Frohe Botschaft für die Stromkonsumenten und -konsumentinnen: Die Tarife für den «Pfuus» sinken auf Anfang 2012, und zwar auf breiter Front. Die grossen Preisdifferenzen innerhalb der Gemeinden in der Region bleiben aber bestehen
Die AEK Energie AG in Solothurn, die Regio Energie Solothurn und die Städtischen Werke Grenchen (SWG) gaben ihre Senkungen bereits bekannt (wir berichteten). Eine Umfrage unter weiteren Stromversorgern in der Region zeigt dasselbe Bild: Der Verbraucher muss weniger bezahlen.
Grosse Spannweite
Allerdings variiert das Ausmass der Tarifreduktion. Den stärksten Rückgang kommunizieren die SWG mit einer durchschnittlichen Reduktion von 5,8 Prozent und einer Spannweite von minus 2,8 bis minus 8,2 Prozent.
Die Kunden der a.en Aare Energie AG in Olten müssen im Durchschnitt 4,5 Prozent weniger bezahlen; im schlechtesten Fall 1 Prozent und im besten Fall 5 Prozent. Gross ist die Spannweite bei der Regio Energie Solothurn, sie reicht von minus 2,2 bis minus 8,4 Prozent.
Über alle Kundengruppen hinweg sind es 4,1 Prozent. Die Kunden der AEK müssen zwischen 1,8 und 4,3 Prozent weniger berappen, im Durchschnitt sind es 3 Prozent. Die Gebnet AG in Lohn, sie versorgt Solothurner und Berner Gemeinden, senkt ihre Tarife um 2,5 bis 4 Prozent.
Auch die Elektra Oekingen Halten passt ihre Preise nach unten an, und zwar zwischen 2,5 und 4 Prozent. 2 respektive 2,1 Prozent beträgt der durchschnittliche Nachlass bei der Elektra Fraubrunnen und bei der Elektra Neuendorf.
Die teilweise grossen Spannweiten verdeutlichen, wie schwierig es ist, die Tarife mehrerer Versorger miteinander zu vergleichen. Praktisch jeder Haushalt ist individuell, abhängig vom Gesamtverbrauch, Anteil Hoch- und Niedertarif usw. Um trotzdem Trends aufzuzeigen, hat die Elektrizitätskommission (Elcom) einen Internet-Stromrechner aufgeschaltet.
Da können alle ihre Wohngemeinden eingeben und das zutreffende Verbrauchsprofil wählen und schon wissen sie, wie viel sie eine Kilowattstunde gesamthaft kostet.
Neuendorf am günstigsten
Unserem Vergleich von zehn Gemeinden haben wir das Verbrauchsprofil H4 zugrunde gelegt. Demnach zahlt eine vierköpfige Familie in einer 5-Zimmer-Wohnung mit Elektroherd und Tumbler und mit einem jährlichen Verbrauch von 4500 Kilowattstunden in Neuendorf am wenigsten. Dort kostet eine Kilowattstunde ab 1.1.2012 genau 15.30 Rappen.
Am teuersten bleibt der Strom für dieses Verbrauchsprofil in Biberist (24.01 Rappen) und in Grenchen (23.87 Rappen).
Per Just, Chef der SWG Grenchen, bestreitet die Berechnung für das gewählte Verbrauchsmodell H4 nicht. «Aber dieses ist für Grenchen nicht aussagekräftig, weil praktisch kein einziger Haushalt diesem Modell entspricht», erklärt er.
Man müsste Vergleiche über alle acht Verbrauchsprofile typischer Haushalte ziehen. «Und da sind wir mit dabei», vermutet Just. Auch Peter Kofmel, Geschäftsführer der Energieversorgung Biberist (EVB), lässt den Vergleich so nicht gelten.
Das Standard-Modell im Preisrechner stimmt mit dem EVB-Kundenprofil nicht überein.» So sei etwa bei den Biberister Kunden der Anteil des günstigeren Niedertarifstromes viel höher.
Kleinräumige Versorger im Vorteil
Die AEK, die beim Preisvergleich des Verbrauchsprofil H4 ebenfalls zu den «Teureren» gehört, führt noch einen weiteren Grund an. Die AEK sei eines der wenigen privatrechtlich geführten Energieversorgungsunternehmen.
«Wir können den Strom nicht unter unseren Selbstkosten verkaufen. Nur wenn wir wirtschaftlich arbeiten, können wir die nötigen Investitionen in die Netz-Infrastruktur aus eigener Kraft tätigen», sagt Ulrich Münch, Bereichsleiter Strom bei der AEK. Daneben gebe es auch genossenschaftlich organisierte Elektras, die ehrenamtlich arbeiten und dadurch tiefe Personalkosten hätten.
So wird etwa die Elektra Neuendorf von einer nebenamtlichen Kommission geführt und verfügt über schlanke Strukturen. «Das hat sich für unsere kleine Gemeinde bewährt», heisst es bei der Elektra Neuendorf.