Stadtbummel Solothurn
Zupapperei der halben Stadt mit kaum zu beseitigendem «Chläbi»

«Klebendig» war die Stadt an der Fasnacht – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wer sich auf Spurensuche begibt, wird rasch fündig.

Wolfgang Wagmann
Wolfgang Wagmann
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Überklebte Signaltafel

Überklebte Signaltafel

ZVG

Wir reden nicht von den bunten Konfetti, die sich besonders hartnäckig im Grien des bald wieder bevölkerten Boule-Platzes im Kreuzacker halten. Nein, es geht um eine Unsitte. Eine klebrige. Viele Guggen und Zünfte sind ja stolz auf ihre Embleme, und einige davon haben es sogar als Gravur auf ewige Zeiten ins Gassenpflaster geschafft.

Aber was soll die Zupapperei der halben Stadt mit kaum wieder zu beseitigenden «Chläbi» auf Signaltafeln, Fassaden und Schaufenstern? Die Kulturfabrik Kofmehl verzichtet inzwischen aus genau diesem Grund auf die Produktion von «Köfu»-Klebern, doch einige Gruppierungen konnten es nicht lassen und wirkten gleich flächendeckend. Eigentlich reichen uns die unsäglichen Antifa-Tags und jener Blödhammel, die nicht einmal eine Botschaft hinter ihrem Tun verstecken. Oder ist «Antifa» die neue Abk. für «Antifasnacht»?

«Läbig» wirkt die Stadt aktuell ganz besonders. Fast kein Durchkommen mehr auf dem Märet. Wer eine Beiz mit Vorgelände hat, lädt mit Stuhl und Tisch zum Verweilen. Es wird wieder eng in Solothurn. Und dazwischen die Velos. Gehätschelt als Vorzeige-Verkehrsteilnehmende. Und jetzt auch noch von Fahrverboten befreit, die ohnehin niemand beachtet. «Flüssiger» werde damit der Veloverkehr, meinte der zuständige Stapo-Beamte dazu. Nein, «überflüssiger» werden damit für die armen Uniformierten blamable Szenen. Wie der vergebliche Anhalteversuch einer Doppelpatrouille im «Ypsylon» zwecks Bekanntgabe von Fahrverbot und anschliessendem Busse tun. Denkste! Der oder die Fehlbare kurvt einfach weiter durch den Fussgängerverkehr – bei genügend Kenntnissen des Freihändig-Fahrens würde es wohl noch eine lange Nase für die Stadtpolizei absetzen...

«Gäbig» so ein Stadtbummel. Drum motzen wir gleich weiter. Velos sind ja so was Tolles. Sie schiessen unversehens über den Stopp-Sack bei der Theatergasse hinaus auf den Klosterplatz – von oben sausen sie gleichzeitig mit gefühlten 50 km/h den Kronenstutz runter. Rechts vom inzwischen verabschiedeten Cheschtelemuni tauchen sie plötzlich vor dir auf, aber eigentlich müssten sie unten links vorbeizischen. Interessiert keine Sau. Und ehrlich: Lieber zwei, drei Hudipfupf-Kleber auf, als ein halbes Dutzend «Göpple» vor dem Schaufenster. Aber lassen wir das. Es könnten ja Kundinnen sein. Wir sind noch nicht ganz fertig. Letztens wurde ich beim Stadtbummel von hinten lauthals angepflaumt. Ich hätte wohl das kleine Seitenschrittchen in die rasante Fahrbahn des herannahenden Drahtesels unterlassen sollen. Sorry, lieber Velofahrer! Habe halt meine zwei ausklappbaren Rückspiegel daheim vergessen. Die vom Typ «Paar a d’ Ohre!»