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Solothurn
Thal-Gäu
Das Ranking der Weltwoche enthüllt, dass Mümliswil-Ramiswil die unattraktivste Gemeinde im Kanton Solothurn ist. Es folgt eine nicht ganz ernst gemeinte Auseinandersetzung mit der Gemeinde im Guldental.
Seit Jahren ist Mümliswil-Ramiswil am Ende. Zumindest wenn man dem Gemeinderating der Weltwoche Glauben schenkt. In diesem Jahr ist die Guldentaler Gemeinde auf Rang 909 von 919 verglichenen Gemeinden. Seit dem letzten Platz im Jahr 2010 und 2014 haben sich die Mümliswiler etwas gesteigert, doch so richtig attraktiv ist die Gemeinde immer noch nicht. Was also ist los in diesem Mümliswil-Ramiswil? Ein Besuch vor Ort verrät mehr über das Dorf.*
Ach, wie unattraktiv doch Mümliswil-Ramiswil ist. Richtig abweisend. Beim Dorfeingang wird dem geneigten Besucher gleich der Erfolg der hiesigen Firmenwelt um die Ohren geschlagen: 30 Jahre ist das Geschäft im violetten Haus bereits alt, wie penetrant hier auf Jubiläen hingewiesen wird.
Jaja, wir haben verstanden, es gibt hier auch erfolgreiches Gewerbe, nicht nur so marode Buden, die lausige 850 Arbeitsplätze bieten. Und das Grauen geht weiter: Links etwa ein Museum. «Haarundkamm», was soll denn das? Wer will schon die wunderbaren Kämme, welche von Mümliswil-Ramiswil aus in der ganzen Welt zu Bekanntheit gelangten, sehen? Richtig, niemand.
Trotz aller Häme, die alljährlich auf das Dorf einprasseln, sind hier hinten, ganz tief zwischen den Falten des Juras, immer noch Menschen zu finden. Sie glauben wohl noch an ihr Dorf, doch dass sie in der Vorhölle wohnen, ist ihnen offenbar nicht bewusst. Wie auch, aus dem Dorf rauszukommen, ist sehr schwierig.
In einem richtigen Kessel ist das Dorf angesiedelt. Umgeben von Jurahängen, auf denen sich ab und an Wanderer verwirren und die Landschaft bestaunen. Idyllisch sei es hier, wird manch einer bemerken. Doch idyllisch ist nicht attraktiv, liebe Mümliswilerinnen und Mümliswiler. Unattraktiv ist zum Beispiel auch der Weg ins weit malerischere und viel attraktivere Nachbardorf Beinwil. Ein ganzer Berg steht einfach im Weg und dabei muss erst noch eine mühsame Baustelle passiert werden. Da versteht man die Weltwoche schnell mal. Und auch der Weltort Balsthal ist nur mühsam über eine kurvige Strasse zu erreichen.
Einen Sonderabzug gabs wohl auch für den Fussballplatz, der seit einiger Zeit nicht bespielbar ist. Was ebenfalls auffällt in diesem Sodom und Gomorra von einem Dorf: die spärliche Grundversorgung. Nur gerade ein Coop, ein Dorfladen mit integrierter Metzgerei, ein weiterer kleinerer Laden vis-a-vis der einen Bank im Dorf und der Post. Da hungert doch die halbe Bevölkerung. Und produziert wird auch nichts in diesem Dorf, ausser einem bisschen Bergkäse.
Zudem besteht das Dorfleben zu einem grossen Teil aus Vereinsleben. Von Vorgestern ist dieses Konzept, wie sollen denn die Dorfvereine etwas Attraktives auf die Beine stellen können? Etwa ein Dorffest, bei dem das halbe solothurnische Thal nach Mümliswil pilgert? Fast undenkbar.
Doch das Schlimmste an diesem Dorf ist wohl die geschickt versteckte Diktatur, welche sich seit Jahren in Mümliswil an der Macht hält. Der Gemeindepräsident ist schon so lange an der Macht, soweit zurück reichen nicht mal die Archive dieser Zeitung. Wie so etwas möglich ist? Wohl kaum mit lauteren demokratischen Mitteln. Es ist praktisch unmöglich, dass die Bevölkerung seit Jahren nur am Gemeindepräsidenten festhält, weil er praktisch rund um die Uhr für die Belange der Bevölkerung einsteht. Und in jedem Jahr wieder sein Dorf gegen die Weltwoche verteidigt, nicht mit Polemik, sondern mit Fakten.
Alles in allem also ein schreckliches Dorf, welches nur noch auf so überholte Konzepte wie Zusammenhalt, Idylle, Vereinsleben oder Tradition bauen kann. Da kann davon ausgegangen werden, dass das Dorf im Guldental wohl bald ganz ausgestorben sein wird.
* Aus Angst davor, dass in Mümliswil-Ramiswil böse Krankheiten lauern, wurde der Besuch per Google Street View gemacht. Schön sicher vom Bürostuhl aus. Die ganz harten Fakten liessen sich auch so zusammentragen, schliesslich ist das Ranking auch nicht anders entstanden.