chic gekleidete Butler Dean Previtt (Jörg Meier) und das Hausmädchen Ella Honeywell (Martina Gisin) versuchen vergeblich, die staubigen Requisiten des offenbar seit langem leerstehenden Landsitzes auf Hochglanz zu bringen.

Bald kommen nämlich die Gäste: die Familie Henk. Dean Previtt eröffnet das Stück mit Charme und Humor. Trotzdem wird den Zuschauern schnell klar, diese Nacht wird ungemütlich.

Dichter Nebel, keine Telefonverbindung, Geldgier, falsche Spielchen und eine skrupellose Familie sind einige der Zutaten, die zum mörderischen Rezept beitrugen, welches das Publikum an diesen Abend serviert bekam.

Die letzten Henks

Mit dieser Familie sollte man es sich lieber nicht verscherzen. Seit Generationen lebt sie davon, anderen den Garaus zu machen. Jeder Mord ist exakt protokolliert.

Egal ob vergiftet mit Zitronensäure, Kopf verloren bei einem Autounfall, erstickt oder erschossen, alles wird unverblümt niedergeschrieben. Sensibilität scheint für die Henks ein Fremdwort zu sein.

Nun folgen die letzten fünf Henks – Ottilia, Henrietta, Augustus (Adrian Plattner), Anthea und Fabia – der Einladung ihres Anwalts Thomas Crayle (Hans Probst) und versammeln sich auf ihrem Familiensitz, um Familienangelegenheiten zu klären.

Seit über 60 Jahren vertritt das Anwaltsbüro Crayle das Interesse der Mörderfamilie. Seine Sekretärin Sue Mapleton kommt hinter das Geheimnis der Henks und lässt sich nicht mehr weiter mit dem normalen Gehalt, den ihr Crayle bezahlt, abspeisen.

Ihre Verschwiegenheit soll fortan mehr kosten. Crayle involviert sie in seinen Plan. Er hat es nämlich auf das Erbe der Henks abgesehen:

«Nur ein toter Henk ist ein guter Henk. Erst wenn der letzte Henk im Moor versunken ist, können wir abkassieren.»

Für so manchen Zuschauer mag Crayles und Mapletons Plan, eine Handvoll Profikiller unter einem Dach zu versammeln und alle auf einmal eliminieren zu wollen, ziemlich lächerlich tönen.

Geldgierige Amateure, die leichtsinnig mit ihrem Leben spielen, oder? Ihr Plan jedoch wird in der Tat jemanden begünstigen.

«Die Jüngste und die Schönste»

Fabia Henk hat es in sich. Selbstsicher betritt sie den Raum, sieht den jungen fremden Mann, Lerry Lewis (Oskar Hartmeier), sitzend auf dem Sofa und fragt ihn: «Ich bin Fabia Henk, die Jünste und die Schönste. Was kann ich für dich tun, Schatzi? Wen darf ich für dich umlegen?»

Zu spät realisiert sie, dass es sich bei Lewis um keinen Kunden, sondern um ein Opfer einer Autopanne handelt, der versehentlich im Landhaus gelandet ist.

Sie weiss, sie muss ihn umbringen, trotzdem nutzt sie vorher noch jede Gelegenheit, sich ihm um den Hals zu schmeissen. Sie findet ihn nämlich ganz nett.

Sie grunzt, wenn sie lacht. Jedes Mal lacht das Publikum mit ihr mit. Kokett und hemmungslos spielt Janine Schweingruber, die zum ersten Mal mit der Theatergruppe auf der Bühne steht, die Rolle der Fabia Henk.

Definitiv ein bereichernder Neuzugang für die Gruppe.

Talent und Special Effects

Dass jeder Charakter überzeugt, zeigt sich im Verlust des Zeitgefühls während des Auftrittes. Jede Figur besitzt ihre Eigenheiten.

Sie sprechen und lachen verschieden, haben unterschiedlichste Gesichtsausdrücke. Die Story lebt. Die Handlung wird unterstützt durch gruslige Musik, flackernde Lichter und Pistolentönen.

Auch künstliches Blut und Schreie steigern den Puls der Zuschauer.