Solothurn
Wohin eine Odyssee (ent)führen kann: Musikschule begeistert mit Kinderoper

Die Musikschule Solothurn begeisterte mit der Kinderoper «Penelope’s Game».

Gundi Klemm
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Premiere von der Kinderoper «Penelope's Game»
7 Bilder
Kinderoper "PENELOPE'S GAME"
Premiere von «Penelope's Game»
13 Bilder wurden insgesamt gezeigt
Das Bühnenbild ist von Oskar Fluri
Kinderoper "PENELOPE'S GAME"
Kinderoper "PENELOPE'S GAME"

Premiere von der Kinderoper «Penelope's Game»

Hanspeter Bärtschi

Das Stück ist einfach eine Wucht: ob in den fantasievollen Bühnenbildern, in der Besetzung der Rollen, in dem aus vielen kleinen und wenigen grossen Menschen bestehenden Orchester oder in den wandlungsreichen Chören. Man müsste dieses aus Initiative und Komposition von Philipp Stampfli mit dem Libretto von Simona Ryser entstandene, durchaus anforderungsreiche Werk gleich mehrfach sehen und hören, um Ideenreichtum und Gestaltungsfeinheiten gewichten und wertschätzen zu können.

Aber eigentlich ist das Opus keine Oper explizit für Kinder, sondern ein Werk, in dem vielfältig begabte Kinder und Jugendliche mitwirken. Ausgedacht haben sich die geraffte Handlung nämlich Erwachsene, die darin ein Leiden unserer modernen Zeit thematisieren. Es geht um Spielsucht auf Computer und Handy.

Reise bis in die Unterwelt

Schlag auf Schlag war das Publikum an der Premiere im Stadttheater von einer herrlich lebendigen Schau aus 13 Bildern in Bann gezogen. Hilfreich fürs tiefere Verständnis der Oper wäre etwas Ahnung von griechischer Mythologie. Denn diese Geschichte um die Eroberung von Troja und die neun Jahre dauernde Irrfahrt des Helden Odysseus und seiner Gefährten bildet die Grundlage zu «Penelope’s Game». Das Mädchen Penny (Eva Gunti) hat sich völlig ans Spielen auf ihrem Handy verloren. Sie ist ihrem jugendlichen Leben ganz entrückt, beteiligt sich nirgendwo und hat schlechte Schulnoten, weil sie immer weiter in ihr Adventure-Game «Odyssee» eintauchen will.

Die Eltern machen sich Sorgen, die Lehrerin verliert fast die Geduld, und Schulkamerad Odi (Mathias Biehle) gelingt es nicht, sie aus ihrer Traumwelt in die Wirklichkeit zu holen. Stattdessen verfällt sie ihrer Spielsucht, begegnet wie die Troja-Heimkehrer dem sagenumwobenen einäugigen Riesen Polyphem, den sie im Kampf blendet. Dadurch erhält sie das Lösungswort und steigt in die nächste Game-Stufe auf. Später wird sie von Odi und Leila (Luxmitha Srirajan) begleitet, die sie durch Mitspielen aus ihrer Isolation holen wollen. Sie erreichen segelnd eine Insel, die von der singenden Schönheit Kirke beherrscht wird.

Mit einem weiteren Lösungswort aus der Auswahl «Sauerkraut, Heilkraut, Kopfhaut» können die Drei die Weiterreise antreten. Sie gelangen in die Unterwelt, den Hades, auf dessen Fluss Lethe der Fährmann Charon regiert. Um ihrer Gefangenschaft zu entkommen, soll ihnen der Roboter-ähnliche Spielleiter Daimon helfen. Eine Software-Neuprogrammierung gibt den Weg frei.

Denn alle Drei haben keine Lust mehr auf weitere virtuellen Verführungen. Aber noch warten Gefahren in Form der bildschönen Sirenen. Odysseus hatte an den Schiffsmast gefesselt und seine Gefährten mit Wachs in den Ohren diese Verlockung überstanden. Für die drei Gamer war mit dieser Antwort das Ziel Ithaka und damit das höchste Level mit den geografischen Insel-Koordinaten 38° 22’ Nord, 20° 43’ Ost erreicht. Und wie von Zauberhand befanden sie sich wieder in ihrem Klassenzimmer, in dem sich alle Mitwirkenden fröhlich singend auf die Ferien vorbereiten.

Sehr geglückt

Ins Bühnenbild von Oskar Fluri, das die Handlung (Inszenierung Isabelle Freymond) mit wechselndem Paneel-Hintergrund illustrierte, konnte man sich geradezu verlieben ebenso in die entzückend ausgestatten Tiere. Prächtig wirkten die Boote auf Meer und Hades. Eindrücklich gefiel die Musik aus dem Orchestergraben und die Rockband auf der Bühne, geführt von Iris Ewald.

Die Instrumentalisten, starke Singstimmen und ein bestens vorbereiteter Chor (Rahel Studer, Sara Fluri, Philipp Stampfli) wurden ebenso wie die Produktionsleiterin Pia Bürki mit viel Beifall belohnt. Begeistert mitten im Publikum sitzend sagte Schuldirektorin Irène Schori: «Ich bin glücklich, dass wir eine so tolle Musikschule haben.»

Weitere Aufführungen im Stadttheater: Sa, 29. Juni, 19 Uhr. So, 30. Juni, 17 Uhr. Infos: www.tobs.ch